NBA:Vier Milliarden für die Sonne

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Trainer Monty Williams und Forward Torrey Craig beim Spiel der Phoenix Suns gegen die Washington Wizards. (Foto: Christian Petersen/AFP/Getty)

Rekorddeal in der NBA: Die Phoenix Suns haben einen neuen Besitzer - der alte war wegen eines Rassismus- und Sexismus-Skandals massiv in die Kritik geraten. Aber ein Aspekt des Geschäfts erzeugt Grummeln.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der Verkauf des NBA-Teams Phoenix Suns und des WNBA-Teams Phoenix Mercury steht unmittelbar bevor. Der designierte neue Eigentümer Mat Ishbia hat am Dienstag verkündet, gemeinsam mit seinem Bruder Justin Mehrheitseigner des Basketball-Männer-Franchise und des Frauen-Pendants Mercury werden zu wollen. Es passiert heutzutage nicht mehr häufig, dass man über einen Milliardendeal im Profisport sagen kann: Ja, das ergibt tatsächlich einen Sinn.

Auf vier Milliarden Dollar (ca. 3,8 Milliarden Euro) wird das Geschäft taxiert. Der bisherige Eigner Robert Sarver, der ein Drittel besitzt, aber aufgrund der Struktur der Eigentümer über den kompletten Verkauf bestimmen kann, hatte die Suns mit Investoren im Jahr 2004 für die damalige Rekordsumme von 401 Millionen Dollar gekauft. Im November 2021 berichtete der Sportsender ESPN über unakzeptable Zustände bei den Suns, es ging um Rassismus und Sexismus. Die NBA leitete eine Untersuchung ein, sie suspendierte Sarver für ein Jahr und belegte ihn mit zehn Millionen Dollar Strafe. Zunächst wollte sich Sarver nur aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, nach heftigem Furor gab er im September bekannt, die Franchises verkaufen zu wollen.

Es ergibt also Sinn, dass sich Sarver zurückzieht, und ebenso, dass der Milliardär Ishbia die Suns kauft. Der Gründer des Investmentkonzerns Shore Capital steht nicht im Verdacht, sich damit nur ein Spielzeug zu gönnen. Er war Basketballspieler an der Michigan State University; 2000 gewann er mit dem legendären Basketballteam der Uni (Magic Johnson spielte auch dort) den Titel. Es pflegt gute Kontakte zu seiner Alma Mater, kürzlich spendete er 32 Millionen Dollar an die Sportfakultät. Der Basketball-Aficionado ist auch bestens mit NBA-Chef Adam Silver vernetzt.

Der hohe Kaufpreis liegt im Bereich des Erwartbaren. Der Wert von US-Sport-Franchises ist in den vergangenen Jahren explodiert. 2014 hatte der einstige Microsoft-Chef Steve Ballmer die Los Angeles Clippers für zwei Milliarden von Donald Sterling gekauft (auch da hatte es Rassismus-Vorwürfe gegeben). 2017 legte Tilman Fertitta für die Houston Rockets 2,2 Milliarden hin, zwei Jahre später bezahlte Joe Tsai für die Brooklyn Nets 2,34 Milliarden Dollar. Der Wert der Los Angeles Lakers liegt inzwischen sogar bei fünf Milliarden.

Nur eines sorgt bei diesem Deal für ein klein wenig Grummeln im Umfeld der NBA: Der neue Eigentümer ist keine Person of Color. Aber auch bei diesem sensiblen Thema deuten sich Neuigkeiten an. Adam Silver sagte kürzlich, dass er erst den neuen Tarifvertrag, der 2025 ausläuft, aushandeln und dann expandieren wolle - wahrscheinlich nach Las Vegas; und LeBron James hat bereits angekündigt, dass er nach dem Ende der aktiven Karriere gerne der Eigentümer des Klubs werden wolle. Auch das ergibt Sinn.

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