Olympia:Deutsche Olympia-Volunteers in Sotschi

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Sotschi (dpa) - Sie gelten als heimliche Stars der Winterspiele, als "Heinzelmännchen von Sotschi", ohne die Olympia in Russland nicht funktionieren würde

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Sotschi (dpa) - Sie gelten als heimliche Stars der Winterspiele, als „Heinzelmännchen von Sotschi“, ohne die Olympia in Russland nicht funktionieren würde

Hinter den Kulissen des Weltsportereignisses kümmern sich 25 000 Helfer um Athleten, Politiker und Sportgäste - eine der 60 deutschen Freiwilligen ist Viktoria Franke aus Dresden.

„Ältere Bekannte mit DDR-Biografie waren zwar skeptisch gegenüber Russland“, erzählt die 27-Jährige. „Aber ich bin ein offener Mensch und finde den Einsatz spannend“, sagt sie der Nachrichtenagentur dpa.

Wegen ihrer Erfahrung als freie Journalistin teilten die Organisatoren Franke zur Pressebetreuung ein. „Das habe ich schon 2010 in Vancouver gemacht.“ In Russland sammelt sie im Wettkampfort Krasnaja Poljana zum Beispiel Athleten- und Trainerstimmen.

Natürlich habe sie die kritischen Berichte vor den Winterspielen gelesen. Das umstrittene Verbot von „Homosexuellen-Propaganda“ sei auch in ihrem Freundeskreis diskutiert worden. „Ich wurde aber von den Organisatoren überhaupt nicht politisch durchleuchtet, was mich schon ein wenig gewundert hat“, sagt sie. Sotschi ist ihr vierter Russlandaufenthalt, Expertin für das Riesenreich sei sie aber nicht.

„Ich habe manchmal Schwierigkeiten mit der russischen Mentalität, weil ich mich nicht in der Landessprache verständigen kann“, bedauert sie. An den anstrengenden Arbeitstagen gebe es aber immer wieder schöne und unvergessliche Momente, sagt Franke.

Auch Hubert Bihler aus Rottweil (Baden-Württemberg) schwärmt von seinem Job als Volunteer. „Ich kann die Russen nur loben, sie behandeln uns super“, sagt der Mann mit dem weißen Bart. Bihler wird noch während der Spiele am 21. Februar 68 Jahre alt und gehört zu den erfahrenen Helfern im Schwarzmeerkurort. Wie andere Helfer arbeitet er sechs Tage die Woche und musste seine Flüge selbst bezahlen. Als einziges Privileg bekam er aber ein Einzelzimmer. Sonst wohnen meist sechs Jugendliche in einem Zimmer mit Landgasthofcharme.

Als Bihler 2005 in Rente ging, legte der ehemalige Fußballtrainer richtig los: Als Presse-Volunteer betreute er Medien etwa bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika, bei Olympia 2012 in Whistler und der Fußball-EM 2012 in der Ukraine. „Das waren fantastische Erlebnisse. Der Virus ist in mir drin, ich muss das einfach machen“, sagt Bihler. Im bunten Olympia-Outfit sitzt er im Pressezentrum von Sotschi.

Ob Winterspiele oder etwa eine Fahrradtour durch die Slowakei: „Ich wollte immer Unbekanntes erkunden.“ Auf „traumhafte Weise“ lasse ihm seine Frau diese Freiheiten. „Zur Fußball-WM nach Brasilien nehme ich sie aber mit“, sagt Bihler und lacht. Als einer der wenigen Freiwilligen kann er die Wettkämpfe, die als Prestigeprojekt von Kremlchef Wladimir Putin gelten, mit anderen Weltsportereignissen vergleichen. „Es fehlt leider ein wenig Enthusiasmus - aber das ist wohl eine Frage der oft noch sowjetischen Erziehung“, meint er.

Sowjetunion, dort wurde Sergej Kyonig geboren - im zentralasiatischen Kasachstan. Vor 15 Jahren kam Kyonig nach Deutschland, jetzt sitzt er als Volunteer in der Sonne von Sotschi. „Das Auswahlverfahren war nicht einfach“, berichtet der 41-Jährige. Umfassendes Wissen über Olympia galt es ebenso nachzuweisen wie Russischkenntnisse. Die Mühe hat sich gelohnt: Der Thüringer darf die deutsche Mannschaft begleiten, als Dolmetscher zu Training, Wettkämpfen und Pressekonferenzen. Auch Fahrdienst gehört dazu.

In Sotschi wird er deshalb bereits seit Mitte Januar geschult: Sicherheitstraining, Ortskenntnisse, Spezialvokabeln. „Der Kopf ist sehr voll am Ende des Tages“, meint er. Die „märchenhafte Natur und das faszinierende Meer“ ringsum konnte er bislang nicht wirklich genießen. Aber er müsse das ja alles ernst nehmen - von den Volunteers hänge viel ab. „Wenn ich mich verfahre, der Athlet zu spät kommt oder gar nicht: Das will man sich gar nicht vorstellen.“

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