Olympia kompakt (Tag 11):Kombinierer holen Bronze

Lesezeit: 4 min

Der Wind und ein Sturz verhindern ein besseres Ergebnis der deutschen Kombinierer. Eisschnellläufer Patrick Beckert wird wohl nie wieder sein Telefon ausschalten.

Trotz eines Sturzes von Tino Edelmann haben Deutschlands Nordische Kombinierer Bronze im Team-Wettbewerb gewonnen. Das DSV-Quartett mit Johannes Rydzek, Edelmann, Eric Frenzel und Schlussläufer Björn Kircheisen stürmte am Dienstag nach Platz sechs im Springen in der Staffel noch auf den dritten Rang vor, verfehlte das insgeheim erhoffte erste Gold seit 22 Jahren aber deutlich. Dies holte sich nach dem Rennen über 4 x 5 Kilometer das Quartett aus Österreich, in dem Felix Gottwald seinen dritten Olympiasieg feierte, vor dem Team der USA. "Die Jungs haben brutal gekämpft und alles gegeben. Ich bin überglücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass es nach dieser schlechten Ausgangsposition noch zu Bronze reicht. Kompliment an die Mannschaft", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Nach einem Strauchler von Edelmann auf der zweiten Schleife drohte das DSV-Quartett leer auszugehen. "Ich hoffe, dass uns das nicht die Medaille gekostet hat", entschuldigte sich der Pechvogel schon vor dem Zieleinlauf bei seinen Kollegen. Nach dem Springen hatte es wieder nicht verheißungsvoll für die deutschen Kombinierer ausgesehen, die im ersten Olympia-Rennen enttäuscht hatten. "Diese Ausgangsposition ist nicht optimal. Wir hatten uns das etwas anders vorgestellt", klagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der auch die wechselnden Windbedingungen an der Schanze für das Abschneiden verantwortlich machte. "Wir hatten oft anderen Wind als die vor uns. Wenn alle die gleichen Bedingungen gehabt hätten, stünden wir woanders."

Weltmeister Carlo Janka ist nun auch Olympiasieger im Riesenslalom. Der Skirennfahrer aus der Schweiz lag am Dienstag in Whistler 39/100 Sekunden vor dem Norweger Kjetil Jansrud. Dessen Landsmann Aksel Lund Svindal holte Bronze. Janka hatte bereits nach dem ersten Lauf knapp vorn gelegen. Felix Neureuther zeigte eine starke Leistung und schaffte als Achter seine beste Riesenslalom-Platzierung überhaupt. Der Partenkirchener war den Wettbewerb eher als Vorbereitung auf seine Spezialdisziplin Slalom angegangen.

Die deutschen Damen haben bei der kanadischen Party zur Olympia-Premiere im Ski Cross nur Nebenrollen gespielt. Julia Manhard (Pfronten), Anna Wörner (Partenkirchen) und Heidi Zacher (Lenggries) mussten bereits im Achtelfinale alle Medaillenträume begraben. 4300 Zuschauer in Cypress Mountain feierten die Goldmedaillengewinnerin Ashleigh McIvor bei ihrem triumphalen Heimsieg. Silber holte die Norwegerin Hedda Bernetsen, die bis vor zwei Jahren noch im alpinen Skizirkus unterwegs war, Bronze die Französin Marion Josserand. "Sieg und Niederlage liegen in unserem Sport eben sehr dicht beieinander", sagte Zacher.

Schock für Kramer, Handy-Drama um Beckert: Ein verhängnisvoller Bahnfehler hat Sven Kramer im 10.000-Meter-Eisschnelllauf sensationell das 100. Olympia-Gold für die Niederlande gekostet. Der 5000-Olympiasieger und Topfavorit steuerte nach 8000 Meter auf die falsche Bahn ein und wurde vom Kampfgericht disqualifiziert. In 12:54,50 Minuten knackte der 23-jährige Friese zwar zunächst den vom Sudkoreaner Lee Seung-Hoon vorgelegten Olympischen Rekord von 12:58,55 deutlich, doch Kramers Missgeschick brachte den Asiaten in die Gold-Position. Silber ging an den Russe Ivan Skobrew(13:02,07), Bronze an den Niederländer Bob de Jong (13:06,72). Der Münchner Marco Weber landete auf Rang zehn. Zugleich war wenige Stunden zuvor auch Patrick Beckert zum "Pechvogel von Richmond" avanciert. Der 19-jährige Erfurter verpasste wegen eines ausgeschalteten Handys nach einer zu kurzfristigen Absage des Italieners Enrico Fabris die große Chance, als Nachrücker noch in das Feld zu rutschen. "Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, aber wir haben Patrick erst 17 Minuten vor dem Rennen telefonisch erreicht. Da ging natürlich nichts mehr", berichtete Teamchef Helge Jasch.

Bei der olympischen Skicross-Premiere schied das deutsche Damen-Trio geschlossen im Achtelfinale aus. Julia Manhard (Pfronten), Anna Wörner(Partenkirchen) und Heidi Zacher (Lengries) überstanden zwar die Qualifikation in Cypress Mountain, in der K.o.-Runde war aber Endstation. Auch die frühere Abfahrts-Vizeweltmeisterin Katharina Gutensohn aus Österreich erreichte die Medaillenrennen nicht.

Nach den Männern haben nun auch die deutschen Curling-Frauen das Halbfinale der Olympischen Winterspiele verpasst. Das Team um Skip Andrea Schöpp verlor am Dienstag sein vorletztes Gruppenspiel gegen die Schweiz mit 2:4. In einer Neuauflage des EM-Finales gab Europameister Deutschland im zehnten und letzten End auf. Damit können die deutschen Frauen vor ihrem letzten Gruppenspiel gegen Schweden am Freitagabend (19.00 Uhr Ortszeit/Mittwoch 04.00 Uhr MEZ) nicht mehr einen der ersten vier Plätze belegen - drei Siege in acht Spielen waren zu wenig. Zuvor waren bereits die Männer durch ein 2:8 gegen Weltmeister Großbritannien vorzeitig gescheitert.

Die zweimalige Olympiasiegerin Magdalena Neuner hat den Verzicht auf ihren Einsatz in der Biathlon-Staffel noch einmal verteidigt. "Wir sind halt fünf Mädels in der Mannschaft, die unheimlich stark sind. Ich habe alles erreicht, definitiv. Es macht keinen großen Unterschied, ob ich noch einmal eine Medaille gewonnen hätte oder nicht", sagte die 23-Jährige vor der letzten Frauen-Entscheidung in Whistler. Sie gönne Martina Beck, die sie in der Staffel ersetzte, "von Herzen, dass sie sich ihren Traum auch noch erfüllen kann".

Zwei Tage nach seinem Gold-Coup im Zweierbob dominierte André Lange auch das Auftakttraining im großen Schlitten. Bei der ersten Fahrt legte er zwei Bestzeiten hin. Thomas Florschütz hatte in beiden Trainingseinheiten deutlichen Rückstand und belegte die Ränge fünf und elf. Karl Angerer fuhr auf die Plätze zwölf und sechs.

Olympia-Medaillen sind für kanadische Fans zweitrangig. In einer Umfrage erklärten 60 Prozent der Befragten, problemfreie Spiele ohne unnötige Ausgaben seien wichtiger als die sportliche Ausbeute. Zudem stimmen drei von vier Kanadiern der These zu, dass die Winterspiele von Vancouver das Land einen. 60 Prozent sind der Meinung, die Spiele würden als eine der größten Leistungen der kanadischen Geschichte in Erinnerung bleiben.

Das mit Spannung erwartete Olympia-Debüt von "Schnee-Leopard" Kwame Nkrumah-Acheampong ist wegen eines Meldefehlers zunächst ausgefallen. "Wir haben da einen Fehler gemacht und ihn beim Riesenslalom gemeldet, obwohl ihm die nötigen Punkte für einen Start fehlen", sagte Vanpee Vanderpuye-Orgle, Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees von Ghana. Die Premiere des 35 Jahre alten Nkrumah-Acheampong und damit auch die seines Heimatlandes bei Winterspielen soll nun beim Slalom am Samstag (10.00/13.45 Uhr Ortszeit, 19.00/22.45 Uhr MEZ) stattfinden. "Wir hätten ihn erst gar nicht für den Riesenslalom melden sollen, aber wir wussten ja nicht, dass sich die Qualifikations-Kriterien geändert hatten. Im Slalom ist er aber sicher dabei", sagte Vanderpuye-Orgle.

Das makellose Olympia-Wetter der vergangenen Tage neigt sich dem Ende zu. In Vancouver ist Regen in Sicht, die Niederschlags-Wahrscheinlichkeit lag am Dienstag bei 60 Prozent. Bei 9 Grad und starker Bewölkung sollte es jedoch mild bleiben. Die Nachtwerte sinken auf 6 Grad. Für Mittwoch sind bei gleichbleibend milden Temperaturen weitere Regenfälle angekündigt. Auch in Whistler ist es mit dem Sonnenschein vorbei. Es zieht starke Bewölkung auf. Für Dienstag waren bei Temperaturen von 5 Grad Regen und Schneeschauer angesagt. Auch am Mittwoch soll es bei Werten von 4 Grad am Tag und 0 Grad in der Nacht Niederschläge geben, die von Regen in Schnee übergehen.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/mb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: