Neuer Bayern-Präsident Karl Hopfner:Mann ohne kurze Hosen

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Der wahrscheinlich neue Präsident des FC Bayern, Karl Hopfner. (Foto: dpa)

Karl Hopfner war beim FC Bayern der Mann der Zahlen, nun beerbt er Uli Hoeneß: In seiner Rolle als Vereinspräsident wird der einstige dritte Mann der Münchner sich erst zurechtfinden müssen. Die emotionale Wucht, mit der Hoeneß den Verein aufrüttelte und irritierte, wird fehlen.

Von Klaus Hoeltzenbein

Letzter Ausgang, hinten rechts. Durch jene Tür ist Uli Hoeneß stets aus der Arena entschwunden. Der Weg führt vorbei an Kameras und Mikrofonen. Dort hat er gelobt, getadelt, gepoltert. Doch Hoeneß, den rot-weißen Klubschal um den Hals gebunden, blieb nicht mehr stehen in der Nacht zum Mittwoch, nach der höchsten Heimniederlage in der Europacup-Geschichte des FC Bayern, den er seit Ewigkeiten regiert hatte. Seine Stimme fehlte im Chor der Interpreten des 0:4 gegen Real Madrid. Wie auch jene von Karl Hopfner, 61, der Hoeneß, 62, an diesem Freitag beerben wird.

Hopfner will sich erst gegenüber seinen Wählern, den Klub-Mitgliedern, erklären, doch sein Aufstieg ins Präsidentenamt gilt als sicher. Anders als seine Vorgänger Hoeneß (2009 bis 2014) und Franz Beckenbauer (1994 bis 2009) hat er keine sportliche Vita in kurzen Hosen. Er war der Mann der Zahlen, der Finanzen, seit er sich 1982 auf eine Stellenanzeige beim Verein beworben hatte. Der gelernte Betriebswirt rechnete durch, was sich Hoeneß und dessen strategischer Partner, der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, ausdachten.

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Die Hauptdarsteller des FC Bayern sind mittlerweile alle um die 30 Jahre alt. Manchen zwickt es mehr als früher, mancher ist nicht mehr ganz so flink. Müssen nun Finanzmittel aktiviert werden, um den Kader zu vitalisieren? Darüber entscheidet das Finale in Berlin.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Er war der dritte Mann, der nur aus der Kulisse auf die Bühne trat, um neue Rekordbilanzen vorzulesen. Rummenigge nannte Hopfner einmal "unseren Ludwig Erhard, nur ohne Zigarre". Anders als der Ex-Kanzler und Motor des deutschen Wirtschaftswunders griff Hopfner oft zur Zigarette, wenn er Beruhigung suchte. Und dieses Bild vom stillen Teilhaber blieb, als er sich 2012 überraschend aus dem operativen Geschäft ins Amt des Vizepräsidenten zurückzog.

Als Akt der Kontinuität werden die Bayern nun den Wechsel darstellen, wobei alle wissen, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Die emotionale Wucht, mit der Hoeneß den Verein aufrüttelte und irritierte, wird fehlen. Hopfner wird kaum Tränen vergießen wie Hoeneß im November.

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Er soll nicht nur Präsident des FC Bayern werden. Karl Hopfner geht auch davon aus, dass er Uli Hoeneß als Chef des Aufsichtsrat nachfolgen wird. Im Streit mit Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke lehnt Hopfner eine Entschuldigung ab.

Damals hatte dieser vor den Mitgliedern seinen Steuer-Prozess thematisiert, der ihm eine lange Haftstrafe eintrug, die er in Kürze antreten muss. Müßig ist deshalb die Spekulation, ob Hopfner nur Platzhalter ist, ob Hoeneß schon heute über ein Comeback nachdenkt. Niemand kann vorhersagen, wie eine Haftstrafe einen Menschen verändert.

Allerdings ist davon auszugehen, dass Hoeneß aus dem Gefängnis heraus einen langen Schatten wirft. Hopfner wird auf manche Golfrunde verzichten müssen, um dem zu entkommen. Hoeneß und er waren Weggefährten, doch nicht die engsten Vertrauten, beide waren 2012 zum Beispiel unterschiedlicher Auffassung in der Frage, wer Hopfner als Finanzvorstand beerben sollte. Hoeneß setzte Jan-Christian Dreesen durch, und auch der einstige Banker wird jetzt seine Rolle suchen, wenn es zu verhindern gilt, dass beim FC Bayern ein Machtvakuum entsteht.

Dieses 0:4 gegen Madrid war für Hoeneß der letzte Champions-League-Besuch für lange Zeit. Es stellt seinen Nachfolger vor Herausforderungen, mit denen nicht einmal ein Rekordmeister der Zahlen rechnen konnte.

© SZ vom 02.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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