Transfers:Naldo verdient einen Platz im dicken Buch der Bundesliga

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Naldo wird Schalke wohl verlassen. (Foto: REUTERS)
  • Dreizehneinhalb Jahre lang war der Brasilianer Naldo fester Teil der Bundesliga. Nun wird seine Zeit zu Ende gehen. Am Abend bestätigte Schalke seinen Abgang.
  • Weil er auf Schalke nicht mehr Abwehrchef ist, zieht es ihn nach Monaco.
  • Er geht als Rekord-Brasilianer und wird bei den Fans eine emotionale Lücke hinterlassen.

Von Christof Kneer, München

Als der Verteidiger Ronaldo Aparecido Rodrigues, genannt Naldo, sein erstes Bundesliga-Spiel bestritt, spielte er gegen Stürmer, die Vata und Zuma hießen. Aufpassen musste er außerdem auf weitere Offensivspieler namens Küntzel und Krupnikovic, was aus mehreren Gründen ganz gut gelang. Erstens verteidigte an seiner Seite der Finne Petri Pasanen, der zwar eher Kult als wirklich gut war, den Neuen aus Brasilien aber trotzdem seriös unterstützte. Zweitens war der Gegner Arminia Bielefeld. Und drittens konnte sich dieser Naldo auf seine Mitspieler weiter vorne verlassen, die Frings, Borowski, Klasnic, Klose und - oh, là, là - Johan Micoud hießen.

Mit 5:2 gewann Werder Bremen an diesem 6. August 2005, und wenn man heute noch mal die Kritiken von damals nachliest, dann war das Debüt dieses neuen Verteidigers eher so mittel. Jedenfalls war nicht absehbar, dass der Künstlername Naldo schon bald zum Kosenamen werden würde - und schon gar nicht, dass es dieser Name einmal ins dicke Buch der Bundesliga schaffen würde. Die Bundesliga kann weitergehen, wie sie will, aber Naldo wird immer ein Teil der Geschichte sein, er wird immer irgendwo sein Kapitelchen finden, und es wird nicht sehr viel kleiner sein als das von Zé Roberto oder Claudio Pizarro.

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In der Geschichte der Bundesliga wurde schon so mancher Wahnsinns-Transfer getätigt: Das Überraschende: Der FC Bayern taucht in dieser Liste selten auf - bis jetzt.

Dreizehneinhalb Jahre hat Naldo, inzwischen 36, so sehr zur deutschen Bundesliga gehört, wie sie zu ihm, aber nun haben die beiden, die doch Partner fürs Karriereleben zu sein schienen, tatsächlich ihre Trennung verkündet. Am Donnerstag bestätigte der FC Schalke 04, Naldos Arbeitgeber seit 2016, jene Gerüchte, wonach Naldo mit sofortiger Wirkung zu AS Monaco in die französische Liga wechsle. Dabei hatten die Schalker den Vertrag mit ihrem sogenannten Abwehrchef erst im Oktober unter Zuhilfenahme vieler warmer Worte um ein weiteres Jahr verlängert, bis Juni 2020. Aber Naldo hat inzwischen beschlossen, dass es ihm doch nicht genügt, nur ein sogenannter Abwehrchef zu sein. Er will schon noch ein richtiger sein, aber das hat ihn der Domenico Tedesco nicht mehr sein lassen zuletzt. Die Entscheidung sei ihm "sehr schwer gefallen", teilte Naldo mit, "aber ich bin so ehrgeizig und fühle mich noch so fit, um noch einmal eine neue große Herausforderung anzunehmen". Sie haben Naldo qua Historie und Charakter natürlich immer noch lieb gehabt auf Schalke, aber das Abwehrzentrum hat Tedesco zuletzt dem Sommerzugang Salif Sané anvertraut. Der alte Naldo kam nur noch auf sieben Einsätze in der Hinrunde - jener Naldo, der in der vorigen Saison, vermutlich nur unwesentlich jünger, noch alle Spiele gemacht hatte.

Immerhin darf sich Naldo, der inzwischen auch einen deutschen Pass besitzt, einstweilen und vermutlich noch für längere Zeit als Rekordbrasilianer fühlen, er hat 358 Bundesligaspiele für Werder, Wolfsburg und Schalke bestritten, womit er vor Zé Roberto, Dede, Rafinha, Bordon und all den anderen liegt. Und vor allem wird er der Liga 46 Tore hinterlassen, eine wahrhaft gigantische Zahl für einen Abwehrspieler. In diesem Sinne war Naldo nie der Klischéebrasilianer, er hat nie eine erhebliche Menge an Omas erfinden müssen, um Verspätungen zu begründen, er hat sich nie für dreihundertnochwas Euro im Taxi ins Trainingslager nach Norderney hinterher fahren lassen, und nie kletterte er aus der Kernspinröhre, weil er Hunger hatte. Sein Markenzeichen waren spektakuläre Kopfball- und Freistoßtore, wobei seine Kopfbälle fast so hart waren wie seine Freistöße, die er bei Bedarf auch aus dreißignochwas Metern ins Tor hämmerte.

Es ist Naldos Verdienst, dass er der lange Zeit recht grätschengläubigen Bundesliga schon früh gezeigt hat, wie ein moderner Verteidiger spielt - robust, aber auch ballsicher und mit Übersicht. Und es ist nicht Naldos Schuld, dass er manchmal eben auch zu spät kam: Zu Werder wechselte er nach dem Double-Gewinn, zu Wolfsburg ging er erst nach der Meisterzeit. Die Gefahr, dass er in dieser Saison noch einen Titel auf Schalke verpassen könnte, ist dagegen eher gering.

© SZ vom 04.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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