Gruppenspiel Nigeria gegen Iran:Erstes 0:0 in Brasilien

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Irans Hajsafi (re.) und Nigerias Odemwingie im Kopfballduell. (Foto: REUTERS)

Weder Nigeria noch Iran bewerben sich als Verfolger von Argentinien in Gruppe F. Ein äußerst schwaches Spiel endet torlos - Iran spielt sogar so holprig, wie schon die Vorbereitung verlaufen war.

In der 90. Minute ereignete sich tatsächlich etwas, was zu diesem Zeitpunkt kaum noch jemand für möglich gehalten hatte. Flanke, Kopfball, dann Eckstoß, Kopfball, zwei Szenen hatte Nigeria, die sich mit halbwegs gutem Gewissen als Torchance bezeichnen ließen. Davon hatte es in den 90 Minuten zuvor in diesem Spiel zwischen den Nigerianern und Iran nicht sonderlich viele gegeben. Auch diese zwei Szenen führten nicht zu Toren, und so endete dieses bisher schwächste Spiel des Turniers völlig korrekt mit 0:0.

Bei den Iranern saß Torwart Daniel Davari, der in der vergangenen Saison bei Eintracht Braunschweig spielte, nur auf der Bank. Bis kurz vor dem Anpfiff war es in Iran ein großes Thema gewesen, ob eher Davari oder Rahman Ahmadi im Tor des Team Melli stehen sollte. Es wurde dann etwas überraschend der dritte Torwart des Kaders, Alireza Haghighi. Dieser Haghighi stand mitsamt seinen unmittelbaren Vorderleuten dann bald im Blickpunkt: Die Iraner begannen mit vielen kleinen Stockfehlern, die Nigerianer wiederum mit recht flinkem Spiel, das sie das eine oder anderen Mal nahe ans gegnerische Tor brachte.

Einmal landete der Ball sogar im Netz, doch zuvor hatte der Schiedsrichter schon wegen Foulspiels abgepfiffen (7.); kurz danach vergaben Ahmed Musa und Ogenyi Onazi in einer Doppelchance die Chance zur Führung (9.).

Nigeria fehlte die Kreativität

Aber der Schwung der Nigerianer ließ bald nach. Erst nach 30 Minuten gab es wieder Torgefahr: Musa sah bei einem Freistoß, dass der Schlussmann ungünstig postiert war und zog den Ball direkt aufs Tor - gerade so parierte Haghighi den Versuch.

Das war insgesamt sehr, sehr wenig, was die favorisierten Nigerianer zeigten, aber immerhin noch mehr als das, was die Iraner boten. Denen gelang es zwar nach anfänglicher Nervosität, in der Abwehr ganz kompakt und gut organisiert zu stehen. Aber nach vorne spielten sie so, wie ihre Vorbereitung verlaufen war: ziemlich unrund. Es hatte in den Wochen vor dem WM-Turnier eine merkwürdige Posse um die Qualität der Trikots gegeben, außerdem abgesagte Trainingslager und kaum Testspiele. Und der Verbandspräsident Ali Kafaschian und Trainer Carlos Queiroz hatten einander so oft getriezt, dass eine Weiterbeschäftigung des langjährigen Assistenz-Trainers von Manchester United in Iran nach der WM sehr unwahrscheinlich ist. Dieser untauglichen Turnier-Einstimmung schienen sich die Spieler zunächst anzupassen: Null Chancen und eine Fehlpassquote von 40 Prozent vermerkten die Statistiker zur Mitte der ersten Hälfte.

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Erst nach 34 Minuten hatten die Iraner eine Torchance - in Person von Reza Ghoochannejhad, dessen Nachname so lang ist, dass ihn seine Fans oftmals nur "Gucci" nennen und bei der WM auf dem Trikotrücken lediglich sein Vorname steht. Dafür war die Chance aber gleich eine besonders gute. Eckstoß Ashkan Dejagah, Kopfball Ghoochannejhad - und Nigerias Torwart Vincent Enyeama sah sich zu einem ordentlichen Reflex gezwungen, um sein Team vor dem Rückstand zu bewahren.

Den brasilianischen Zuschauern in Curitiba missfiel die ganze Darbietung so sehr, dass sie zur Pause ordentlich pfiffen. Und die zweite Hälfte gab zunächst nicht gerade Anlass, das Urteil des Publikums zu korrigieren - obwohl sich zumindest in Nigerias Elf doch ein paar international bewährte Kräfte wie John Obi Mikel (FC Chelsea) oder Ahmed Musa (ZSKA Moskau) befanden.

Aber die Iraner schirmten ihr Tor weiter geschickt ab, sehr fleißig, sehr kampfstark, aber auch weiter ohne jede Idee nach vorne. Und so gelang es den 22 Herren auf dem Rasen, dass es nach dem Seitenwechsel noch weniger Torszenen gab als vorher.

So floss dieses Spiel weitgehend träge vor sich hin und brachte nicht nur das erste 0:0, sondern das erste Remis überhaupt des Turniers hervor. Wobei es einen Sieger vielleicht doch gab: die im Quartier am Fernseher zuschauende Mannschaft von Bosnien-Herzegowina, die sich in dieser Gruppe F trotz der Auftaktniederlage gegen Argentinien eindeutig als Aspirant aufs Weiterkommen fühlen darf.

© SZ vom 17.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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