Pussy-Riot-Festnahme in Sotschi:IOC fühlt sich nicht zuständig

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Festnahmen in Sotschi: Das Internationale Olympische Komitee beharrt darauf, diese haben nichts mit den Winterspielen zu tun. Russlands Garantie der Olympischen Charta gelte für Teilnehmer, Zuschauer und Athleten - und werde eingehalten.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) fühlt sich im Fall der in Sotschi vorübergehend inhaftierten Pussy-Riot-Mitglieder und möglicher Gewaltanwendung gegen die Aktivistinnen durch russische Polizisten nicht zuständig. "Der Fall hat nichts mit den Olympischen Spielen in Sotschi zu tun", sagte IOC-Sprecher Mark Adams.

Wie Adams weiter betonte, habe sich das IOC beim Organisationskomitee der Spiele und bei den örtlichen Behörden über den Vorfall eingehend erkundigt. "Nach unseren Informationen wollten sie hier nicht demonstrieren", sagte Adams. Auch der Besuch von olympischen Wettbewerben sei nicht geplant gewesen.

Der IOC-Sprecher wies darauf hin, dass Russlands Präsident Wladimir Putin dem IOC versprochen habe, die Grundsätze der Olympischen Charta für die Dauer der Spiele in Sotschi einzuhalten. "Das gilt für Teilnehmer, Zuschauer und Athleten der Spiele und wurde bislang eingehalten", sagte Adams, der hinzufügte: "Wir sind keine Regierung und wir sind nicht die Vereinten Nationen."

Damit wiederholt Adams die Haltung des IOC zu mehreren heiklen Fällen rund um Sotschi. Auch im Fall des Olympia-Kritikers und Umweltaktivisten Jewgenij Witischko erklärt sich das IOC für nicht zuständig, weil er angeblich nicht im Zusammenhang mit den Winterspielen stehe. Dabei prangert Witischko zusammen mit seiner Organisation "Ökologische Wacht im nördlichen Kaukasus" genau die enorme Zerstörung der Natur während des Baus der olympischen Sportstätten an.

Pussy-Riot-Musikerinnen
:"Wir haben Beulen und Kratzer"

Die russische Polizei nimmt in Sotschi 15 Aktivisten fest und lässt sie wieder frei, darunter Mitglieder der Punkband Pussy Riot. Kritiker vermuten, die Regierung wolle vom Fall des verhafteten Umweltschützers Witischko ablenken. Dessen Verbleib ist rätselhaft.

Von Johannes Aumüller

Die Regime-Kritikerinnen Nadescha Tolokonnikowa und Marija Aljochina von der russischen Punkband Pussy Riot sowie angeblich sieben weitere Aktivisten waren am Dienstag in Sotschi festgenommen worden. Die Pussy-Riot-Mitglieder standen in Verdacht, in ihrem Hotel eine Geldtasche gestohlen zu haben. Nach vierstündigen Vernehmungen wurden die Protestkünstlerinnen wieder freigelassen.

Tolokonnikowa erhob schwere Vorwürfe gegen die russische Polizei. "Sie schlugen uns. Dass sie uns das angetan haben, ist furchtbar. Wir haben einige Beulen und Kratzer. Wir werden uns beschweren", sagte die 24-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Die Band wollte angeblich nur ein Video für ihren Song "Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben" in der Olympiastadt drehen. "Wir hatten nichts Illegales vor in Sotschi", sagte Tolokonnikowa.

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