Deutscher Tennis-Bund:Einer Präsident, der andere Blumenwart

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Michael Stich, 46, ist von einigen Forderungen abgerückt und kann sich auch ein Amt als DTB-Vizepräsident vorstellen. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Längst schien durch zu sein, dass Ulrich Klaus neuer Präsident des DTB wird. Plötzlich kommen wieder drei Kandidaten in Frage - darunter Michael Stich. Sie sollen nun ausmachen, wer welches Amt übernimmt. Klappt das?

Von Gerald Kleffmann, München

Am Sonntag haben sich wichtige Vertreter des deutschen Tennis in Hamburg getroffen, der Bundesausschuss, der aus den 18 Präsidenten der Landesverbände besteht, tagte. Es ging erneut um die Neubesetzung des Präsidiums des Deutschen Tennis-Bundes (DTB). Schien längst durch zu sein, dass Ulrich Klaus vom rheinland-pfälzischen Verband auf Investmentbanker Karl-Georg Altenburg folgt, der nach drei durchaus streitreichen Jahren nicht mehr kandidiert, ist nun klar: Nichts ist klar.

Außer der Tatsache, dass seit Sonntag drei Bewerber als Präsident in Frage kommen: Klaus, Helmut Schmidbauer, Präsident des bayerischen Verbandes, sowie Michael Stich, wobei der frühere Wimbledonsieger auch das Vize-Amt für möglich hält. Diese Drei wiederum sollen unter sich auskarten, wer für welches Amt und mit welchem Team antritt bei den Wahlen am 16. November in Berlin, was nicht leicht wird. Klaus gilt nicht als Fan von Stich und blieb Stichs Präsentation am Sonntag fern. Stich dafür weiß, dass Klaus nicht sein Fan ist. Und von Schmidbauer wissen alle, dass er Schmidbauer ist. Der Bayer will nach oben, ohne sich zu verbrennen.

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Ein gordischer Knoten? Absolut. Deshalb erscheint ein Szenario nicht abwegig, das Robert Hampe als letzte Option sähe: "Eine Kampfabstimmung ist möglich." Er hofft auf eine Einigung der Rivalen vorab. Hampe, Präsident des westfälischen Verbandes und Vorsitzender des Bundesausschusses, ist offenbar ein Idealist.

Stand 3. November gilt es festzuhalten, dass keiner diese Funktionärswelt im Detail verstehen muss, es reicht zu wissen: höllisch kompliziert. Allein der Umgang mit Klaus und Stich gleicht einem Mysterium. Auf zwei Sitzungen hatten die Bundesausschuss-Kollegen Klaus ihr Vertrauen ausgesprochen: Du wirst es! Nun muss er bangen.

Stich, ein zweifellos renommierter Mann, der ins Spiel kam, durfte zwar auch früh präsentieren - doch seine Forderungen nach Macht, Geld, Veränderungen waren leicht abzuwehren: geht nicht; aus diesem und jenem Grund. Manches war berechtigt, etwa seine Interessenskollision mit dem Job als Turnierveranstalter in Hamburg. Stich, ein zweifellos geradliniger und unbequemer Mann, ließ nicht locker und präsentierte am Sonntag vor dem offiziellen Teil des Bundesausschusses diesem sein modifiziertes Konzept.

Er schlug eine Brücke. Forderte weniger Macht, Geld, Veränderungen, sagte, auch Vize ist denkbar. Da fanden die meisten Stich gut. Aber nicht alle der in Hamburg anwesenden 13 Landespräsidenten, natürlich. Dirk Hordorff, Präsident des hessischen Verbandes, schwänzte Stichs Vortrag wie Klaus, er hatte ja sein Missfallen über dessen Manöver, die ihm sprunghaft vorkommen, bei tennisnet.com zuvor so kommentiert: "Vielleicht will Michael Stich ja morgen Blumenwart im DTB werden." Nach SZ-Informationen ist dies allerdings ausgeschlossen. Stich will nicht Blumenwart werden.

Klaus hat sein Team zusammen, sagt er. Schmidbauer auch, heißt es. "Bei Stich weiß man ja noch nicht, wie sein Team aussieht", sagt Klaus, und tatsächlich: Stich muss sich dieses organisieren, was knapp werden wird. Oder ergeben sich doch Zweckallianzen? "Mal schauen", sagt Klaus. Ein Motto, das bei diesem DTB vortrefflich passt.

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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