Roy Makaay:Er will nur schießen

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Die letzten Laufwege eines Torjägers: Feyenoord Rotterdam versucht Roy Makaay loszuwerden. Dabei spielt der so, wie er immer spielte in seiner Karriere.

Christof Kneer

Es war im Juli, nach einem Testspiel gegen Venlo. Mario Been, der neue Trainer von Feyenoord Rotterdam, setzte sich in die Pressekonferenz und sagte: Lustiges. Mit Roy Makaay sei er nicht so zufrieden, sagte er, und präzisierte: Makaay habe zu wenig am Spiel teilgenommen. Und: Er sei zu wenig präsent, eigne sich zu wenig als Zielpunkt für die eigenen Angriffe. Wer den Lustigkeitsgehalt dieser Sätze messen will, der stelle sich vor, dass einem langjährigen Holland-Urlauber nach 15 Jahren plötzlich auffällt, dass es am Ijsselmeer gar keine Berge gibt. Und: dass er gar nicht schwimmen kann.

Abgang beim FC Bayern: 2007 musste Roy Makaay gehen, weil Luca Toni und Miroslav Klose kamen. (Foto: Foto: dpa)

In Wahrheit weiß Holland natürlich schon seit 15 Jahren, was dieser Makaay für ein Stürmer ist. Schon 1994, bei Vitesse Arnheim, hat Roy Makaay zu wenig am Spiel teilgenommen. Und präsenter Zielpunkt für die Angriffe war er in Arnheim ebenso wenig wie später in Teneriffa, La Coruña oder beim FC Bayern. Nur: Holland sagt das jetzt öffentlich. "Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, darf Roy gehen", sagt Trainer Been, das habe "der Roy aus Respekt vor einer fantastischen Laufbahn verdient". Wenn öffentlich der Respekt ins Spiel kommt, wird es immer gefährlich, und natürlich hat Makaay den Subtext dieser Aussage verstanden. Er weiß jetzt, dass er sich einen neuen Verein suchen darf.

Rudolphus Anton Makaay, 34, muss jetzt schon wieder etwas erleben, was er nicht begreifen kann. Vor zwei Sommern haben sie ihn schon beim FC Bayern weggeschickt, obwohl er immer noch Tore schoss, und jetzt setzen sie ihn in Rotterdam einfach 90 Minuten auf die Bank, obwohl er immer noch Tore schießt (16 in der vorigen Saison).

Sein Vertrag läuft nur noch bis Sommer, er würde gerne weiterspielen, aber er weiß ja nicht, ob sie ihn lassen. Man kann sich also ungefähr denken, wie es Makaay zurzeit gehen muss: Er lebt, er fühlt sich jung und muss doch mitanhören, wie Nachrufe auf ihn gesprochen werden, voller Respekt natürlich. Makaay versteht das nicht, er kann ja immer noch schießen wie ein Pferd - und war es nicht so, dass der Sinn des Fußballs darin bestand, Tore zu schießen?

Ja, so war es schon, und doch auch wieder nicht. Der Fußball hat sich weiterentwickelt, wenn es nach Makaay geht, hätte sich der Fußball das auch sparen können, und die Erfindung von Laufwegen ist aus seiner Sicht auch keine besonders gute Idee gewesen. Makaay ist kein moderner Fußballer. Er ist ein Torjäger, und zwar ein begnadeter, und es ist bestimmt nur ein Versehen des Fußballgottes, dass er Makaay als Niederländer auf die Welt geschickt hat. Makaay war niemals Niederländer, die Geometrie des Spiels hat ihn nie interessiert. Er will nur schießen. Und im tiefsten Innern findet er wohl, dass Taktik etwas für Leute ist, die keine Tore schießen können.

Zwei Wochen hat Roy Makaay jetzt noch Zeit, einen neuen Klub zu finden, aber er weiß ja, dass es neuerdings überall Trainer gibt, die von Stürmern Laufarbeit verlangen und Pressing und so moderne Sachen. Vielleicht bleibt Makaay aber auch, er will es Feyenoord nicht zu leicht machen. Er ahnt, dass Feyenoord ihn, den Promi mit dem großen Gehalt, auch deshalb öffentlich auf den Markt stellt, weil der Klub hoch verschuldet ist. Und das ist ja fast schon wieder eine Bestätigung für den guten, alten Roy. Er weiß: Geld bringt nur er. Auch in diesen modernen Zeiten sind am wertvollsten immer noch die, die Tore schießen.

© SZ vom 21.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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