Neuer DTB-Präsident:Ungeeignet für eine Revolution

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Der neue Präsident, Ulrich Klaus (links), und sein Vorgänger Karl-Georg Altenburg. (Foto: dpa)

Die Wahl von Ulrich Klaus zum neuen Tennis-Präsidenten ist als kleinster Nenner zu verstehen. Das Konzept, mit dem Klaus antrat, verdiente diesen Titel nicht - immerhin dürfte es nun friedlicher im Verband zugehen.

Ein Kommentar von Gerald Kleffmann

Nach allem, was über Ulrich Klaus gesagt wird, ist gegen den neuen Präsidenten des Deutschen Tennis-Bundes menschlich wenig einzuwenden. Der 64-jährige pensionierte Lehrer, der es im Berufsleben bis zum stellvertretenden Leiter eines Gymnasiums brachte, gilt als ruhige Person, als jemand, der um Vermittlung bemüht ist. Das Miteinander zwischen den Landesverbänden und den Gremien wolle er fördern, das klingt gut und ist nötig nach einer Amtszeit von Karl-Georg Altenburg, in der gegenseitiges Misstrauen zu oft intensiv ausgelebt wurde.

Sinnbildlich dafür steht der ausgeartete Machtkampf um die Führungsspitze, unter Beteiligung aller Seiten. Der abgetretene Investmentbanker, der - welch eine Ironie - nun die fehlende Einigkeit im Tennislande beklagte, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Allianzen unversöhnlich gegenüberstanden. Die Wahl von Klaus ist somit als kleinster Nenner zu verstehen, auf den sich alle einigen konnten.

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Längst schien durch zu sein, dass Ulrich Klaus neuer Präsident des DTB wird. Plötzlich kommen wieder drei Kandidaten in Frage - darunter Michael Stich. Sie sollen nun ausmachen, wer welches Amt übernimmt. Klappt das?

Von Gerald Kleffmann

Das Konzept, mit dem der bisherige Verbandspräsident von Rheinland-Pfalz antrat, verdiente im Grunde nicht diesen Titel. Es war ein Zusammenschrieb von Selbstverständlichkeiten wie der Absicht, die öffentliche Wahrnehmung von Tennis zu verbessern. Wenn Klaus die Funktionärsebene befriedet, ist zwar wirklich einiges gewonnen. Das Problem nur: Der Deutsche Tennis-Bund müsste sich grundlegend neu aufstellen. Wie wenig zeitgemäß manche Struktur ist, hat die missglückte Bewerbung Michael Stichs offenbart. Der frühere Wimbledonsieger ging mit guten Ideen in die Offensive, die dem DTB auf die Sprünge helfen würden. Aber in den jetzigen Gremien, von Satzungsfragen wie in einem Kegelklub geprägt, würden sich diese schwer bis gar nicht umsetzen lassen.

Das fängt schon bei der Frage an, ob eine komplexe Aufgabe wie die des DTB-Präsidenten nicht wie ein Job in der Wirtschaft entlohnt werden sollte. Natürlich müsste er das. Aber so, wie der DTB aufgestellt ist, geht es nicht. Dass das Geld in der Verbandskasse fehlt, hat es den Kritikern zusätzlich erleichtert, Stich in die Schranken zu weisen. Fürs Erste mag sich der 46-Jährige verpokert und das Establishment unterschätzt haben. Auch wiederholtes Nachbessern seiner Pläne sowie die Verkennung einer Interessenskollision als Hamburger Turnierveranstalter haben ihn angreifbar gemacht.

Doch so unbequem Stich ist, beinhaltet sein Wirken etwas Gutes: Er hat den prominenten Namen, um Druck auf den DTB-Führungszirkel auszuüben, das schadet nicht. Dass Klaus bereits davon spricht, dass die Strukturen "auf den Prüfstand" müssten, darf Stich als kleine Genugtuung auffassen, wenngleich es unter dem neuen Präsidenten sicher nicht zu einer Revolution kommen wird.

© SZ vom 17.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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