Motorsport:Vettel: Webber-Abschied ist auch ein persönlicher Verlust

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São Paulo (dpa) - Selbst Sebastian Vettel wird seinen Teamkollegen Mark Webber vermissen. Auch wenn die beiden in ihren fünf gemeinsamen Jahren bei Red Bull nie Freunde wurden.

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São Paulo (dpa) - Selbst Sebastian Vettel wird seinen Teamkollegen Mark Webber vermissen. Auch wenn die beiden in ihren fünf gemeinsamen Jahren bei Red Bull nie Freunde wurden.

„Dass er nächstes Jahr nicht mehr dabei sein wird, ist ein großer Verlust für das Team, aber auch für mich“, sagte Vettel im Formel-1-Fahrerlager in São Paulo. Webber sei immer eine große Herausforderung gewesen: „Ich habe viel von ihm gelernt.“

Daran, dem 37 Jahre alten Australier womöglich im letzten Grand Prix seiner Karriere den Sieg beim Großen Preis von Brasilien zu überlassen, verschwendete Vettel aber keinen Gedanken. „Es hat keinen Wert, jetzt an Sonntag zu denken, es ist erst Donnerstag.“ Zudem wolle Webber keinen geschenkten Sieg: „Das wäre umgekehrt genauso.“

Für Webber bleibt der zehnte Grand-Prix-Sieg nach zwölf Jahren in der Formel 1 daher wohl nur ein Traum. Denn Vettel selbst will mit dem 13. Saisonerfolg die nächste Bestmarke von Rekordweltmeister Michael Schumacher egalisieren. Seit der Sommerpause und damit acht Rennen ist er bereits ungeschlagen.

Doch steht der Vierfach-Champion diesmal eher nicht so im Fokus wie sonst. Das wurde schon auf der Pressekonferenz unter anderem mit Webber und Felipe Massa deutlich - der Paulista wird vor seinem Heimpublikum zum letzten Mal einen Ferrari steuern. „Eine unglaubliche Zeit geht zu Ende“, betonte Massa. „Ferrari ist ein Traum für jeden Fahrer. Mein erstes Kart war rot, mein erster Overall war rot“, erzählte er.

„Es war eine produktive Beziehung“, lobte Teamkollege Fernando Alonso seinen stets treuen Gehilfen. Dass Massa den Spanier 2010 beim Deutschland-Rennen auf Teamgeheiß überholen lassen musste, hinterließ bei dem sensiblen Südamerikaner aber größere Spuren als angenommen. Das Rennen auf dem Hockenheimring sei „vielleicht der schwerste Moment“ seiner Zeit bei Ferrari gewesen, gab Massa nun, über drei Jahre später, in Interlagos zu. Im kommenden Jahr wird der „Schattenmann“ der Scuderia für Williams in der Formel 1 fahren.

Ein Team, für das auch Webber schon arbeitete, nachdem er 2002 sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports gefeiert hatte. Weit vor allen anderen, auch Massa, nahm der Australier am Donnerstag im engen Pressekonferenzraum auf dem Autódromo Carlos Pace Platz. Schnell machte er mit seinem Smartphone noch ein Foto fürs Abschiedsalbum und wollte es endlich hinter sich bringen. „Lasst uns anfangen“, sagte Webber.

Während Massas trauriger Blick immer wieder ins Leere ging und die Kameras der Fotografen ratterten, jedesmal wenn er sich am Auge kratzte, saß Webber mit aufrechtem Oberkörper da und gab (noch) ohne große äußerliche Rührung gewohnt geradlinig Auskunft. Es werde auch Dinge geben, von denen er froh sei, sie hinter sich zu lassen, meinte Webber. Welche, sagte er nicht.

Es sei aber auch unvermeidlich, „dass du manches vermissen wirst“, gab Webber nach zwölf Jahren in der Formel 1 mit weit über 200 Rennen, über 40 Podestplätzen und neun Siegen zu. Viel Tamtam will er nicht um seinen Abschied machen. „Ich möchte nicht, dass Freunde oder meine Familie in Brasilien sind“, sagte er dem britischen „Telegraph“. Schon Sonntagnacht soll er sich demnach auf die Heimreise machen.

Dann ist er auch Vettel ein für alle Mal los. Nach dem Skandal von Istanbul 2011 hatte der Hesse mit der Missachtung der Teamorder in diesem Jahr in Malaysia alte Wunden wieder aufgerissen. Dennoch glaubt Webber, dass irgendwann zwischen den beiden alles in Ordnung sein wird. „Aber im Moment ist es schwer“, sagte Webber dem „Telegraph“. Und erklärte mit Verweis auf Schumacher, dass es solche und solche Scheuklappen gebe. „Ich habe Michael's auch gesehen, und ich glaube nicht, das Seb's genauso schlimm sind.“ Immerhin.

„Die Leute haben generell einen schlechteren Eindruck, als es in Wirklichkeit war“, betonte kurz danach Vettel in seiner Presserunde. „Man darf nicht vergessen, wie erfolgreich wir waren.“ Sie hätten nicht die beste persönliche Beziehung gehabt. „Aber für das Team haben wir beide sehr hart gearbeitet.“ Den Verlust soll im kommenden Jahr Webbers Landsmann Daniel Ricciardo kompensieren. Wie Vettel zur Saison 2009, steigt der 24 Jahre Australier von B-Team Toro Rosso zu Red Bull auf.

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