Motorsport:Stadtrundfahrt in Monaco: Jagd auf die Silberpfeile

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Monte Carlo (dpa) - Die riskanteste Stadtrundfahrt der Welt ist für Sebastian Vettel schon fast die letzte Chance zum Comeback im Formel-1-Titelrennen.

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Monte Carlo (dpa) - Die riskanteste Stadtrundfahrt der Welt ist für Sebastian Vettel schon fast die letzte Chance zum Comeback im Formel-1-Titelrennen.

In den Häuserschluchten von Monte Carlo könnte der immense Motoren-Vorteil der Silberpfeile von Lewis Hamilton und Nico Rosberg eine geringere Rolle spielen - und den bislang machtlosen Verfolgern endlich die Möglichkeit zum Gegenschlag eröffnen. „Nico und Lewis sind keine Nasenbohrer, also sind auch dort wieder die Favoriten gesetzt. Aber wir versuchen natürlich möglichst bald, sie kräftig zu ärgern“, sagte Vierfach-Weltmeister Vettel vor seinem 100. Grand Prix im Red Bull am Sonntag.

55 Punkte Rückstand hat der Titelverteidiger vor dem sechsten Saisonrennen bereits auf den zuletzt viermal siegreichen Spitzenreiter Hamilton, nur drei weniger auf den WM-Zweiten Rosberg. Dazu zickte sein Red Bull bei den zweitägigen Testfahrten in Barcelona schon wieder. Zumindest die Probleme am Chassis sollen endlich behoben sein. „Ich weiß, dass das Team stark ist und wir uns verbessern werden. Die Frage ist eben nur wann“, sagte Vettel.

Viele Niederlagen gegen das Mercedes-Duo kann er sich nämlich nicht mehr leisten, auch wenn Team-Besitzer Dietrich Mateschitz sagt: „Unmöglich ist es erst, wenn es mathematisch nicht mehr möglich ist.“

Monaco als Wendepunkt - das ist die Hoffnung der abgehängten Serien-Champions von Red Bull und aller anderen ausgehungerten Branchengrößen von Ferrari bis McLaren. Wo, wenn nicht auf dem einzigartigen Kurs im Fürstentum mit der geringsten Durchschnittsgeschwindigkeit des Jahres, sollen die Silberpfeile ausgebremst werden? „Diese Strecke kann dich eiskalt erwischen, wenn du zu stark von dir überzeugt bist“, warnte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vorsorglich und ermahnte sein Team, „mit beiden Beinen fest auf dem Boden“ zu bleiben.

Immerhin: Der Werksrennstall und seine Fahrer wissen, wie Monaco geht. In den beiden Vorjahren fuhr jeweils ein Mercedes die schnellste Runde in der immens wichtigen Qualifikation. Rosberg gewann das Rennen in der vergangenen Saison, Hamilton als McLaren-Pilot in seinem Weltmeisterjahr 2008. „Auf dieser Strecke wurden schon viele große Namen zur echten Legende“, sagte Hamilton. „Es gibt keinen Raum für Fehler, das ist eine einzigartige Erfahrung.“ Mit dem fünften Sieg nacheinander würde der Brite selbst Geschichte schreiben, nur sechs Piloten haben so etwas bislang geschafft.

Doch Teamkollege Rosberg mag nicht länger hinter Hamilton herfahren. Vier zweite Plätze in Serie, das ging dem 28-Jährigen gehörig auf die Nerven. „Es wäre fantastisch, wenn ich bei meinem Heimrennen zurückschlagen könnte. Um das zu erreichen, werde ich mehr denn je angreifen“, verkündete der Wahl-Monegasse. Zweifel an seiner Stärke hat er nicht. „Ich werde meine Herangehensweise nicht ändern“, versicherte Rosberg.

Die Konkurrenz dürfte die knisternde Anspannung im Mercedes-Lager mit Vergnügen beobachten - und auf einen „Krieg der Sterne“ hoffen, wie ihn der Boulevard bereits prognostiziert. Schließlich möchte jeder der lachende Dritte sein, wenn das Duell zwischen Hamilton und Rosberg tatsächlich überkocht. In den engen Straßen von Monaco lauert diese Gefahr in jeder Kurve, weil es hier noch viel weniger Raum für übereifrige Manöver gibt als anderswo.

„Dieses Jahr bietet Monaco eine der wenigen Gelegenheit, Mercedes herauszufordern, gerade für Red Bull“, urteilte der WM-Dritte Fernando Alonso. Seit einem Jahr wartet der Spanier mit Ferrari nun schon auf einen Sieg, auch er dürfte das Gastspiel an der Cote d'Azur als nahezu einmalige Chance begreifen. Für die Rivalen von Mercedes ist Monte Carlo in diesem Jahr mehr denn je ein Ort der Sehnsucht.

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