Olympia:Scharapowa als TV-Reporterin am Kindheitsort Sotschi

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Sotschi (dpa) - Den geliebten Ort ihrer Kindheit erkennt Maria Scharapowa nicht sofort wieder. Die Veränderungen könnten schon "ein wenig irritieren", sagt die russische Tennis-Ikone beim ersten Rundgang durch Sotschi seit zwei Jahrzehnten.

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Sotschi (dpa) - Den geliebten Ort ihrer Kindheit erkennt Maria Scharapowa nicht sofort wieder. Die Veränderungen könnten schon „ein wenig irritieren“, sagt die russische Tennis-Ikone beim ersten Rundgang durch Sotschi seit zwei Jahrzehnten.

Als Kind hat sie vier Jahre in dem palmenreichen Sommerkurort verbracht. Heute prägen neue Straßen und futuristische Eispaläste für Olympia 2014 das Bild der Schwarzmeerstadt. „Es ist ein wenig surreal“, sagt die 26-Jährige dem russischen Staatsfernsehen. Sie gehe aber davon aus, dass sich die Athleten hier so wohlfühlen „wie ich früher als Kind“, ergänzt sie.

Sotschi - hier hat alles angefangen für die vierfache Siegerin eines Grand-Slam-Turniers. Bei einem Wiedersehen mit ihrem alten Tennisplatz wirkt die weltgewandte Multimillionärin auf Fotos etwas gerührt und verlegen. „Solche Courts waren eine Seltenheit in der Sowjetunion“, erzählt die ehemalige Weltranglisten-Erste. An manchen Tagen sei sie mit dem Bus schon um fünf Uhr morgens hierher gefahren, um den Sommertouristen aus anderen Ostblockstaaten zuvorzukommen. Heute strahlt der Platz in neuem Glanz - mit Unterstützung von Scharapowas Ausrüsterfirma. Ein Bild der Sportlerin und der Firmenslogan prangen übergroß an die Rückwand.

Scharapowa kam 1987 im westsibirischen Njagan zur Welt. Dorthin waren ihre Eltern nach der Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 aus Weißrussland geflüchtet. 1989 zog die Familie ans Schwarze Meer, wo die kleine Maria ihren ersten Tennisschläger bekam - vom Vater des in Sotschi geborenen Ex-Tennisstars Jewgeni Kafelnikow.

Auf Anraten von Martina Navratilova zog Juri Scharapow - nach dem Fall des Eisernen Vorhangs - mit seiner siebenjährigen Tochter nach Florida und ließ das Talent von Nick Bollettieri trainieren.

Seitdem lebt sie in den USA, jetzt also die Rückkehr - auch im Auftrag des US-Fernsehsenders NBC, für den sie als Korrespondentin über Olympia berichtet. „Endlich habe ich einen richtigen Job“, twittert Scharapowa über die ungewohnte Tätigkeit. Freimütig räumt sie ein, keine ausgesprochene Wintersport-Expertin zu sein - auch wenn die Weltranglisten-Fünfte gerne Eiskunstläuferin geworden wäre.

Doch nicht nur Sotschi hat sich verändert, auch Scharapowa. Als sie bei der Eröffnungsfeier vor 40 000 Zuschauern - darunter Kremlchef Wladimir Putin - im Fischt-Stadion die olympische Fackel ein Stück weit trägt, meint die Zeitung „Iswestija“: „Liegt die kurze russische Vergangenheit der bestverdienenden Sportlerin der Welt nicht zu weit zurück? Viele halten ihr Auftreten für amerikanisiert.“

Vorwürfe, sie sei kein „echte“ Russin, kommentiert Scharapowa mit Kopfschütteln. „Ich bin hier aufgewachsen, und ich glaube an die russische Geschichte und Kultur. Ich bin sehr stolz, von hier zu stammen“, sagt die Silbermedaillen-Gewinnerin von Olympia 2012 in London. Sie drücke in Sotschi der Sbornaja die Daumen.

Zu politischen Fragen über „Putins Spiele“, die unter anderem wegen des Verbots von „Homo-Propaganda“ massiv in der Kritik stehen, äußert sie sich zurückhaltend. Russland sei nicht perfekt, sagt die Tennisspielerin. Das Eis scheint dünn, auf dem sie sich bei diesen Winterspielen bewegt. „Das ist kein leichter Job, und ich mache ihn zum ersten Mal“, betont Scharapowa.

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