Radsport:Contador in Frankreich nicht mehr «der alte»

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Saint-Jean-de-Maurienne (dpa) - In seiner Rennhose klaffte ein Riesenloch, sein linker Arm blutete. Alberto Contador träumt nicht mehr vom sagenhaften Double aus Giro- und Toursieg.

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Saint-Jean-de-Maurienne (dpa) - In seiner Rennhose klaffte ein Riesenloch, sein linker Arm blutete. Alberto Contador träumt nicht mehr vom sagenhaften Double aus Giro- und Toursieg.

Spätestens nach seinem Sturz auf der Alpenetappe nach Pra Loup mit weiterem Zeitverlust auf Spitzenreiter Chris Froome ist die Rundfahrt für den vor fünf Jahren als Dopingsünder überführten Spanier gelaufen. Auch die Hilfsbereitschaft seines Teamkollegen Peter Sagan, der sein Rad sofort zur Verfügung stellte, linderte die Not nicht wirklich.

„Was soll ich mir jetzt Gedanken machen, ob das meine Tour ist oder nicht. So ist der Radsport“, blaffte der Spanier im Ziel, als er angesprochen wurde auf die verbleibenden Chancen, die 102. Frankreich-Rundfahrt noch zu gewinnen.

Den Traum, Nachfolger vom Marco Pantani zu werden, der 1998 als vorerst letzter Radprofi das Double schaffte, hatte Contador eigentlich schon längst ausgeträumt. Da brauchte es den Sturz auf der gefährlichen Abfahrt vom Col d’Allos am Triumphtag von Simon Geschke nicht mehr.

Die 3:01 Minuten Rückstand gegen den auf der ersten Pyrenäen-Etappe wie entfesselt fahrenden Froome in La Pierre-Saint-Martin hatten dem Spanier eigentlich bereits auf der zehnten Etappe angezeigt, wohin die Reise für ihn in Frankreich gehen wird.

Überhaupt war die Idee vom Double wohl eher auf heftiges Insistieren seines Arbeitgebers Oleg Tinkow zustande gekommen. Der Doppelsieg nach einem solch fordernden Giro d’Italia: Das ist selbst für einen Typen wie den Tinkoff-Saxo-Kapitän offensichtlich unmöglich. Zumal der „neue“ Contador nicht mehr mit dem von 2010 zu vergleichen ist.

Nach seiner Enttarnung als Doper mit anschließender Sperre bis August 2012 war der zweifache Toursieger aus Pinto nicht mehr wiederzuerkennen - zumindest in Frankreich: Bei Froomes erster Tour-Gala 2013 blieb ihm nur Rang vier, im Vorjahr stürzte er und schied aus. Und auch in der Auflage 2015 wird es kaum zum Sprung auf das Podium in Paris reichen. Von den einst furiosen Bergsprints ist nichts mehr zu sehen.

In Italien und Spanien lief es für Contador stets besser. Der 32-Jährige, der immer häufiger öffentlich über das mögliche Karriereende nach Ablauf seines Vertrages Ende 2016 nachdenkt, gewann 2014 die Vuelta und in diesem Frühjahr ziemlich eindrucksvoll die Italien-Rundfahrt.

Die Überschrift der „L’Équipe“ am Donnerstag nach seinem Sturzpech war durchaus doppeldeutig zu verstehen: „Contador fällt“. Seine hochtrabenden Tourpläne sind begraben. „Anstatt wie geplant Zeit zu gewinnen, habe ich fast drei Minuten verloren“, resümierte Contador die enttäuschende Pra-Loup-Etappe via Twitter und bedankte sich für die vielen aufmunternden Worte seiner Follower. Adios Alberto.

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