Ross Brawn in der Formel 1:Superhirn im Angebot

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Wieder zu haben: Der erfahrene Formel-1-Mann Ross Brawn. (Foto: Aly Song/dpa)

Ross Brawn führte einst Michael Schumacher zu sieben WM-Titeln. Sein Abschied als Chef des ambitionierten Mercedes-Teams kommt wenig überraschend, doch der Brite bleibt ein gefragter Mann - der nun wieder zu haben ist.

Ein Kommentar von René Hofmann

Die Formel 1 ist eine unerbittliche Branche. Auf der Strecke duellieren sich die Fahrer Rad an Rad. Um an die begehrten Siege zu kommen, riskieren die involvierten Firmen hohe Einsätze. The winner takes it all - nur einer steht bei der Siegerehrung im Mittelpunkt und bekommt all den Glanz ab: In kaum einem anderen Sport gilt das ähnlich extrem.

Ross Brawn kennt das, er hat lange genug in dem Geschäft mitgemischt. Und trotzdem dürfte es dem 59 Jahre alten Briten zu denken geben, mit welch leicht hämischen Untertönen sein Abschied als Chef des ambitionierten Mercedes-Teams am Donnerstag mancherorten transportiert wurde.

Formel 1
:Teamchef Ross Brawn verlässt Mercedes

Nach drei frustrierenden Jahren ist Schluss: Teamchef Ross Brawn verlässt das Formel-1-Team von Mercedes, wie die Stuttgarter verkünden. Offenbar konnte sich der Rennstall mit dem Briten nicht über den zukünftigen Zuschnitt seiner Rolle einigen.

Brawns Formel-1-Zeit begann 1976 an einer Fräsmaschine des inzwischen weitgehend vergessenen March-Rennstalls und führte über Williams und Arrows zu Benetton. Dort traf Brawn auf einen Partner, mit dem er ein kongeniales Gespann bildete: Michael Schumacher. Bei allen sieben WM-Titeln des Deutschen führte Brawn Regie. Aus Schumachers Zeit als Ferrari-Dominator stammt Brawns hartnäckigster Spitzname: "Superhirn". Brawn rechnete Schumacher die Zeiten vor, die er fahren sollte - und der zog dann eine Ideallinie zwischen die vorgegebenen Punkte. Es war ein bisschen wie Malen nach Zahlen.

Als Schumacher zum ersten Mal zurücktrat, ging Brawn fischen. Nach einem Sabbatical kehrte er bei Honda zurück. Die japanische Firma verabschiedete sich allerdings kurz darauf aus der Formel 1. So stand Brawn plötzlich mit einer gigantischen Rennwagenfabrik da und mit einem Rennwagen, in den er viel Superhirn investiert hatte.

Brawn machte das Beste aus der Situation: Er lieh sich bei Mercedes Motoren und - dank des umstrittenen Doppeldiffusors - wurde Jenson Button 2009 in einem Auto der Marke Brawn GP Weltmeister. Seitdem hat nur noch Sebastian Vettel gewonnen. Niemand konnte die Erfolgssträhne des Red-Bull-Jünglings stoppen, auch Brawn und Schumacher und Mercedes nicht, die sich dafür zusammentaten. In diesem Jahr wurde die Werks-Equipe wieder Zweite - hinter Vettels Brause-und-Sause-Team. Es kommt deshalb wenig überraschend, dass Brawn nun weichen muss. Seinen Platz an der Spitze der Verfolger sollen sich künftig Zwei teilen: der Verkäufer Toto Wolff und der Techniker Paddy Lowe.

Das, so heißt es, entspreche eher dem Geist der Zeit als ein Anführer, der an alles alleine denken muss. Superhirn a.D. also. Wer Ross Brawn kennt, kann sich das aber kaum vorstellen. Seit Donnerstag ist ein äußerst gefragter Formel-1-Mann wieder zu haben.

© SZ vom 29.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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