Olympia:Beerbaums Rücktritt auf Raten - Rio waren «letzte Spiele»

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Rio de Janeiro (dpa) - Nach dem großen Rausch von Emotionen hat Ludger Beerbaum den Rückzug auf Raten eingeleitet.

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Rio de Janeiro (dpa) - Nach dem großen Rausch von Emotionen hat Ludger Beerbaum den Rückzug auf Raten eingeleitet.

Geradezu euphorisch hatte der erfolgreichste Springreiter der zurückliegenden drei Jahrzehnte Olympia-Bronze gefeiert, ehe er nach einer kurzen Nacht den ersten Schritt des Endes seiner grandiosen Karriere verkündete. Der 52-Jährige will nur noch ein letztes Mal für die deutsche Nationalmannschaft reiten - danach ist Schluss.

„Das ist jetzt nicht so, dass mir das gestern oder heute eingefallen ist, dass ich aufhören muss“, sagte Beerbaum am Donnerstag in Rio de Janeiro. Er habe schon länger gemerkt: Die biologische Uhr tickt. Er wollte den „richtigen Moment“ erwischen. Und der war nach einem packenden Olympia-Finish gekommen. Auch wenn der viermalige Olympiasieger zugab: Es fällt mir schon schwer, diesen Schritt zu tun.

Seine letzte Olympia-Runde, auf der Beerbaum das Team ins Stechen und damit Bronze gerettet hatte, wird ihm lange in Erinnerung bleiben. „Das war noch einmal ein Highlight, das war sicher einer der emotionalsten Momente meiner Karriere. Die gucke ich mir in zehn Jahren noch mal an, wenn ich nicht so gut drauf bin“, erklärte Beerbaum. Genau solche eine Zuspitzung der Gefühle hat es wohl gebraucht, um den langsam reifenden Entschluss tatsächlich umzusetzen.

Er hat sich schließlich schon länger gefragt: „Wann kriegst du die Kurve?“ Insofern war es ein perfekter Moment für Beerbaum. Ich habe das Gefühl gehabt, noch einmal gebraucht zu werden. Das zeigen zu können, das leisten zu können, das war ein schönes Gefühl, das war schon etwas Erhabenes. Das war ein Gefühl von Stolz und innerer Zufriedenheit.

Der 52-Jährige will nun beim Nationenpreis-Finale Ende September in Barcelona seine Abschiedsvorstellung für Deutschland geben. Das Karriereende ist aber noch nicht geplant. „Ich werde weiterhin an internationalen Turnieren teilnehmen“, erklärte Beerbaum.

Das wird aber etwas anderes sein, das weiß er. „Ich glaube, so viele von diesen Erlebnissen werde ich nicht mehr haben.“ Als Einzelreiter Große Preise zu reiten, das ist selbst im Falle eines Sieges viel weniger emotional als ein Teamspringen - gerade für einen Gefühlsmenschen wie Beerbaum.

Obwohl er einer der cleversten Vertreter seiner Branche ist, reagiert Beerbaum oft auch spontan und aus dem Bauch heraus. Auf den ersten Teil seines Karriere-Endes trifft dass weniger zu. „Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass das meine letzten Spiele waren“, sagte der im nordrhein-westfälischen Riesenbeck lebende Profi. „Ich mache Platz für junge Leute.“ Diese Entscheidung habe er auch mit Bundestrainer Otto Becker getroffen.

Langweilig wird Beerbaum nicht werden. Seit vielen Jahren ist er auch als Unternehmer sehr aktiv. Er betreibt einen Turnierstall und eine Zuchtstation. Er arbeitet im Pferdehandel, lässt Futtermittel unter seinem Namen herstellen und hat vor einem Jahr in seinem Heimatort das Pferdesportzentrum Riesenbeck International eröffnet.

Sportlich hinterlässt er im roten Jackett des Nationalteams eine einzigartige Bilanz. Vor dem Bronze von Rio hat Beerbaum zwischen 1988 und 2000 vier Goldmedaillen gewonnen. Den Sprung in das Einzel-Finale hatte er jedoch verpasst, obwohl er qualifiziert war, weil nur drei Reiter pro Nation starten dürfen.

Kein anderer Reiter hat eine derartige Erfolgsstatistik wie Beerbaum. Neben den fünf olympischen Medaillen gewann Beerbaum zweimal Team-Gold bei Weltmeisterschaften. Sechs Siege feierte er zudem bei Europameisterschaften. Mit neun Siegen ist Beerbaum außerdem Rekordhalter bei deutschen Meisterschaften. Nur bei der Anzahl der olympischen Goldmedaillen ist Hans Günter Winkler erfolgreicher - allerdings in einer Zeit mit weniger Konkurrenz.

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