Ski alpin:Blackys schwarzer Tag

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Der Alleskönner: Marco Schwarz gehört zu den wenigen Skirennfahrern, die rasant über Schussstrecken gleiten oder durch Stangen fädeln. (Foto: fabrice Coffrini/AFP)

Österreichs bislang bester Skifahrer, Marco Schwarz, verletzt sich in Bormio schwer und muss wegen eines Kreuzbandrisses lange pausieren. Das Rennen um den Gesamtweltcup ist wohl früh entschieden.

Von Felix Haselsteiner

Das Gefühl eines gerissenen Kreuzbandes kannte Marco Schwarz bereits, weshalb er kurz nach dem Sturz ins Fangnetz der Stelvio wusste, was los war. "Ich hab' sofort gespürt, dass etwas nicht hundertprozentig passt", sagte Schwarz später in einer Mitteilung, die der Skiverband verbreitete. Da stand nach einer Bergung mit dem Helikopter und einer Untersuchung schon genauer fest, was alles nicht passt bei dem 28-jährigen Österreicher, der den Gesamtweltcup bis zum Donnerstagnachmittag angeführt hatte.

Riss des vorderen Kreuzbandes, Einriss des Innenmeniskus, Knorpelschaden im rechten Knie, so lautete die fatale Diagnose, die Schwarz mindestens sechs Monate vom Leistungssport auf den Pisten abhalten wird. Ein Befund, der das österreichische Skiteam, das zum Saisonstart noch Höhenluft genießen durfte, ziemlich schnell wieder in ein Tal abfahren lässt.

Saisonende in Bormio: Marco Schwarz wird nach dem schweren Sturz mit dem Helikopter geborgen. (Foto: Mathias Mandl/Gepa/Imago)

Die Hoffnungen der Alpin-Nation nämlich hatten vor allem auf dem hochtalentierten Marco Schwarz geruht, im Weltcup "Blacky" genannt, der in seiner Karriere endlich an jenem Punkt gelangt war, an dem ihn alle immer schon gesehen hatten. Als legitimer Nachfolger von Marcel Hirscher wurde Schwarz intern schon seit Jahren eingeschätzt, weil er ein beachtliches Gefühl für Ski und Schnee mitbringt, ein Talent, das nur wenige haben.

"Sehr schade für unser Duell ist das", sagt der Rivale Marco Odermatt

Die Umsetzung scheiterte jahrelang an kleinen Fehlern und großer Nervosität, die er allerdings zunehmend ablegte: Schwarz entwickelte den Mut für die Speed-Disziplinen, wollte in dieser Saison in allen Wettbewerben fahren, hatte den Gesamtweltcup als klares Ziel ausgegeben und lag bislang voll auf Kurs als Anführer der österreichischen Mannschaft. Für den österreichischen Verband (ÖSV) wollte er die zweijährige Regentschaft des Schweizers Marco Odermatt unterbrechen, der nun wohl wieder freie Fahrt haben dürfte, weil alle Konkurrenten außer Schwarz Spezialisten für Einzeldisziplinen sind. "Sehr schade für unser Duell und für den Skisport ist das", sagte Odermatt tags darauf nach seinem Sieg beim Super-G.

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Der Unfall des Österreichers wirft daher auch ein Licht auf die Risiken und Nebenwirkungen des Ansatzes, als Generalist im Weltcup unterwegs zu sein. Ein voller Kalender bedeutet viel Belastung, insbesondere in den Hochgeschwindigkeitsdisziplinen, die Schwarz jetzt zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Verhängnis geworden sind.

2019 verletzte er sich beim Super-G in Bansko am Kreuzband des linken Knies und musste für den Rest der Saison pausieren. Es zeugt von seiner Charakterentwicklung, dass er sich nun an seinem schwarzen Tag auf jene Verletzung bezogen hat. Mit seinem operierten Knie habe er danach nie wieder Probleme erlebt, sagte Schwarz: "Das stimmt mich auch dieses Mal zuversichtlich."

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