Pyrenäen-Etappe der Tour de France:Thomas Voeckler siegt nach vier Bergen

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"Ich war der einzige, der jeden Meter hier kennt": Der Franzose Thomas Voeckler gewinnt bei der Tour de France eine schwere Etappe in den Pyrenäen über Aubisque, Tourmalet, Aspin und Peyresourde und holt sich das Bergtrikot. Verlierer des Tages in der Gesamtwertung ist der Vorjahressieger Cadel Evans.

Einen Tag nach dem Schleck-Schreck haben Fan-Liebling Thomas Voeckler und das Favoriten-Trio Bradley Wiggins, Christopher Froome und Vincenzo Nibali bei der Tour de France wieder sportliche Höhepunkte geboten. Beim umjubelten Tagessieg des kleinen Franzosen zeigten die drei Erstplatzierten der Gesamtwertung in der glühenden Hitze der Pyrenäen einen Kampf um jede Sekunde - nach 197 Kilometern kamen die drei gut sieben Minuten hinter Voeckler zeitgleich ins Ziel.

Die Tour in den Pyrenäen. Bradley Wiggins (links) behält das gelbe Trikot. (Foto: REUTERS)

Der Lokalmatador feierte in Bagnère-de-Luchon am Mittwoch seinen zweiten Erfolg. Für Cadel Evans wurde die 16. Etappe dagegen zum ganz großen Fiasko.

Auf dem Teilstück über die vier gefürchteten wie legendären Berge Aubisque, Tourmalet, Aspin und Peyresourde warteten Wiggins und seine Herausforderer mit ihren Attacken bis zum letzten Anstieg. Den Anfang machte vier Kilometer vor der Bergwertung Nibali, der sich einen kleinen Vorsprung erkämpfte und die Favoritengruppe sprengte. Nur Wiggins und Edelhelfer Froome konnten kontern und den Rückstand aufholen. Weil sich die drei bis zum Ziel neutralisierten, gab es im Kampf um das Gelbe Trikot unter den ersten Drei keine Veränderungen.

Einen neuen Spitzenreiter gibt es dagegen in der Bergwertung: Am finalen Pyrenäen-Tag am Donnerstag wird Voeckler das gepunktete Trikot tragen. 22 Kilometer vor dem Ziel hatte er seinen Mitstreiter Brice Feillu stehen lassen, am Anstieg zum Col du Peyresourde sprang der Europcar-Kapitän seinem Landsmann davon. Mit herausgestreckter Zunge, schwerem Schnaufen und unter dem Jubel Zehntausender Fans an der Strecke fuhr der zu Beginn der Tour noch verletzte Radprofi ungefährdet dem zweiten Etappensieg 2012 entgegen. "Ich habe Berg für Berg, Anstieg für Anstieg genommen. Ich kenne diese Anstiege seitdem ich zehn Jahre alt bin, war einer der wenigen, die wirklich jeden Meter hier kannten", sagte Voeckler

In Bellegarde-sur-Valserine hatte er erstmals feiern dürfen. Damals wurde der Berliner Jens Voigt Dritter, diesmal reichte es für den Routinier zum starken Platz sechs, 4:18 Minuten hinter Voeckler.

Statt Jubel herrschte bei Evans am Ende der Schinderei nur Frust und Enttäuschung. Seine Leidenszeit hatte schon kurz vor dem Gipfel des Aspin begonnen. Einer Tempoverschärfung des Liquigas-Teams konnte der Australier ebenso wie Andreas Klöden nicht mehr folgen, der Vorjahressieger quälte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Anstieg hoch. Am Ende wuchs Evans' Rückstand auf fast fünf Minuten an, in der Gesamtwertung fiel er auf den siebten Platz. "Es war ein schlechter Tag. Er hat unter der Hitze gelitten", sagte Teamkollege Tejay van Garderen.

An ein unbeschwertes Bergspektakel war vor dem Start der Etappe in Pau nicht zu denken. Der mögliche Dopingfall Schleck hatte das Feld aufgeschreckt, der bereits abgereiste Luxemburger war das Gesprächsthema Nummer eins. ( Bericht dazu hier.)

Wiggins behält das Gelbe Trikot als Führender des Gesamtklassements. Der Bahn-Olympiasieger liegt weiterhin 2:05 Minuten vor seinem Teamkollegen und Landsmann Christopher Froome. Auf den Vorjahressieger Cadel Evans hat Wiggins nun mehr als acht Minuten Vorsprung. Am Donnerstag wartet erneut Schwerstarbeit in den Pyrenäen auf das Peloton. Auf der 17. Etappe über 143,5 Kilometer von Bagneres-de-Luchon nach Peyragudes müssen die Fahrer insgesamt fünf Bergwertungen bewältigen, darunter auch der mit der höchsten Kategorie versehene Port de Bales. Das Finale des Tages bildet der 15,4 Kilometer lange und durchschnittlich 5,1 Prozent steile Schlussanstieg nach Peyragudes.

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