Olympia:Wellbrock gewinnt Gold im Freiwasserschwimmen

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"Das ist mein persönliches Sommermärchen": Florian Wellbrock gewinnt Gold im Freiwasser. (Foto: Oli Scarff/AFP)

Der Magdeburger zeigt die gesamten zehn Kilometer über ein starkes Rennen - und holt die erste Goldmedaille für den deutschen Schwimmverband seit 13 Jahren.

Florian Wellbrock hat in der Bucht von Tokio sein "persönliches Sommermärchen" geschrieben. Im Odaiba Marine Park ließ der Doppelweltmeister der Konkurrenz keine Chance und gewann das erste deutsche Freiwasser-Gold der olympischen Geschichte in 1:48:33,7 Stunden. Nach Bronze im Becken über 1500 m krönte Wellbrock sein Japan-Abenteuer und bescherte gemeinsam mit seiner Verlobten Sarah Köhler den deutschen Schwimmern eine ansehnliche Bilanz. Mit drei Medaillen, sagte Wellbrock im ZDF, dürfe der DSV "zufrieden" sein.

Der 23-Jährige aus Magdeburg hatte das Zehn-Kilometer-Rennen von Beginn an bestimmt und im Ziel einen stattlichen Vorsprung auf die Konkurrenten herausgeschwommen. Fünf-Kilometer-Weltmeister Kristof Rasovszky (+25,3) und der italienische Europameister Gregorio Paltrinieri (+27,4) kamen mit deutlichem Rückstand auf die Plätze zwei und drei. Über seine eigene Dominanz schien Wellbrock zunächst etwas überrascht zu sein. "Das Ziel war eine Medaille, auf Gold hatte ich nicht spekuliert", sagte der deutsche Vorschwimmer: "Vielleicht habe ich den kleinen Dämpfer über 800 m gebraucht, um heute so stark zurückzukommen."

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In seinem ersten Beckenwettbewerb hatte Wellbrock 50 m vor dem Ziel geführt, als Vierter aber das Podium verpasst. Diesmal brachte er den Vorsprung souverän nach Hause. Wellbrocks Klubkollege Rob Muffels, WM-Dritter von 2019, fiel schon früh entscheidend zurück und hatte mit den Medaillen nichts zu tun. Im Ziel hatte er als Elfter 4:29,6 Minuten Rückstand auf Wellbrock und war sichtlich angefressen. Auch Rio-Olympiasieger Ferry Weertman (Niederlande) als Siebter hatte keine Chance gegen den überragenden Wellbrock. Für das deutsche Team war es die neunte Goldmedaille in Tokio, für die Schwimmer das dritte Edelmetall. Neben Wellbrock hatte es auch seine Verlobte Sarah Köhler, die den Freiwasser-Wettkampf in der Heimat mit Wellbrocks Eltern verfolgte, als Dritte über 1500 m auf das Podest geschafft. Zittern musste sie kaum, zu dominant gestaltete Wellbrock das Rennen. Wellbrock und Köhler hatten in Tokio die deutsche Durststrecke beendet und die ersten Beckenmedaillen nach zwei Nullnummern in London und Rio gewonnen.

Dennoch war das Schwimmpaar nicht ganz zufrieden, Wellbrock ärgerte sich über die verpasste Medaille über 800 m und die vergebene Goldchance über 1500 m, Köhler fehlte über 800 m letztlich die Kraft für ihr zweites Podium. Umso größer dürfte der Jubel in der Heimat über ein historisches Gold im fast 30 Grad warmen Wasser der Bucht in Tokio gewesen sein. Wellbrock ist nicht nur der erste deutsche Schwimm-Olympiasieger seit Michael Groß 1988, sondern gewann auch als erster Deutscher Gold im Freiwasser. Die Disziplin ist seit 2008 in Peking olympisch. Thomas Lurz hatte damals Bronze und vier Jahre später Silber in London geholt. In Rio waren die deutschen Marathonschwimmer leer ausgegangen, Wellbrock startete damals als Teenager nur über die 1500 m.

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