Champions League:Zidanes Weg ist von Siegen gesäumt

Lesezeit: 2 min

Zinédine Zidane: Einst begnadeter Ballkünstler, jetzt Trainer bei Real Madrid. (Foto: dpa)

Der Franzose gewinnt als Trainer die Champions League im Schnelldurchgang. Seine Wechsel-Fehler im Finale zeigen aber, dass er noch viel lernen muss.

Von Javier Cáceres

Einer der frappierendsten Momente der Fußballgeschichte trug sich im Sommer 2006 im Finale der Weltmeisterschaft in Deutschland zu - als Folge eines Trashtalks, dessen Inhalt erst viel später öffentlich wurde. "Wenn du mein Trikot haben willst, gebe ich's dir nach dem Spiel", raunte Frankreichs Kapitän Zinédine Zidane Marco Materazzi auf dem Rasen zu; "ich bevorzuge deine Schwester, diese Nutte", antwortete der italienische Verteidiger. Was danach geschah, ist längst Teil der Ikonografie des Fußballs: Zidane rammte seinen Kopf in die Brust von Materazzi, der Italiener ging zu Boden, Zidane sah die rote Karte, Italien wurde Weltmeister. "Als hätte ein Balletttänzer einen Boxer K. o. geschlagen", schrieb der argentinische Fußballdeuter Jorge Valdano über die letzte Geste eines begnadeten Ballkünstlers.

Nach diesem seinem letzten Spiel wurde es still um Zidane, 43. Nun ist er wieder auf dem Olymp. Seit das von ihm als Trainer betreute Team von Real Madrid am Samstag in Mailand den Stadtrivalen Atlético nach Elfmeterschießen im Finale der Champions League besiegte, ist Zidane eine von sieben Personen, die den wichtigsten Pokal des Klubfußballs sowohl als Spieler wie auch als Coach gewinnen konnten. Neben Miguel Muñoz, Giovanni Trapattoni, Johan Cruyff und Frank Rijkaard war dies zuvor nur dem bisherigen Trainer des FC Bayern, Pep Guardiola, sowie dessen Nachfolger Carlo Ancelotti gelungen. In kurzen Hosen hatte Zidane 2002 den Henkeltopf gewonnen, seinerzeit schoss er bei Reals 2:1-Finalsieg gegen Bayer Leverkusen in Glasgow ein Volleytor, das so unauslöschlich in Erinnerung ist wie der Kopfstoß gegen Materazzi, den der arabische Bildhauer Abdel Abdessemed zu einer Skulptur verarbeitete.

"Ode an die Niederlage" nannte er das Werk, dabei ist Zidanes Weg von Siegen gesäumt. Als Spieler wurde er Welt- und Europameister, zudem spanischer und (mit Juventus Turin, als dort nachweislich Blutdoping betrieben wurde) italienischer Champion. Zudem war er drei Mal Weltfußballer. Die Champions League als Coach gewann er im Schnelldurchlauf. Denn das Cheftrainer-Amt bei Real übernahm er im Januar, vom glücklosen Rafael Benítez.

Zuvor hatte er knapp zwei Jahre lang die zweite Mannschaft von Real trainiert. In seinem ersten Amtsjahr hielt er demonstrativ keine Pressekonferenzen ab, danach bot er sie plötzlich an - als Vorbereitung auf die nun initiierte Karriere in der Fußball-Elite. Im Finale von Mailand wurde jedoch offenbar, dass er noch einiges zu lernen hat. Er schaffe es, "mit drei Spielerwechseln seine Mannschaft schlechter zu machen", ätzte die Gazzetta dello Sport am Sonntag. Den Sieg heimste er trotzdem ein. "Zidane weiß, dass er einer von denen ist, die die Legende von Real genährt haben", sagte Klubchef Florentino Pérez, der ihn 2001 als Spieler holte und ihn unlängst zum Cheftrainer beförderte. Jetzt dürfe er auch bleiben, erklärte der mächtige Perez, erst einmal bis 2018.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Champions League
:Simeone: "Zwei Finals zu verlieren bedeutet: Versagen!"

Atlético resigniert nach der Niederlage gegen Real Madrid. Trainer Simeone lässt seine Zukunft offen.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: