Verdacht der Untreue:Großangelegte Durchsuchung beim DFB

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Ein Polizeiauto fährt an der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes entlang. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Staatsanwaltschaft durchsucht die Zentrale in Frankfurt, eine Privatwohnung sowie Geschäftsräume in vier weiteren Bundesländern. Die Behörde äußert den Verdacht, ein ehemaliger DFB-Verantwortlicher könnte einen Scheinvertrag abgeschlossen haben.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine großangelegte Durchsuchung durchgeführt. Das bestätigte der zuständige Behörden-Sprecher am Donnerstag auf SZ-Anfrage. Die Aktion fand ab neun Uhr morgens in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main, in einer Privatwohnung und zugleich an Standorten von DFB-Vertragspartnern in vier weiteren Bundesländern statt. Es geht um den Verdacht der Untreue gegen einen ehemaligen DFB-Verantwortlichen.

"Ein ehemaliger Verantwortlicher des DFB soll im Namen des DFB einen Dienstleistungsvertrag mit einer Kommunikationsagentur geschlossen haben. Aufgrund dieses Vertrags soll der DFB insgesamt 360 000 Euro an die Kommunikationsagentur gezahlt haben", teilte die Staatsanwaltschaft mit: "Bei dem Vertrag soll es sich um einen bloßen Scheinvertrag gehandelt haben."

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Der DFB hat den Ermittlern seine Unterstützung versprochen. "Der DFB sagte den Ermittlern bei der Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe Kooperation zu", hieß es vom Verband: "Das Verfahren richtet sich gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des DFB sowie Dritte. Weder der DFB selbst noch aktuell beim DFB in der Verantwortung stehende Personen stehen unter Verdacht."

Rund 70 Beamte von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämtern sowie der Oberfinanzdirektion Frankfurt waren im Einsatz

Den Namen des früheren Funktionärs nannte die Behörde nicht. Wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue wird auch gegen einen Verantwortlichen der Kommunikationsagentur ermittelt. Beim erwähnten Vertrag muss es sich offenkundig um die mysteriöse Vereinbarung mit dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann handeln.

An den Durchsuchungsmaßnahmen in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin und Bremen seien insgesamt rund 70 Beamte von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämtern sowie der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main beteiligt gewesen. Zeugeneinvernahmen von weiteren, möglicherweise über die Vertragsanbahnung und -abwicklung informierte Verbandsvertretern seien für Donnerstag noch nicht vorgesehen gewesen.

Damit steht der DFB vor seinem Bundestag am kommenden Freitag in Bonn mit der Wahl des neuen Präsidenten erneut im Blickpunkt strafrechtlicher Ermittlungen.

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