Olympia:Subkow soll deutsche Hilfe bekommen haben

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach der historischen Olympia-Pleite in Sotschi müssen sich die deutschen Bob-Piloten auf ein weiteres Nachspiel gefasst machen:

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach der historischen Olympia-Pleite in Sotschi müssen sich die deutschen Bob-Piloten auf ein weiteres Nachspiel gefasst machen:

Der russische Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow hat bei den olympischen Rennen Hilfe ausgerechnet von der deutschen Konkurrenz bekommen. Der russische Fahnenträger soll von Manuel Machata Kufen erhalten haben. Das Material soll der deutsche Viererbob-Weltmeister von 2011, der sich nicht für Olympia qualifizieren konnte, vom zurückgetretenen Österreicher Jürgen Loacker erworben und die Kufen dann an Subkow weitergegeben haben.

„Ich habe im Startbereich davon erfahren und war schockiert. Der ganze deutsche Verband ist entsetzt. Die hauptamtliche Führung des BSD wird in Kürze ein Personalgespräch führen“, bestätigte Rainer M. Jacobus, Vizepräsident des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD), am Montag vor der Abreise aus Sotschi der Nachrichtenagentur dpa. Es soll sich nicht um Kufen vom Verband oder vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin handeln. Dennoch reagierten Trainer und Sportler schockiert.

Und Machata dementierte. „Mal schön den Ball flach halten, das ist alles Blödsinn“, hatte der Pilot am Sonntagabend der dpa gesagt. Nach Aussagen des Trainerteams soll sogar Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich bei seinem Teamkollegen angefragt haben, ob er den begehrten Kufensatz - der offenbar bei Sonneneinstrahlung perfekt funktioniert - haben könne.

Nach der größten Olympia-Pleite seit 50 Jahren steht im deutschen Boblager das Schlimmste wohl noch bevor. „Die Tragweite dieses niederschmetternden Ergebnisses wird uns erst später bewusst werden“, sagte der Vizepräsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), Rainer M. Jacobus. Cheftrainer Christoph Langen hat für das schlechteste Abschneiden seit 1964 die Verantwortung übernommen, nun muss der Verband handeln. Man müsse „schnellstens die Strukturen überarbeiten und die Versäumnisse der vergangenen Monate aufarbeiten. Olympische Medaillen sind kein Selbstreflex“, betonte Jacobus, der den wegen eines Trauerfalls vorzeitig abgereisten Präsidenten Andreas Trautvetter in Sotschi vertrat.

Im deutschen Boblager prallten Anspruch und Wirklichkeit aufeinander. Die im Verband und im Umfeld brodelnden Probleme traten ausgerechnet bei den Winterspielen zutage, dabei waren die Zwistigkeiten Insidern längst bekannt. Was im Eiskanal für die deutschen Bobpiloten folgte, war der sportliche Offenbarungseid. Keine einzige Medaille sprang heraus. „Da tragen mehrere Dinge dazu bei, dass so ein Ergebnis zustande kommt. Die Probleme hatten wir letztes Jahr auch, konnten es aber in der zweiten Saisonhälfte überbrücken und bei der WM in St. Moritz geradebiegen“, sagte BSD-Generalsekretär und Sportdirektor Thomas Schwab der Nachrichtenagentur dpa.

Entscheidend für die schlechten Resultate sei „das Thema Startzeiten“ gewesen, „den Schuh müssen wir uns anziehen“, gab Schwab zu. „Wir werden mit Sicherheit das eine oder andere in der Zukunft anders machen müssen. Das wird nicht ausbleiben.“ Personelle Konsequenzen kündigte er ebenfalls an: „Wir werden generell im Verband einiges umbesetzen, aber im Moment sehe ich nicht die Notwendigkeit, komplett am Trainerteam zu rütteln.“ In den vergangenen drei Jahren habe es durchaus Erfolge gegeben. „Da haben sie sich auch einen gewissen Bonus erarbeitet.“

Schwerpunkt Nummer eins bei der Aufarbeitung bleibt das Kompetenzgerangel zwischen der Materialschmiede FES und Cheftrainer Langen. „Das steht auf der Agenda ganz oben. Da muss ein ganz anderes Projektmanagement her“, forderte Jacobus. Francesco Friedrich, der sich 2013 im FES-Zweierbob zum jüngsten Weltmeister der Bobgeschichte krönte, meinte selbstkritisch: „Wir haben uns verpokert und verzettelt. Nach der zehntbesten Startzeit müssen wir nicht übers Material meckern. Da hat man eine Medaille auch nicht verdient. Wir müssen an uns arbeiten. Das System muss man nicht infrage stellen.“

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