Rory McIlroy bei der Players Championship:Ritter in Weiß

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Spricht nicht nur für sich: Rory McIlroy steht auch in drängenden Fragen Rede und Antwort. (Foto: Kamran Jebreili/AP)

Saudi-Arabien, Phil Mickelson, ein Rekordpreisgeld von 20 Millionen: Den Golfsport begleiten derzeit diverse Debatten. Rory McIlroy findet dazu die richtigen Worte.

Von Felix Haselsteiner, München

Traditionell wurden im TPC Sawgrass auch wieder die Flaggen gehisst. Die lange Auffahrt zum Clubhaus, das vor einigen Jahren im Stile einer etruskischen Villa gebaut wurde und daher ein durchaus markantes Gebäude im architektonisch kargen Norden Floridas ist, wird gesäumt von den Länderflaggen der Teilnehmer - und den Konterfeis der ehemaligen Sieger bei der Players Championship, dem Turnier mit dem besten Starterfeld im Golfsport, das schon deshalb als das inoffizielle fünfte Major gilt. 144 Spieler aus der Weltelite werden von Donnerstag bis Sonntag diese Auffahrt hinaufrollen - und doch geht es in diesem Jahr auffällig viel um diejenigen, die nicht mitspielen.

Die größte Kontroverse liefert weiterhin Phil Mickelson, dessen Konterfei, als Sieger 2007, auch eine Fahne ziert - der allerdings diesmal fern bleibt. Der Kalifornier steht seit Wochen wegen seiner Aussagen zur Vision einer saudi-arabischen Golftour in der Kritik: Der amerikanische Journalist Alan Shipnuck hatte Mickelson für eine Biografie interviewt und vorab veröffentlicht, dass dieser den Plan hatte, die Saudis und ihre riesigen Summen zu nutzen, um mehr Druck auf die PGA Tour auszuüben. Ein Plan, der krachend gescheitert ist: Mickelson hat diverse Sponsorenverträge - und dadurch Millionen - verloren, entschuldigte sich öffentlich, wurde dennoch von vielen Kollegen kritisiert. Nun hat er erst mal ein vorübergehendes Sabbatical vom Sport genommen. Oder doch nicht?

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Mickelsons Absenz in Ponte Vedra Beach könnte auch damit zusammenhängen, dass er von der Tour für seine Aussagen gesperrt wurde - nur weiß das leider niemand. Commissioner Jay Monahan, der Tour-Boss und damit derjenige, auf den Mickelson und dessen Plan abzielte, könnte die Öffentlichkeit informieren, tut es aber nicht. Beim Pressebriefing am Dienstag sagte er, dass jeder Spieler für seine Aussagen "accountable" sei, verantwortlich. Ob er das im juristischen oder philosophischen Sinne meinte, blieb ungewiss. "Er ist auf sein eigenes Bestreben hin gegangen", sagte Monahan nur, der seine Worte gewohnt sorgfältig wählte. Er freue sich aber darauf, fügte Monahan an, mit Mickelson bei dessen Rückkehr zu reden.

Rory McIlroy kritisiert die fehlende Transparenz der Tour

Da kann man von Glück sagen, dass der Sport eine Art weißen Ritter hat, der sich in den vergangenen Jahren als das gute Gewissen des Golfs etablierte und der stets den Eindruck vermittelt, er spräche nicht nur für sich, sondern für eine Mehrheit der Profis. Rory McIlroy bezieht seit Jahren klar Stellung gegen die aggressiven Pläne aus Saudi-Arabien, der Nordire schätzt die Tradition seines Sports. Wenn McIlroy nun also sagt, er wolle den Sport weiterentwickeln, kauft man ihm das ab - anders als denjenigen, die ihn nur dort weiterentwickeln wollen, wo Investoren ihnen neue Millionenzahlungen in Aussicht stellen.

McIlroy kritisierte nun auf seiner Pressekonferenz die fehlende Transparenz der Tour, die nicht einmal erklären könne, ob Spieler gesperrt sind oder nicht. "Egal ob es um...", begann McIlroy, sprach dann allerdings nicht Mickelsons Namen aus, sagte dafür: "Ja, einfach bei allem. Ich denke, das sollte transparenter sein." Der 32-Jährige, 2019 Sieger der Players Championship, will nun versuchen, seine gerade begonnene Rolle im Spieler-Beratungsgremium der Tour zu nutzen, um einen Wandel herbeizuführen. Anders als Mickelson will McIlroy den Funktionären wie Monahan nicht mit Erpressungsversuchen entgegentreten, sondern mit Vorschlägen.

Kaum ein anderer Spieler findet die Balance zwischen Moderne und Tradition derzeit so wie McIlroy. Er betonte zwar, dass das Rekord-Preisgeld von diesmal 20 Millionen US-Dollar "großartig" sei, verwies dann aber sogleich darauf, dass man das nicht den Funktionären, sondern vor allem einem Spieler verdanke: "Ich sage immer, dass wir alle, die wir diese Woche hier spielen, Tiger dafür zu danken haben, wo das Spiel und wo die Tour ist."

Woods' Erfolge befeuerten erst den Aufstieg einer ganzen Sportart, in dieser Woche wurde er dafür mit der Aufnahme in die "Hall of Fame", die Ruhmeshalle des Golfs beehrt - eine recht offensichtliche Auszeichnung, klar. "Dass er ein Hall of Famer wird, wusste man, als er erst fünf Jahre alt war", sagte McIlroy, der bei den vielen politischen Themen, zu denen er derzeit Stellung beziehen muss, dann doch ganz froh wirkte, als ihn noch jemand nach seinem Golfspiel fragte. Im vergangenen Jahr hatte er noch mit einer katastrophalen Runde in 79 Schlägen die Players eröffnet, es war der Startpunkt für einen sportlichen Wandel mit neuem Trainer und besserem Schwung: Aktuell, sagte McIlroy, fühle er sich wieder so, als könne er jedes große Turnier gewinnen.

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