Prozess:Bleistiftnotizen im Budget

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Ein österreichischer Ski-Referent sah sich vom Verband falsch dargestellt und klagte. Doch nun wurde der Prozess eingestellt.

Von Johannes Knuth, München

Das Gerichtsverfahren, das ein österreichischer Funktionär gegen seinen Skiverband angestrengt hatte (SZ vom 21.6.19), ist eingestellt worden. Hans Kaiser, im Landesskiverband Niederösterreich Referent für das Ressort Freestyle, war von seiner Funktion im Mai 2018 suspendiert worden. Die Vorwürfe: Kaiser habe Funktionäre, darunter Vertreter des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), beschimpft; auch habe er auf eigene Faust beim Ski-Weltverband (Fis) Politik betrieben und das Budget seines Referats überschritten. Kaiser hatte den Präsidenten seines zuständigen Landesverbands daraufhin wegen übler Nachrede verklagt. Dieser und seine Vorstandskollegen hätten die Vorwürfe zu keiner Zeit substanziell untermauert, sagte er bei der Gerichtsverhandlung in St. Pölten im vergangenen Jahr.

Das Bezirksgericht hatte Kaiser damals in die Beweispflicht genommen: Kaiser müsse schon nachweisen, dass der Landespräsident ihn mit Blick auf den zentralen Vorwurf persönlich bezichtigt habe - dass Kaiser Funktionäre des ÖSV beschimpft habe. Das, so Kaiser, sei nur in einer Präsidiumssitzung geschehen, an dieser habe er aber nicht teilnehmen dürfen, kraft seiner damaligen Position. Und das Protokoll dieser Sitzung könne nur die Gegenpartei zur Verfügung stellen, was diese bei der ersten Verhandlung allerdings nicht zur Hand hatte. Da sich schon damals andeutete, dass sich der Prozess noch länger hinziehen könnte, habe er aus Kostengründen entschieden, das Verfahren nicht weiter zu betreiben, bestätigte Kaiser auf Anfrage. An seinen Vorwürfen hält er aber fest: So habe der Landesverband unter anderem vor Gericht behauptet, Kaiser habe für ein Verbandsjahr das Budget seines Referats um etwas mehr als 300 Euro überschritten. Als Beleg dafür sei auf der Jahresabrechnung die Budgetgrenze per Bleistiftnotiz mit 1500 Euro vermerkt worden. Tatsächlich habe sein Budget im entsprechenden Jahr 3000 Euro umfasst, so Kaiser; die Budgetüberschreitung sei somit fingiert.

Der von Kaiser beklagte Präsident des Landesverbandes schrieb auf Anfrage lediglich, es handele sich bei den Vorwürfen um Dinge, die "sachlich total unsinnig" seien. Auf den Vorwurf mit der Bleistiftnotiz ging er nicht konkret ein.

© SZ vom 19.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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