In der zwölften Minute unterlief Roman Neustädter ein Fehlpass im Spielaufbau, und er konnte für diesen Lapsus nicht einmal den schlüpfrigen Rasen verantwortlich machen, aus dem fast bei jedem Abstoppen oder Grätschen ein großer Fladen rausgerissen wurde. Der zentral am Strafraumrand eingesetzte Burak Yilmaz setzte sich im Zweikampf geschickt per Hackentrick gegen Benedikt Höwedes durch und schoss den Ball hart zum 1:0 in die Mitte des Tores über den früh Richtung Boden gehenden Torwart Hildebrand - bereits das siebte Tor des Mittelstürmers im siebten Champions-League-Spiel dieser Saison.
Die Schalker zeigten sich aber nicht sonderlich schockiert, spielten wie schon am Samstag beim 2:2 in Mainz nach vorne und fanden schon bald Lücken beim Gegner.
In der 16. Minute standen nach Höwedes' Kopfballverlängerung Huntelaar und Verteidiger Matip völlig frei am zweiten Pfosten, doch obwohl Matip die bessere Position zum Ball hatte, versuchte der gerade ins Team zurückgekehrte Niederländer, die Kugel ins Tor zu bugsieren. Das klappte nicht, der Ball kullerte ins Toraus. Zyniker werden behaupten, dass es an der jüngsten Augenverletzung des Torjägers lag, die ihn zu einer Pause gezwungen hatte, dass er den Mitspieler nicht sah.
Nur wenn es Galatasaray gelang, direkt zu kombinieren, brachte es die Schalker in Verlegenheit. Drogba vernaschte Neustädter (18.), bekam den Ball anschließend von Sneijder maßgerecht in den Lauf gespielt. Hildebrand parierte den scharfen Linksschuss, Hamit Altintops Nachschuss knallte an die Latte - bereits sein siebter Aluminium-Treffer in dieser Spielzeit. Später bediente Drogba (38.) Burak Yilmaz, doch Hildebrand verkürzte geschickt den Winkel und verhinderte noch einmal das 2:0. Ansonsten spielten sich die brisanten Situationen bis zum Wechsel auf der Gegenseite ab. Draxler und Farfan kombinierten bis in den Strafraum (20.) und zwangen Semih fast zu einem Eigentor. Huntelaar verpasste bei einem Konter den Moment fürs Abspiel (39.).
Wie es besser geht, demonstrierte Jefferson Farfan. Er zog bei einem Schnellangriff zwei Gegner auf sich (45.), behielt im vollen Lauf die Übersicht, legte zwischen den Gegnern quer auf den frei in den Strafraum eindringenden Jermaine Jones, der aus zwölf Metern mit rechts kühl zum verdienten 1:1 abschloss - eine Entschädigung für den Mittelfeldrackerer, der im Rückspiel fehlen wird, da er für das Fordern einer Verwarnung (36.) seine dritte gelbe Karte im Wettbewerb sah. "Das war dumm", gab Jones später zu.
Hatte die Geräuschkulisse vorher an eine Baustelle mit mehreren Presslufthämmern erinnert, wähnte man sich nun in einem Frauenkloster. Und auch Galatasarays Spieler waren beeindruckt. In der zweiten Halbzeit fanden sie lange nicht ins Spiel, zu ungenau wurden die Bälle in die Spitze gespielt. Schalke hatte mehr vom Spiel und die große Chance zur Führung (55.), doch nach einer klugen Vorlage von Draxler in den Rücken der Abwehr nahm Farfan dem einschussbereiten Neustädter den Ball am Elfmeterpunkt vom Fuß und scheiterte an Verteidiger Sabri, der für Muslera rettete.
Der Istanbuler Acker verhinderte zunehmend flüssige Kombinationen, Höwedes' vertändelter Ball blieb folgenlos (65.), Huntelaar schoss in seiner letzten Szene (75.) deutlich über das Tor, eröffnete damit aber eine lebhafte Schlussphase, in der auch die Türken wieder aktiver wurden. Burak Yilmaz verzog knapp (77.) nachdem er Höwedes zum wiederholten Mal versetzt hatte. Hildebrand parierte einen Fernschuss von Sabri (79.). Draxler ließ im Gegenzug eine gute Konterchance aus (80.). Danach passierte nichts mehr, so dass Jones frech bilanzieren konnte: "Ich hoffe, dass ich im Viertelfinale wieder mitspielen kann."