Carlsen vs. Niemann:Jetzt ermittelt auch die Fide

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Magnus Carlsen (links) und Hans Niemann bei ihrer Partie Anfang September. (Foto: Crystal Fuller/dpa)

Seit Wochen hält der Schachskandal um Weltmeister Magnus Carlsen und Hans Niemann an. Nun setzt der Weltverband eine Kommission ein - und ermittelt gegen beide Spieler.

Von David Kulessa

Im Schachskandal um Weltmeister Magnus Carlsen, 31, und Hans Niemann, 19, hat der Weltverband Ermittlungen gegen beide Spieler angekündigt. In einem öffentlichen Statement heißt es, die verbandseigene Fair Play Kommission habe entschieden, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Zuerst hatte das Nachrichtenportal t-online darüber berichtet.

Hintergrund dieser Entscheidung sind die Betrugsvorwürfe, die der Weltmeister gegen den US-Teenager erhebt. Anfang September hatte Carlsen überraschend eine Partie gegen Niemann verloren. Zunächst beließ er es nur bei Andeutungen und einem schrägen Verhalten; eine Online-Partie der beiden anderthalb Wochen später brach er nach dem insgesamt dritten Zug einfach ab. Erst in dieser Woche artikulierte er den Vorwurf eindeutig und setzte damit den Weltverband unter Druck.

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Fide-Präsident Arkadij Dworkowitsch hatte schon am Wochenende mitgeteilt, dass er das Verhalten Carlsens zwar missbillige, das Thema Betrug im Schach aber ebenso für ein Problem halte wie der Norweger. Nun liegt der Fokus in den Ermittlungen laut Verband auf zwei Aspekten: Die Behauptungen des Weltmeisters über einen Betrug Niemanns sollen ebenso geprüft werden wie dessen Selbstaussage über Schummeleien. Niemann hatte zugegeben, im Alter von zwölf und 16 Jahren beim Online-Schach betrogen zu haben, stellte dies aber als Einzelfälle dar und betonte, am Brett noch nie betrogen zu haben.

Niemann spielte mehrmals so fehlerfrei, wie es eigentlich nur Computer können

Im Netz sind dem Schachverband bereits zahlreiche Schachanalysten zuvor gekommen. Sie kamen überwiegend zu dem Ergebnis, dass die Züge Niemanns bei dem Sieg über Carlsen nicht auf Betrug hinweisen - er in den vergangenen Jahren aber einige Male so fehlerfrei gespielt habe, wie das eigentlich nur Computer können. Sollte der Verband Verfehlungen feststellen, drohen Geld- oder Spielstrafen, wobei Letzteres Niemann wohl endgültig zu einem Außenseiter im Spitzenschach machen würde.

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