Pyrotechnik beim Fußball:Härterer Kampf gegen Pyrotechnik

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DFB-Vizepräsident Koch kann sich vorstellen, dass allein der Besitz von Feuerwerkskörpern strafbar wird. Damit wären Polizei-Eingriffe einfacher möglich - und Täter leichter identifizierbar.

Von Sebastian Fischer, München

Am Wochenende war es wieder so weit, diesmal in Erfurt. Vor der Drittliga-Begegnung von Rot-Weiß gegen den Chemnitzer FC brannten rote Fackeln im heimischen Fanblock, eine Erfurter Ultra-Gruppierung feierte sich selbst mit einer Pyro-Show, das Spiel begann im Nebel. Am nächsten Tag kündigte der Erfurter Präsident an, konsequent Stadionverbote verhängen zu wollen. Die Reaktionen klingen stets ähnlich, und doch gleichen sich die Bilder immer wieder. Die Debatte über Pyrotechnik in deutschen Fußballstadien scheint eine endlose zu werden.

Das befürchtet auch DFB-Vizepräsident Rainer Koch - und will genau das verhindern; auch, indem er noch härtere Strafen fordert: "Man muss irgendwann überlegen, ob das in der Hand halten (von Pyrotechnik) eine Ordnungswidrigkeit bleiben darf", sagte Koch am Montagabend bei einer Fachtagung von DFB und Generalstaatsanwälten zum Thema Fan-Gewalt in Oberhaching bei München. Wäre der Besitz schon eine Straftat, sagte Koch, wären auch Polizei-Eingriffe einfacher möglich - und Täter leichter identifizierbar.

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Fan-Organisationen haben Gespräche bereits beendet

Dies, sagte Koch, sei ebenso im Interesse der Fans, um Kollektivstrafen zu vermeiden, wie sie kürzlich Eintracht Frankfurt trafen: Nach Ausschreitungen musste der Verein zweimal Teile seines Stadions sperren. Koch kritisierte, dass sich die Ultras mit Gewalttätern solidarisieren. Er beeilte sich jedoch auch zu betonen, dass die Erwägung höherer Strafen nicht bedeute, dass der Dialog mit den Fans "deshalb nicht stattfindet". Allerdings haben zwei von anfangs drei Fan-Organisationen die Gespräche mit DFB und Deutscher Fußball Liga (DFL) ohnehin bereits beendet.

Das Jahr 2016 ist eines, das in der Sache vor allem für konsequentere Bestrafung steht. Der Bundesgerichtshof hatte im September entschieden, dass Böllerwerfer im Stadion für Geldstrafen haften, die Vereine wegen ihres Fehlverhaltens zahlen müssen. "Die BGH-Entscheidung eröffnet einen neuen Hebel", sagte der am Montag eingeladene bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU). Auf lokaler Ebene wird das Urteil allerdings mancherorts kritisch gesehen, weil es dem ohnehin angespannten Verhältnis zwischen Fans und Vereinen sowie Polizei und Sicherheitsdiensten auch weiter schaden könnte.

Pyrotechnik wird zum Ausdruck des Protestes

Die Bemühungen, Feuerwerkskörper aus den Stadien zu verbannen, sind seit gescheiterten Gesprächen über die Legalisierung bestimmter Pyrotechnik unter dem damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger weitgehend erfolglos. Für die Fans ist das Abbrennen kaum noch ein Stimmungsfaktor, sondern vielmehr Ausdruck einer Protestkultur gegen den DFB, die bereits Verletzte gefordert hat - und die von der Androhung harter Strafen eher angestachelt als eingedämmt zu werden scheint. Trotz geringerer Stadionkapazitäten seien die Kosten der Erstligisten für Sicherheit gestiegen, sagte eine Vertreterin der DFL am Montag, ohne Zahlen zu nennen.

Der Einsatz von Pyrotechnik verstößt in Deutschland zwar gegen die Stadionordnungen, ist allerdings nicht grundsätzlich strafbar. In Norwegen und Österreich gibt es sogar Ausnahmeregelungen, die den kontrollierten Gebrauch von Pyrotechnik erlauben. Dass darüber überhaupt nachgedacht wird, stieß bei so manchem Staatsanwalt am Montag angesichts der jüngsten Bilder aus Erfurt auf Unverständnis. Einer sagte dazu: "Es gibt Meinungen, die verblüffen. Das ist ja völliger Wahnsinn, was da stattfindet."

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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