Pferdesport:Munich Indoors sind erneut abgesagt

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Noch immer Titelverteidiger: Guido Klatte und Asagan haben 2019 als Letzte den Großen Preis von München gewonnen. (Foto: Stefan Lafrentz/Imago)

Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause ist die Pferdesport-Großveranstaltung in der Olympiahalle überraschend auch für 2023 gestrichen worden. Grund sind die gestiegenen Kosten.

Von Andreas Liebmann

Am Dienstagvormittag hat die Engarde Marketing GmbH eine Pressemitteilung verschickt, und weil sie sich als "Fullservice-Agentur" versteht, hat sie dafür gleich ein fertiges Interview mit ihrem eigenen Geschäftsführer präsentiert. Die Sportmarketing-Agentur aus Hagen im Bremischen verantwortet so einige Großveranstaltungen im Bereich Pferdesport, darunter auch die Munich Indoors.

Und zu dieser bot das Interview dem aufmerksamen Leser tatsächlich ein paar äußerst lesenswerte Passagen: Das traditionsreiche Turnier, das jedes Jahr im November in der Münchner Olympiahalle stattfindet, ist für dieses Jahr nämlich: abgesagt.

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Das kommt, auch wenn es eher beiläufig erwähnt wird, durchaus überraschend. Dreimal nacheinander war es zuletzt bereits wegen der Corona-Pandemie oder der unsicheren Lage um möglicherweise wieder steigende Infektionszahlen ausgefallen, 2020, 2021, 2022. Doch das laufende Jahr ist "die erste wirklich restriktionsfreie Saison", mit diesem Satz wird Geschäftsführer Volker Wulff gleich zu Beginn zitiert. Dieses Mal jedoch, so erläutert er, "geht es um Energiekosten, Personal und Dienstleister".

Mehr als 30 000 Zuschauer hatte die mehrtägige Veranstaltung zuletzt angezogen

Es sei schlicht nicht wirtschaftlich angesichts gestiegener Kosten, die Großveranstaltung in der Olympiahalle auszutragen. Abschreiben wolle er die Munich Indoors noch nicht, betont Wulff, es sei - "hoffentlich" - nur eine Pause. Auf der Homepage zum Turnier steht jedenfalls in roten Buchstaben: "Verschoben auf 2024."

Die Munich Indoors haben eine lange Tradition, seit 1998 gibt es sie. Ein Blick in die Siegerlisten verdeutlicht ihre sportliche Qualität: Den Großen Preis von München als höchstdotierter Prüfung im Springreiten gewann dreimal der Brite John Whitaker, je zweimal waren die Deutschen Marcus Ehning, David Will und Meredith Michaels-Beerbaum erfolgreich. Bis zur Trennung 2019 war er zugleich die letzte Wertungsprüfung der Riders Tour. Im Dressur-Grand-Prix, aufgeteilt in Kür und Spécial, war Isabell Werth die mit Abstand Erfolgreichste, auch Jessica von Bredow-Werndl, Dorothee Schneider oder Ulla Salzgeber tauchen mehrmals in den Listen auf. Mehr als 30 000 Zuschauer hatte die mehrtägige Veranstaltung zuletzt angezogen, womit sie ein zweiter Höhepunkt in der Stadt war neben der Pferd International im Mai.

Ein Leuchtturm-Event wie die Indoors würden auch der Stadt guttun, glaubt Wulff

Bei der Absage der Munich Indoors vor zwei Jahren hatte Wulff noch versichert, unbedingt an der Veranstaltung festhalten zu wollen, auch 2022 sagte er: "Jetzt hoffen wir auf das nächste Jahr." In der aktuellen Pressemitteilung spricht er von einem reinigenden Effekt, den die Corona-Krise auf die Turnierlandschaft gehabt habe, was er aber wohl nicht unmittelbar auf das Turnier in München bezieht, das er noch nicht "ad acta" legen wolle. Wulff meint Schwierigkeiten, wie sie die gesamte Eventbranche beträfen.

"Die Produktionskosten sind um 20 Prozent gestiegen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit", erläutert er auf Nachfrage, und gerade große Veranstaltungsorte wie die Olympiahalle hätten hohe Reinigungs- und Energiekosten, Sicherheitsauflagen, dazu kämen hohe Hotelpreise. "Wirtschaftlich hat das so keinen Sinn." Das habe man den Betreibern vor einigen Wochen mitteilen müssen. Und das, wie er versichert, schweren Herzens: "Ich habe die Veranstaltung 1998 ins Leben gerufen und viel Herzblut, Ideen und Aufwand hineingesteckt", sagt Wulff, "und ich bin keiner, der etwas leichtfertig aufgibt." Generell sei Bayern ein guter Standort, findet er, solch ein Leuchtturm-Event täte auch der Stadt München gut, schließlich sei er ein Wirtschaftsfaktor, gerade angesichts der Milliarden, die der Pferdesport in Deutschland umsetze. "Viel Bewegung" sei zurzeit in der Branche, stellt Wulff fest, "es ist nicht die normale Kontinuität wie früher" - worin ja auch eine Chance liegen kann.

Wulff hofft darauf, "dass sich die Politik etwas einfallen lässt", dass möglicherweise das Interesse von Sponsoren wieder wachsen wird, in Veranstaltungen wie die Munich Indoors zu investieren. Denn im Umkehrschluss bedeuten seine Ausführungen ja auch: Solange die Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie sind, wird es auch 2024 nichts mit den Munich Indoors.

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