Nachruf:Hannes Löhr - Liebling einer ganzen Stadt

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166 Treffer in 381 Spielen: Hannes Löhr war der Liebling der Fans, der Liebling einer ganzen Stadt. (Foto: imago)

Spitznamen bekommen in Köln nur die besonderen Spieler. Hannes Löhr war so einer. Die Fans nannten ihn, der nun mit 73 Jahren gestorben ist: "De Nas."

Von Sebastian Fischer

Wolfgang Niedecken, einer der großen Versteher der Stadt Köln, hat seine Liebe zum 1. FC in eine Hymne verpackt, die vor Heimspielen des Bundesligisten durch das Stadion in Müngersdorf klingt. Wenn die Rockballade anschwillt, geht es um die große Vergangenheit des Vereins, um das Double aus Meisterschaft und Pokal 1978: "Ich seh' den Weisweiler noch, wie er den Pokal hochhält/wie er zwischen Löhr und Flohe auf dem Balkon vom Rathaus steht." Der Name Hannes Löhr ist einer der größten in der Vereinsgeschichte. Zu Beginn der Saison 1977/78 hatte er noch im Sturm gespielt, später war er Manager; der Liebling der Fans, der Liebling einer ganzen Stadt.

Löhr, 1942 in Eitorf geboren, kam mit 21 zum 1. FC Köln, dem damaligen Meister. Als trickreicher und schneller Linksaußen drängte er unbändig zum Tor, sein Zusammenspiel mit dem großen Wolfgang Overath ist legendär, die Zahl seiner Tore in Köln unerreicht. 166 Bundesligatreffer erzielte er zwischen 1964 und 1978 in 381 Spielen für den FC - Platz zehn in der ewigen Torjägerliste. Drei Mal gewann er den DFB-Pokal, 20 Mal spielte er für die Nationalelf.

Spitznamen bekommen in Köln nur die besonderen Spieler

"De Nas" haben sie Löhr liebevoll genannt, seiner großen Nase wegen. Spitznamen bekommen in Köln nur die besonderen Spieler, wie er einer war: Löhr lief als Profi nie für einen anderen Verein auf als für den FC, zu seinem Abschiedsspiel kamen 1978 25 000 Menschen ins Müngersdorfer Stadion. Löhr wohnte im Stadtteil Junkersdorf und studierte an der Sporthochschule. Als er dort eine Schwimmprüfung absolvieren musste, mit der er sich, so heißt es, sichtlich schwer tat, kamen die Studenten spontan dazu, um ihn anzufeuern. Löhr bestand vor vollbesetzten Rängen. An der Sporthochschule absolvierte er auch den Lehrgang zum Trainer, die Voraussetzung für den größten Erfolg nach seiner Karriere als Fußballer: Er führte die deutsche U 21-Nationalmannschaft zum Gewinn der olympischen Bronzemedaille in Seoul 1988.

Löhr kokettierte nicht mit seinem Status, sondern war stets nahbar, auch als Trainer. Im vergangenen Jahr überlebte er einen Schlaganfall, doch war voller Lebensfreude. "Ich habe noch viel vor", sagte er damals. Löhr spielte Golf, war glücklicher Großvater und saß bei jedem FC-Heimspiel auf der Tribüne. Noch am Sonntag sah er mit seinem Freund Detlef Langemann, einst Kapitän der Kölner Haie, ein Eishockeyspiel. Am Montag ist Hannes Löhr im Alter von 73 Jahren gestorben. Langemann sagte: "Er ist wohl friedlich eingeschlafen."

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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