Olympia:Deutsche Athleten fühlen sich wohl im Dorf

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Rio de Janeiro (dpa) - Die deutsche Kanuten-WG im Olympischen Dorf hat die Inneneinrichtung ihres Apartments selbst in die Hand genommen.

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Rio de Janeiro (dpa) - Die deutsche Kanuten-WG im Olympischen Dorf hat die Inneneinrichtung ihres Apartments selbst in die Hand genommen.

Aus dem Keller des Hochhauses schleppten die Wassersportler hölzerne Paletten ins Wohnzimmer, bastelten sich daraus einen Tisch, um darauf ein 1500-Teile-Puzzle mit einem Panoramabild von Rio de Janeiro auszubreiten. „Inzwischen passt alles“, meinte Sideris Tasiades, der Olympia-Zweite von 2012 im Kanu-Slalom, über Leben und Wohnen im Dorf beim Tag der offenen Tür für die Medien.

Die Kanuten waren die Vorhut des deutschen Teams, das insgesamt 423 Athleten umfasst, und mussten die anfänglichen vielen Mängel von defekten Sanitäranlagen bis leidlicher Wasserversorgung erdulden. „Wir waren die ersten, die Prototypen“, sagt Franz Anton, der zusammen mit Jan Benzien den WM-Titel im Zweier-Canadier gewann und nun in Rio viel vor hat: „Als Weltmeister wollen wir uns gut verkaufen und zielen auf die oberen Plätze.“

Obwohl die Kanuten zwei, drei Tage nach der Eröffnungsfeier am Freitag als einige der ersten ihre Wettkämpfe bestreiten, wollen sie sich das brasilianische Spektakel nicht entgehen lassen. „Ich brauche meine Beine ja nicht. Ab Hüfte aufwärts muss alles richtig stimmen“, sagte Tasiades. „Ich brauche die Eröffnung, um zu spüren: Es geht los!“

Drei Tage vor Olympia-Beginn war das deutsche Haus am Dienstag mit 551 Athleten, Trainern und Betreuern bereits gut gefüllt. „Damit sind zwei Drittel des deutschen Gesamtteams bereits eingetroffen“, sagte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Man spürt langsam, dass die Athleten darauf brennen, dass es endlich losgeht!“

Mit der Wohnsituation im Dorf sind nicht nur die Kanuten zufrieden, obwohl die Zimmer „sehr spartanisch“ eingerichtet sind, wie Schimmelpfennig feststellte. „Die Rückmeldungen der Athleten sind positiv, vielleicht auch, weil die Erwartungen nach den schlechten Meldungen in den vergangenen Tagen nicht so hoch waren“, meinte er.

„Man hat nicht das Gefühl, auf der Baustelle zu leben, aber es ist auch kein Fünf-Sterne-Hotel“, urteilte Radsportlerin Claudia Lichtenberg. „Da gibt es eigentlich nix zu meckern“, meinte auch Rad-Kollegin Romy Kasper. „Das ist alles sauber, es funktioniert alles. Da kann ich nix sagen.“ Und überhaupt fühlt sich vor ihrer Olympia-Premiere alles gut an: „Schön, viel, überwältigend, überdimensional - es gibt eigentlich keine Steigerung.“

Bis zum Ende der Rio-Spiele am 21. August soll es den mehr als 10 000 Sportlern - darunter die 423 deutschen Athleten - sowie weiteren 8000 Ärzten, Trainern und Betreuern an nichts fehlen. In der gigantischen Mensa wird Essen aus allen Erdteilen angeboten - von arabischer, italienischer, französischer Küche bis hin zu koscherer und vegetarischer Kost sowie Fleisch und Fisch vom Grill. „Momentan probiere ich das eine oder andere, vor dem Wettkampf esse ich aber, was ich kenne“, sagte Romy Kasper. Rund 13 000 Mitarbeiter und Freiwillige werden sich um das Wohl der Sportler aus über 200 Ländern kümmern.

Auf den weitläufigen Außenflächen des Olympischen Dorfes, das sich über 3604 Apartments in 31 Hochhäusern erstreckt, finden die Bewohner Swimmingpools, Tennis- und Sportplätze sowie ein großes Fitnesszentrum. Außerdem steht zur Versorgung von Krankheiten und Verletzungen eine Poliklinik zur Verfügung. „Das Olympische Dorf von Rio braucht sich vor den vorherigen nicht zu verstecken“, sagte Schimmelpfennig.

Verstecken will sich auch das russische Team nicht. Obwohl das Land wegen Staatsdopings kurz vor dem Olympia-Rauswurf gestanden hat, scheint das Selbstbewusstsein in der Delegation nicht gelitten zu haben: Das Apartment-Haus haben sie mit einem russischen Banner geschmückt, dem größten im ganzen Dorf.

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