Sieg der Niederlande:Dumfries sei Dank

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Denzel Dumfries erzielte den Siegtreffer. (Foto: Olaf Kraak - Pool/Getty Images)

In einem wilden Spiel gewinnt Oranje 3:2 gegen die Ukraine, verspielt zwischenzeitlich aber eine 2:0-Führung. Bondscoach Frank de Boer rückt vom heiligen 4-3-3-System ab, wird am Ende aber belohnt.

Von Ulrich Hartmann, Amsterdam

Ganz in Schwarz betraten die niederländischen Fußballer 90 Minuten vor dem Anpfiff in ihren Trainingsanzügen den Rasen in der Johan-Cruyff-Arena. Man durfte die deprimierende Farbgestaltung allerdings nicht überinterpretieren. Die nationalen Erwartungen an die kollektive Lieblingsmannschaft namens Elftal mögen mit Zweifeln behaftet gewesen sein, Trauerkleidung jedoch war unangemessen. Als das Spiel gegen die Ukraine dann begann, standen sie in ihrem leuchtendsten Oranje auf dem Feld. Die vermeintlichen Trauerklöße entpuppten sich als recht verspielt und besiegten die Ukraine eigentlich ein bisschen zu knapp mit 3:2 (0:0). Der Münchner Schiedsrichter Felix Brych hatte gut zu tun, eine rassige und spannende Partie in Bahnen zu halten. Georginio Wijnaldum (52.), Wout Weghorst (59.) und Denzel Dumfries (85.) erzielten bei Gegentoren durch Andrij Jarmolenko (75.) und Roman Jaremtschuk (79.) die gewinnbringenden Oranje-Treffer.

"Ich bin stolzer Kapitän. Wir haben ein gutes Spiel gespielt", sagte Wijnaldum: "Wir haben zwei Chancen zugelassen, das waren auch gleich zwei Gegentore. Aber das hat uns nicht in Panik versetzt. Ich bin erleichtert, dass wir das erste EM-Spiel gewonnen haben."

Wer in der niederländischen Startelf die drei Ajax-Spieler Maarten Stekelenburg im Tor sowie Jurrien Timber und Daley Blind in der Abwehrkette schon für Blockbildung hielt, erkannte in der ukrainischen Defensive mit Torwart Georgi Buschtschan sowie den Abwehrmännern Alexander Karawajew, Illja Sabarnyi und Witali Mykolenko von Dynamo Kiew eine noch dickere Vereinsklammer. 16 000 Zuschauer durften in die dreieinhalb Mal so große Arena im Südosten Amsterdams, machten aber Lärm für drei Mal so viele und bejubelten den ersten Turnierauftritt der Niederländer seit 2014. Die Nationalhymne aus zigtausenden Mündern, der Anpfiff, die ersten Minuten, der erste Torschuss von Memphis Depay nach 100 Sekunden - es war eine unfassbare Kulisse. Wäre dieses Stadion voll gewesen, hätte man den Krach bis in die Ukraine gehört.

Mittendrin im niederländischen Angriffswirbel ein Stürmer aus der Bundesliga: Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg. Er ist mit 28 Jahren ein Spätberufener in Sachen Nationalstolz. Nach ersten kurzen Einsätzen für Oranje schon 2018 hat er sich erst jetzt unter dem Bondscoach Frank de Boer etabliert und bestritt sein siebtes Länderspiel. Oranje dominierte von Beginn an, doch es war eng vor dem ukrainischen Tor mit zehn abwehrenden Feldspielern. Bald stöhnte das Publikum bei jeder vergebenen Oranje-Chance laut auf. Das 0:0 zur Pause war eine herbe Enttäuschung.

Folglich war die Kulisse zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst gedimmt. Sogar per Flugzeug-Banner über dem Abschlusstraining war der Trainer de Boer aufgefordert worden, statt auf seine Fünferkette doch bitte auf das landestypische 4-3-3-System zu setzen. Vergebens. 3-5-2, so lautete die Oranje-Formel. Und schlecht war's nicht. Doch de Boer konnte erst aufatmen, als in der 52. Minute das überfällige 1:0 fiel. Ein Fehler des bis dahin starken Torwarts Buschtschan war dazu nötig. Er legte nach einer Abwehr dem Kapitän Wijnaldum den Ball zum Einschuss von der Strafraumgrenze vor. Der demnächst für Paris Saint-Germain spielende Wijnaldum drosch die Kugel unter die Latte. Das Publikum explodierte. "Holland, Holland!", skandierten begeisterte Menschen.

In der 59. Minute schoss Weghorst erst sein zweites Tor für Oranje. Und gleich ein ganz wichtiges. In der tor- und ereignisreichen Schlussphase hatte Oranje das nötige Glück mit Dumfries' Siegtreffer fünf Minuten vor Schluss. Nun schielt man aufs Achtelfinale. Am Donnerstag gegen Österreich kann eine Vorentscheidung fallen.

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