Radsport:Das Knie zwickt: Degenkolb bangt um Start beim Rad-Klassiker

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John Degenkolb aus Deutschland vom Team DSM-Firmenich PostNL reagiert nach dem Rennen erschöpft und enttäuscht. (Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa)

John Degenkolb ist seit 2011 Stammgast beim Radrennen Eschborn-Frankfurt. Doch sein Start in diesem Jahr ist ungewiss.

Von Eric Dobias, dpa

Frankfurt/Main (dpa) - Geduld ist nicht gerade die Stärke von John Degenkolb. Doch genau die muss der 35 Jahre alte Rad-Profi in diesen Tagen beweisen. Zwei Wochen vor dem Klassiker Eschborn-Frankfurt bangt der Lokalmatador um den Start bei seinem Heimrennen. „Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, auf dem Rad dabei zu sein. Es würde sehr wehtun, wenn ich das Rennen verpasse“, sagte Degenkolb am Dienstag.

Wie 2018 droht ihm am 1. Mai die Zuschauerrolle. „Mein Knie ist dick. Deshalb muss ich mich jetzt um meine Gesundheit kümmern und schauen, dass ich rechtzeitig fit werde“, berichtete Degenkolb und ergänzte im Zwiespalt der Gefühle: „Wenn das klappt, werde ich alles reinhauen. Sollte es nicht reichen, wäre das natürlich schade.“

Wettlauf mit der Zeit

Mehr als die Hoffnung bleibt dem Profi vom Team DSM derzeit nicht. „Der Schleimbeutel ist gereizt. Natürlich nehme ich entzündungshemmende Medikamente. Aber das Einzige, was ich tun kann, ist das Knie ruhigzustellen und zu kühlen“, berichtete Degenkolb.

Die Verletzung hatte er sich bei einem Trainingssturz am Tag vor dem Klassiker Paris-Roubaix am 7. April zugezogen. „Ich bin das Rennen trotzdem gefahren und habe eine Topleistung gebracht. Danach wurde es schlimmer, dann wieder besser und jetzt wieder schlechter“, erzählte der Familienvater. Momentan gehe auf dem Rad nichts.

Der Lokalmatador weiß, dass es für ihn ein Wettlauf mit der Zeit wird. „Ich habe ein stabiles Grundniveau. Man sollte aber schon eine Woche vor solch einem Rennen wieder auf dem Rad sitzen“, sagte Degenkolb. Sollte er es an die Startlinie schaffen, will er seinen Auftritt genießen. „Ich muss nichts mehr beweisen, denn ich habe das Rennen schon gewonnen“, sagte der Sieger von 2011.

Starkes Teilnehmerfeld am Start

Als Favorit würde Degenkolb ohnehin nicht an den Start gehen. Gleich 14 World-Tour-Teams haben für die 61. Auflage des Klassikers gemeldet. Angeführt wird das illustre Teilnehmerfeld von Vorjahressieger Sören Kragh Andersen aus Dänemark. Auch Rekordsieger Alexander Kristoff aus Norwegen, der 2014, 2016, 2017 und 2018 vor der Alten Oper in Frankfurt jubelte, und der Ire Sam Bennett, der 2022 gewann, gehen an den Start.

Die Hoffnungen auf den 14. deutschen Sieg seit der Renn-Premiere 1962 ruhen auf mehreren Schultern. Mit dabei sind unter anderem Nils Politt, der in der Vorwoche bei Paris-Roubaix den vierten Platz belegte, Emanuel Buchmann, Maximilian Schachmann und Pascal Ackermann. Für den 30-Jährigen, der 2019 für den vorerst letzten deutschen Sieg gesorgt hatte, ist es das Comeback nach einem vor sechs Wochen erlittenen Schlüsselbeinbruch.

Sturzserie beunruhigt Degenkolb

Auch Stars wie Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard, Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel, Primoz Roglic vom deutschen Team Bora-hansgrohe oder auch Wout van Aert hatten sich in den vergangenen Wochen bei Stürzen zum Teil schwer verletzt.

Degenkolb fordert deshalb eine intensive Auseinandersetzung mit den Ursachen und entsprechende Maßnahmen für die Zukunft. „Man sollte auf jeden Fall über dieses Thema sprechen und sich Gedanken machen, ob man Dinge verändert. Die Rennen werden schneller, enger und aggressiver“, sagte er.

Denkbar wäre für ihn eine Art Runder Tisch. „Der Weltverband, die Rennveranstalter, die Teams und die Fahrer sollten sich zusammensetzen und Statuten aufsetzen, um die Rennen für die Zukunft sicherer zu machen“, sagte Degenkolb.

© dpa-infocom, dpa:240416-99-694132/3

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