Olympia:DOSB-Vizepräsidentin: "23 Medaillen kein Beinbruch"

Sotschi (dpa) - Schon vor dem Endspurt in Sotschi und dem wohl deutlichen Verpassen des Medaillenziels entwickelt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine Verteidigungsstrategie.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Sotschi (dpa) - Schon vor dem Endspurt in Sotschi und dem wohl deutlichen Verpassen des Medaillenziels entwickelt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine Verteidigungsstrategie.

"Mit 20, 23 oder 24 Medaillen rauszugehen, wäre kein Beinbruch", sagte die für den Leistungssport verantwortliche DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel im Deutschen Haus in Krasnaja Poljana. Angepeilt waren eigentlich 30 Plaketten. "Das Team hat sich gut geschlagen. Medaillen sind nicht das Maß aller Dinge", meinte sie. Bedenken müsse man, dass die internationale Konkurrenz stärker geworden sei. "Andere Länder haben aufgerüstet", stellte Thiel fest.

Vor 20 Jahren in Lillehammer gab es die mit 24 Medaillen (9 Gold/7 Silber/8 Bronze) bis dato geringste Ausbeute für ein deutsches Winterspiele-Team. Allerdings umfasste das olympische Programm von 1994 nur 61 Disziplinen, in Sotschi sind es 98. "Ich bin ein Gegner von absoluten Zahlen. Sie sind Ergebnis der Meilensteingespräche mit den Fachverbänden von einem Jahr zuvor", sagte die 59-jährige Juristin. Ermittelt wurde für Sotschi ein Zielkorridor von 27 bis 42 Medaillen.

Die Verbände würden immer eher eine positivere Medaillenprognose abgeben, so Thiel. "Die Athleten müssen dann aber gesund sein und mental gut drauf sein." Da könne man nur hoffen, dass das so passiert, aber es ist nicht gewährleistet". In Sotschi gab es einige angeschlagene Athleten wie Eric Frenzel, Felix Neureuther, Maria Höfl-Riesch oder Tobias Angerer, der sogar vorzeitig nach Hause flog. Außerdem hatte das deutsche Team bei einigen vierten Plätzen Pech. "Das sind Holzmedaillen bei Olympia, aber es sind hervorragende Leistungen, wenn man einen Platz von vier bis zehn erreicht."

Ein schwaches Abschneiden bei den Sotschi-Spielen als Argument bei den Verhandlungen mit dem Bundesinnenministerium um mehr Fördermittel anzuführen, hält Thiel nicht für sinnvoll. "Man könnte es sich einfach machen und damit Mehrbedarf begründen", sagte sie. "Dass wir mehr Geld brauchen, ist unstrittig. Die Frage ist, wie viel mehr." In dem ins Amt zurückgekehrten Innenminister Thomas de Maizière habe man "einen sehr guten Ansprechpartner". Allerdings müsse der Sport seine Hausaufgaben machen und über neue Strukturen nachdenken.

"Da ist viel auf den Weg gebracht im Sommersport. Ich denke, dass dies auch im Zuge der Meilensteingespräche für den Wintersport passiert", meinte Thiel. Nichtsdestotrotz ist das Finanzkorsett für den Leistungssport eng. 38 Millionen Euro an Mehrbedarf war bei einer Umfrage unter den Verbänden ermittelt worden. "Die Analyse haben wir noch mal validiert" berichtete sie. "Der Gegencheck hat ergeben: Die Zahlen sind fast identisch, die Verbände haben da reell gemeldet und kein Wunschkonzert angestimmt." Geht der DOSB mit dieser Zahl nun in die Verhandlungen mit dem BMI? "Es ist eine Basisanalyse, der aber nicht das Wort Forderung zugeschrieben werden kann", so Thiel.

Nicht abweichen will sie von der breitangelegten Förderung im deutschen Sport, um schwache Ergebnisse wie in Sotschi im Skeleton oder Eisschnelllauf mit Stärken in anderen Bereichen kompensieren zu können. "Da gibt es immer mal Wellenbewegungen", sagte Thiel, die auch Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes ist. "Mit einer breiteren Förderung erreichen wir es immer, Talsohlen bei Verbänden auszugleichen."

Deshalb ist ihr auch mit Blick auf die Winterspiele 2018 in Pyeongchang nicht bange. "Wir stehen nach wie vor gut da", sagte Thiel. Italiener und Franzosen hätten ihr gesagt, dass es toll sei, wie weit weg die Deutschen im Medaillenspiegel wieder seien. "Sie bewundern das."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: