Olympia:"Als er elf war, hab ich gedacht, das kann ein ganz Großer werden"

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"Seele und Körper waren in der ganzen Übung eins", sagt Wolfgang Hambüchen im SZ-interview über das Reck-Gold seines Sohnes Fabian. (Foto: Lukas Schulze/dpa)

Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen spricht im SZ-Interview über die Gold-Kür seines Sohnes Fabian, den gemeinsamen Weg über 20 Jahre und falsche Freunde bei Erfolgen.

Von Volker Kreisl, Rio de Janeiro

Als er sich am Dienstagabend nach seinem Olympiasieg sein Turngerät noch einmal ansah, war für Fabian Hambüchen klar: Dieses Ding brauche ich. 5000 Euro wollte er dafür bezahlen, jetzt schenkt es ihm der deutsche Hersteller. Nach Bronze in Peking und Silber in London hatte Hambüchen am Dienstag mit Gold in Rio seine Laufbahn gekrönt, international tritt er nun ab. Und damit auch sein Vater Wolfgang, der ihn trainierte.

"Das war das letzte Mal", sagt Wolfgang Hambüchen im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Das letzte Mal, dass ich ihn dehne, ihm Tipps gebe, da war ich schon leicht schwermütig. Ich hab's aber ganz gut weggedrückt, weil das ging ja hier nicht um mich."

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:So fliegt Hambüchen zu Gold

Er fliegt wunderschön durch die Luft, packt die Stange sicher - und muss doch bis zum Ende zittern: Fabian Hambüchens Gold-Übung am Reck in Bildern.

Dass Gold drin ist, hat der Vater dem Sohn gleich angemerkt - schon bei den ersten Drehungen am Reck: "Die ganze Übung war wie im Flow", blickt er zurück. "Manchmal wirkt es ja ein bisschen rau, wenn das nicht so passt, aber da konnte man sehen: Seele und Körper waren in der ganzen Übung eins."

"Das sind jetzt nicht plötzlich alles Freunde"

Nachdem Fabian Hambüchen sich nun von der großen Bühne zurückgezogen hat, rekapituliert sein Vater noch einmal dessen Anfänge. Dass aus Fabian ein guter Turner werden könnte, zeigte sich früh: "Als er elf, zwölf Jahre alt war, da hab' ich gedacht, das kann mal ein ganz Großer werden. Wir, also die ganze Familie, haben immer so gearbeitet, dass das möglich ist, aber wir hatten das nie in der Pipeline, dass der in 20 Jahren Gold holt."

Bereits 2007 gewann Hambüchen dann den Weltmeistertitel auf seinem geliebten Gerät, dem Reck. Die Stimmung um ihn wurde euphorischer, Hambüchen war plötzlich sehr gefragt. "Als er Reckweltmeister wurde, haben ihm so viele Leute, Reporter, Vereinsleute, Politiker, Zucker in den Hintern gestreut, dass ich schon Bedenken hatte, dass er die Orientierung verliert." Sein Vater und Trainer musste das anschließend einordnen:"Ich hab' gesagt: Junge, du hast 'ne Superleistung gebracht, aber das sind jetzt nicht plötzlich alles Freunde!"

Wolfgang Hambüchen spricht zudem mit der SZ über Rückwärtssalti seines Sohnes mit dem Kinderfahrrad, die harte Arbeit in 20 Jahren gemeinsamer Trainingszeit und wie kritisch Fabian Hambüchen Teile dieser Zeit gesehen hat.

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SZ PlusWolfgang Hambüchen im Interview
:"Seele und Körper waren eins"

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Interview Von Volker Kreisl

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