Olympia-Nachrichten in Kürze:Deutsche Hockeyfrauen kurz vor dem Aus

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Nach der Niederlage gegen Argentinien haben die deutschen Hockeyfrauen kaum noch Medaillenchancen. Deutsches Beachvolleyball-Duo gewinnt in der ersten K.-o.-Runde klar und trifft nun auf einen schweren Gegner, im Tennis-Mixed unterliegen Lisicki und Kas im Halbfinale denkbar knapp. Großbritannien scheitert im Elfmeterschießen.

in Kürze

Lisa Hahn: Die Niederlage gegen Argentinien sitzt tief.  (Foto: REUTERS)

Deutsche Hockey-Frauen: Die deutschen Hockey-Frauen haben bei den Olympischen Spielen in London ihr viertes Vorrundenspiel gegen Weltmeister Argentinien 1:3 (0:2) verloren und so gut wie sicher das Halbfinale und die Chance auf eine Medaille verpasst. Sofia Maccari (13.) nach einem schweren deutschen Abwehrfehler, Luciana Aymar (28.) und Rocio Sanchez Moccia (67.) trafen für Argentinien, das die Chance auf das Weiterkommen wahrte. Den einzigen deutschen Treffer erzielte Nina Hasselmann (66.). Mit sechs Punkten belegt die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) vor dem abschließenden Spieltag nur den vierten Platz in der Gruppe B. Argentinien, Neuseeland und Australien haben jeweils neun Zähler auf dem Konto. Um noch unter die letzten Vier zu kommen, muss Deutschland im letzten Spiel am Montag gegen Neuseeland hoch gewinnen und darauf hoffen, dass es im Match zwischen Argentinien und Australien einen klaren Sieger gibt.

Fußball: Für die Fußballer Großbritanniens ist der Traum von einer Medaille nach einem Elfmeter-Krimi bereits im Viertelfinale des olympischen Turniers ausgeträumt. Das Team GB unterlag am Samstag vor 74.000 Zuschauern in Cardiff gegen Südkorea nach einer erneut nur wenig überzeugenden Vorstellung mit 5:6 (1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen. Für das Team GB, zuletzt bei den Sommerspielen in Rom 1960 mit einer gemeinsamen Mannschaft am Start, hatte Aaron Ramsey in der regulären Spielzeit die Führung der Südkoreaner durch Ji Dongwon (28.) per Foulelfmeter ausgeglichen (36.). Vier Minuten später scheiterte Ramsey erneut vom Punkt (40.). Im Elfmeterschießen versagten schließlich Stürmer Daniel Sturridge von Champions-League-Sieger FC Chelsea als einzigem Schützen die Nerven. In der Runde der letzten Vier treffen die Südkoreaner am Dienstag in Manchester auf den Turnierfavoriten Brasilien. Die Südamerikaner setzten sich mit 3:2 (1:1) knapp gegen Honduras durch. Im zweiten Halbfinale stehen sich in London Mexiko und Japan gegenüber. Mexiko bezwang den Senegal nach Verlängerung 4:2 (2:2, 1:0), Japan setzte sich 3:0 (1:0) gegen Ägypten durch.

Beachvolleyball, Achtelfinale: Jonas Reckermann und Julius Brink stehen im Viertelfinale und haben weiter die Chance auf die erste deutsche Olympia-Medaille im Beachvolleyball seit zwölf Jahren. Das deutsche Spitzen-Duo besiegte die Letten Aleksandrs Samoilovs/Ruslans Sorokins mit 2:0 (21:12, 21:17). In der Runde der besten acht Teams treffen die Europameister auf Ricardo Santos/Pedro Cunha aus Brasilien. Santos ist mit je einer Gold-, Silber- und Bronze-Medaille der erfolgreichste Beach-Volleyballer in der Olympia-Geschichte.

Tennis, Mixed: Die deutschen Tennisprofis Sabine Lisicki und Christopher Kas haben das Mixed-Finale knapp verpasst. Im Halbfinale verloren die Berlinerin und der Trostberger im Match Tiebreak 1:6, 7:6 (9:7), 7:10 gegen den britischen Einzel-Finalisten Andy Murray und dessen Partnerin Laura Robson. Damit spielt das deutsche Doppel an diesem Sonntag in Wimbledon um die Bronzemedaille. Lisicki/Kas treten gegen den Verlierer des Halbfinal-Duells zwischen Lisa Raymond und Mike Bryan aus den USA sowie Victoria Asarenka und Max Mirnyi aus Weißrussland an. Murray spielt am Sonntag außerdem im Einzel-Finale gegen den Schweizer Roger Federer.

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Handball: Europameister Dänemark hat beim olympischen Handball-Turnier ein Debakel erlebt. Der Top-Favorit um Superstar Mikkel Hansen unterlag am Samstagabend 21:32 (9:14) gegen Kroatien und hat nun keine Chance mehr auf den Gruppensieg. Im zweiten Spiel der Gruppe B bezwang Vize-Europameister Serbien Südkorea 28:22 (12:10). Südkorea ist damit vorzeitig ausgeschieden. Im letzten Spiel des Tages gewann der WM-Dritte Spanien am späten Abend 33:22 (16:13) gegen Ungarn, das am Montag im direkten Duell gegen Serbien um das Weiterkommen spielt. In Gruppe A zog Schweden vorzeitig ins Viertelfinale ein. Die Skandinavier setzten sich mit 29:13 (12:8) gegen Argentinien durch. Neuer Tabellenführer ist Island nach einem überraschenden 30:29 (16:15) gegen den ebenfalls schon für die Runde der letzten Acht qualifizierten Weltmeister Frankreich. Tunesien wahrte durch einen 34:17 (14:8)-Erfolg gegen das bereits ausgeschiedene Großbritannien die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale.

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Springreiten: Für die deutschen Springreiter haben die Olympischen Spiele mit einem Schreck begonnen. Christian Ahlmann sammelte mit Codex One am Samstag in der ersten Runde völlig überraschend 15 Strafpunkte und schied damit im Einzel aus. Der Reiter aus Marl darf mit seinem Hengst allerdings weiter am Teamwettbewerb teilnehmen. Die Eröffnungsrunde im Greenwich Park war die erste Qualifikation für die Einzelwertung, bei der 15 Paare ausschieden. Die zwei Runden des Nationenpreises werden am Sonntag und Montag geritten. "Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass alles glattgeht", sagte Bundestrainer Otto Becker: "Das darf man aber nicht überbewerten." Den anderen drei Teamreitern gelang ein Auftakt ohne Springfehler. Marcus Ehning aus Borken hatte mit Plot Blue lediglich einen Zeitfehler.

Für Christian Ahlmann wurde der erste Umlauf bei den Olympischen Spielen in London im Sattel von Codex One zum Debakel. Das Pferd riss zwei Stangen, verweigerte nach den Fehlern ein weiteres Hindernis auf einem Parcours, der zuvor als fast lächerlich einfach bezeichnet worden war und von 32 Reitern ohne Fehler absolviert wurde. Mit schließlich 15 Fehlerpunkten belegte Ahlmann unter 75 Reitern den 69. Platz und schied aus dem Einzelwettbewerb aus.

"Da hat am Ende nichts gepasst. Zuerst hatte ich ein Supergefühl, aber dann hat er Schiss bekommen", sagte Ahlmann. Enttäuscht kam der 37-Jährige aus Marl aus der Arena, sprang vom Pferd und musste diese Pleite verarbeiten, die nicht nur ihn, sondern das gesamte deutsche Springteam schockte. Alles hatte Ahlmann getan, um London in besserer Erinnerung zu behalten als Olympia 2008 in China. Bei seiner Freundin Judy-Ann Melchior wurde die Geburt des gemeinsamen Sohnes Leon per Kaiserschnitt extra zehn Tage früher eingeleitet, damit sich Ahlmann voll und ganz auf die Wettbewerbe in Greenwich konzentrieren sollte. Vor vier Jahren in Hongkong war bei Ahlmanns Pferd Cöster die verbotene Substanz Capsaicin gefunden worden, was eine Sperre von acht Monaten nach sich zog. Noch kürzlich war Ahlmanns Olympia-Nominierung vom Deutschen Tierschutzbund hart kritisiert worden.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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