Pokal-Überraschung des TSV 1860:"Wir sind nicht ganz blind"

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Jubel nach seinem Treffer zum 2:0 - Fejsal Mulic vom TSV 1860 München. (Foto: dpa)
  • Der TSV 1860 München wirft den Erstligisten Hoffenheim mit 2:0 aus dem DFB-Pokal.
  • Nach schwierigen Wochen haben die Spieler ihren Kritikern anschließend etwas mitzuteilen.
  • Hier geht es zu den Kurzberichten aller anderen Partien vom Samstag.

Aus dem Stadion von Markus Schäflein, München

Wenn ein Zweitligaklub einen etablierten Bundesligaverein aus dem Pokal wirft, ist gemeinhin von einer Überraschung die Rede; und wenn es sich dabei um den TSV 1860 München handelt, der nach zwei Ligaspielen noch keinen Punkt und kein Tor aufweist, dann umso mehr. Sechzig-Torwart Stefan Ortega beteuerte nach dem 2:0 (0:0) gegen die TSG Hoffenheim durch Tore von Daylon Claasen (51.) und Fejsal Mulic (93.) jedoch, der starke Auftritt und der hochverdiente Sieg seiner Mannschaft gegen den laschen und phasenweise regelrecht hilflosen Bundesligaklub habe ihn "nicht überrascht".

Denn: "Dass wir nicht ganz blind sind, ist uns ja auch allen klar", sagte er, "wir haben eine Berechtigung, diesen Beruf auszuüben." Nach all den Zweifeln, ob die Mannschaft angesichts von ausbleibenden Zugängen überhaupt zweitligatauglich sei, ließ Ortega ein bisschen Dampf ab: "Wir haben wochenlang nur auf die Fresse gekriegt, da sagt man: 'Lass die komischen Leute mal reden und zeig's ihnen.'"

Die Löwen hätten früher in Führung gehen können

Gezeigt hatten die Löwen gegen Hoffenheim eine bissige und mutige Vorstellung wie schon beim 0:1 zuletzt in der Liga gegen Freiburg. Im Unterschied dazu erarbeiteten sie sich diesmal von Anfang an aber auch gute Torchancen. Rubin Okotie scheiterte an Hoffenheims Torwart Oliver Baumann (10.); Flügelspieler Marius Wolf, der für den erkrankten Valdet Rama von Beginn an spielte, schoss knapp am entfernten Pfosten vorbei (20.); Gary Kagelmachers Versuch aus der Distanz ging über die Querlatte (22.).

Kurz vor der Pause durfte sich Ortega, der im Pokal für Vitus Eicher im Tor steht, zweimal zeigen: bei einem Freistoß des früheren Löwen Kevin Volland (41.) und mit einem Reflex gegen einen Schuss von Jonathan Schmid. Eine Hoffenheimer Führung hätte auch keineswegs dem Spiel entsprochen. "Als in der ersten Halbzeit kein Tor für uns gefallen ist, hatte ich ein bisschen Bedenken, dass es wieder wird wie gegen Freiburg", gab 1860-Kapitän Christopher Schindler zu.

Probleme mit der Kraft und mit der Luft

Doch dann hatte nach der Pause der überragende Marius Wolf seinen Auftritt, als Hoffenheims Pavel Kaderabek leichtfertig den Ball hergegeben hatte. Der 20-jährige Außenstürmer, der derzeit mit Sportchef Necat Aygün über eine Vertragsverlängerung verhandelt, zog nach innen, an zwei Hoffenheimern vorbei, und setzte den ungedeckten Daylon Claasen in Szene. Claasen, der der ebenso ein laufintensives und angriffslustiges Spiel zeigte, traf zum fälligen Führungstreffer (51.).

Erst Mitte der zweiten Hälfte wiesen die Hoffenheimer nach, dass sie überhaupt ein Interesse am Erreichen der zweiten Pokalrunde hatten. Der Druck nahm zu, auch weil die Löwen kaum mehr für Entlastung sorgten. "Da haben wir ein bisschen mit der Kraft und der Luft Probleme gehabt", sagte Schindler. Große Torgefahr entwickelten die Hoffenheimer aber auch mit dem eingewechselten Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi nicht. "Wir haben nicht das umgesetzt, was der Trainer von uns wollte. Uns hat es an Aggressivität gefehlt", sagte der Bundesliga-Rückkehrer.

Am Ende spielte der Regionalliga-Sturm

1860-Trainer Torsten Fröhling wechselte in dieser Phase zwei Mal, erst kam Fejsal Mulic für Stephan Hain (66.), dann noch Stephane Mvibudulu für Rubin Okotie. Für Mvibudulu, der unlängst mit einer starken Leistung im Regionalliga-Derby gegen Bayern (0:0) aufgefallen war und wegen Ramas Fehlen überraschend in den Kader gerückt war, war es der erste Einsatz bei den Profis. Nun stand ein Sturmduo aus der Regionalliga-Mannschaft auf dem Platz - was die Löwen nicht daran hinderte, mit einem Konter in der Nachspielzeit alles klar zu machen, Mulic schob zum 2:0 ein (93.).

Während Keeper Ortega hernach auf die doch korrekte Berufswahl der einzelnen 1860-Fußballer verwies, erwähnte Kapitän Schindler das ebenfalls wichtige Kollektiv: "Wir sehen, dass es funktioniert", sagte er, "wir sind nach der Niederlage von der Spielweise und dem Konzept nicht abgewichen und haben defensiv wieder ein sehr gutes Spiel gemacht. "Wenn wir immer zwei, drei Spieler in Ballnähe haben, ist es egal, ob ein Volland oder ein Kuranyi kommt." Oder, wie am Montag in einer Woche, der 1. FC Nürnberg. "Wir dürfen nicht einen Millimeter nachlassen", mahnte Trainer Fröhling, "wir müssen weiter arbeiten und weiter so geschlossen auftreten, denn in der Liga haben wir immer noch null Punkte."

© SZ vom 09.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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