Erin Shields ist die Direktorin des Mesa Field Grand Prix, eines dreitägigen Schwimm-Meetings in der Kleinstadt Mesa in Arizona, sie hat jetzt ein paar Herausforderungen mehr an der Backe, aber wenigstens muss sie zu Hause nicht mehr das Unerklärbare erklären. "Ich habe einen sechsjährigen Sohn, der schwimmt und der nie verstanden hat, warum Michael Phelps zurückgetreten ist, wo er doch im gleichen Alter ist wie seine Mutter", sagte Shields gerade der New York Times. Erin Shields ist 30. Michael Phelps wird im Juni 29. Das macht die Frage des sechsjährigen Connor aber nicht schlechter.
Man hat die Bilder noch im Kopf, wie Michael Phelps im Sommer 2012 um den Pool des Londoner Aquatic Centers geschritten ist, Tränen in den Augen, eine Skulptur in den Händen - sein Abschiedsgeschenk. Dass die Skulptur einen Schwimmer ohne Kopf darstellte, hat ihn nicht gestört.
Das Publikum trug ihn ja wirklich mit sehr viel Anteilnahme hinaus in sein zweites Leben, und auch wenn man zu jenen zählte, die den Ausnahme-Schwimmer Phelps nie ohne die in der Muskelbranche angebrachte Skepsis verfolgten: Es war der emotionale Abschied einer Legende. Des erfolgreichsten Schwimmers der Geschichte und des erfolgreichsten Olympioniken überhaupt. 22 Olympia-Medaillen hatte er an sich gebracht in Athen (2004), Peking (2008) und London, davon 18 goldene.
Was soll man einmal mit seinem Namen verbinden? Phelps überlegte damals eine Weile. "Vielleicht, dass ich den Sport auf ein neues Level gehoben habe?" Worauf freut er sich? "Nicht mehr jeden Abend Pizza und Pasta essen zu müssen, um Energie aufzunehmen." Was hat er jetzt vor? "Einfach auf Schwimm-Events gehen, Spaß haben und dabei zusehen, wie die neue Generation den Sport wieder auf ein neues Niveau hebt." Sonst nichts? Doch, klar! "Einen cage dive würde ich auch gerne mal machen." Also: Käfigtauchen mit Haien.
Und auch diesen Satz hat er damals gesagt, bei den Spielen in der britischen Hauptstadt, die er auch deshalb so prägte, weil sie seine letzten sein sollten: Niemals, wirklich niemals werde man von ihm ein Comeback erleben.
Und nun muss also Erin Shields schauen, dass sie den Andrang bewältigt. Die Eintrittskarten gehen plötzlich wie von alleine weg, und Journalisten aus der ganzen Welt haben ihren Besuch angekündigt in der Südstaaten-Provinz nahe Phoenix. Aber als Meeting-Chefin nimmt Shields das natürlich sportlich. Und als junge Mutter sagt sie: "Es ist wirklich aufregend, dass mein Sohn ihn noch mal in Aktion sehen wird."