Frage: Herr Mertesacker, was ist das Geheimnis dieser Mannschaft?
Die deutsche Nationalmannschaft schlägt Argentinien mit 4:0 und zieht souverän ins Halbfinale ein. Selbst die Kanzlerin kann angesichts dieser Leistung wieder jubeln.
Mertesacker: Die mannschaftliche Geschlossenheit steht über allem, das hat man in den wichtigen Szenen gesehen. Wenn einer einmal einen Zweikampf verloren hat, wenn einer mal nicht da war, ist sofort ein anderer für ihn eingesprungen. Das sind Mechanismen, die funktionieren.
Frage: Die deutsche Mannschaft hat das argentinische Spiel förmlich zerstört.
Mertesacker: Was heißt zerstört? Die Argentinier haben im Laufe des Spiels durch den 0:1-Rückstand natürlich alles versucht, nach vorne zu spielen. Doch weil wir hinten so sicher standen, gab es für uns immer wieder gute Kontermöglichkeiten. Und dann sind wir vorne eben sehr, sehr gefährlich, unsere Offensive ist sehr gefestigt. Wenn ein Miroslav Klose solche einfachen Tore erzielen kann, dann stimmt da auch einiges.
Frage: Haben Sie mit einem solch einfachen Spiel gerechnet?
Mertesacker: Ich denke, man hat schon gespürt, dass es von Anfang an eine große Anspannung gab. Das schnelle 1:0 hat uns natürlich geholfen, so konnten wir ein bisschen abwarten, viel auf Konter gehen.
Frage: War es das befürchtet unfaire Spiel?
Mertesacker: Nein, es war okay. Das Spiel war schon intensiv, auch in den Zweikämpfen, es wurde ja auch vorher viel gesprochen. Aber wir haben auf dem Platz die richtigen Antworten gegeben auf alle Fragen, die vor dem Spiel aufkamen und die nach dem Spiel aufkommen könnten.
Frage: Wie haben Sie Lionel Messi erlebt? Die Argentinier schienen alles auf ihn zu konzentrieren.
Mertesacker: Wir haben es heute geschafft, ihn als Mannschaft zu stoppen. Die Argentinier haben aber nicht nur Messi, sondern mehrere gute Einzelspieler in der Offensive. Wenn man die jedoch aufhält, dann gibt es echt viele Möglichkeiten für einen selbst, nach vorne zu spielen.
Frage: Die Abwehr stand sehr sicher. Dabei galt der argentinische Angriff als bester des Turniers.
Mertesacker: Wir sind sehr, sehr glücklich, dass wir das 1:1 verhindern konnten, besonders als die Argentinier in der zweiten Hälfte Druck gemacht haben.
Frage: Dabei waren Sie während des Turniers schwer in die Kritik geraten.
Mertesacker: Ich weiß manchmal selbst nicht, wo man die Sicherheit hernimmt. Viele haben nicht mehr an mich geglaubt. Da ist es natürlich umso schöner, wenn man viele Leute hat schreiben lassen, viele Leute hat erzählen lassen, um einfach auf dem Platz die richtige Antwort zu geben.
Frage: 4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien - trotzdem wirken Sie sehr kontrolliert, fast emotionslos.
Mertesacker: Das muss jetzt auch nicht sein. Es wurde viel gesprochen vor dem Spiel, es gab besonders an mir viel Kritik. Und da ist es immer schön, wenn man dem nach dem Spiel der neuen Situation gelassen entgegensehen kann.
Frage: Im Halbfinale kommt es nun zur Neuauflage des EM-Endspiels gegen Spanien. Sehen Sie das Spiel auch als Revanche?
Mertesacker: Für mich ist da keine Rechnung mehr offen. Wir haben das EM-Finale verloren, und das auch völlig zurecht. Aber jetzt ist ein neues Turnier. Neues Spiel, neues Glück. Auch wenn das sicher keine einfache Aufgabe ist.
Im Green Point Stadion aufgezeichnet von Thomas Hummel.
