Mitgliederversammlung bei 1860:Schäfers schlimme Zahlen

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Auf der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung der Münchner Löwen verkündet Geschäftsführer Robert Schäfer, dass die Profigesellschaft trotz Einsparungen und Entlassungen weiter Verluste schreiben wird. Präsident Dieter Schneider verliert kein Wort über Investor Ismaik. Die brisanteste Frage des Abends kommt von einem Mitglied - und bleibt wie vieles andere unbeantwortet.

Philipp Schneider

Irgendwie wurde es dann ein Abend, an dem an den großen Problemen des Vereins geschickt vorbei geredet wurde - dabei war es recht ungestüm losgegangen.

Buh-Rufe und Pfiffe für Robert Schäfer (Archivbild). (Foto: imago sportfotodienst)

Um drei Minuten vor sieben hallten die ersten Buh-Rufe und Pfiffe durch den Festsaal der Gaststätte Heide-Volm in Planegg, Robert Reisinger hatte die Mitgliederversammlung soeben erst eröffnet. Dabei hatte der Leiter der Fußballabteilung des TSV 1860 München eigentlich nur eine Person begrüßen wollen, die im vergangenen Jahr nicht persönlich erschienen war: Robert Schäfer, den Geschäftsführer der KGaA. Schäfer hatte so einen Empfang wohl erwartet, recht reaktionslos nahm er ihn hin.

Es blieb dann aber relativ ruhig, als Schäfer aufs Podium trat, um seinen Bericht als "Vertreter der KGaA" vorzutragen. Schäfer bekundete zunächst sein Bedauern über den sportlichen Einbruch, den die Profimannschaft zuletzt erfahren hatte. Es gehe nun darum, die Saison "versöhnlich zu beenden".

Und dann kam er auf die noch immer defizitären Geschäftszahlen der KGaA zu sprechen: "Als ich hier im November 2010 die Arbeit aufgenommen habe", sagte Schäfer, "da haben wir noch 8,5 Millionen mehr ausgegeben als eingenommen." In dieser Saison belaufe sich das Defizit auf "sechs Millionen", in der kommenden Spielzeit werde es noch immer "zwei Millionen Euro" betragen. Und dies trotz massiven Einsparungen bei der U23 und dem Stellenabbau in der Geschäftsstelle.

Als nächster Redner sprach dann Präsident Dieter Schneider, er wolle es "nicht lang machen", kündigte er an - und hielt sich auch daran: "Wir stehen im Verein vor einer Umbruchsituation, die auch die Umstrukturierung der Nachwuchsarbeit nötig machte." Der ganze Verein sei "finanziellen Zwängen" unterworfen. Die Gespräche zwischen den "Partnern" im Verein, so Schneiders Eindruck, verliefen "immer besser".

Schneider verliert kein Wort über Ismaik

Doch Schneider meinte damit nicht das Verhältnis zwischen Vereinspräsidium und Investor Hasan Ismaik. Mit jenen Partnern meinte Schneider die "Vereinsgremien". Über seine Beziehung zu Ismaik, der im Winter noch Schneiders Rücktritt gefordert hat, und dies noch immer nicht öffentlich revidierte, verlor Schneider kein Wort.

Und während Abteilungsleiter Robert Reisinger wiedergewählt wurde und in Erik Altmann einen neuen Stellvertreter erhielt, sorgte die Zwischenfrage eines Mitglieds noch für die größte Brisanz des Abends. Von Geschäftsführer Schäfer wollte der Fan wissen, womit genau Investor Ismaik seine kolportierten Millionen an Privatvermögen eigentlich verdient habe.

Der Geschäftsführer trat also noch einmal an das Mikrofon und erklärte: "Woher Ismaik das Geld hat, das geht nur Herrn Ismaik etwas an. Er hat es verdient mit Immobilien und im Ölgeschäft, aber das wissen Sie doch schon." Eigentlich keine uninteressante Frage. Nur beantwortet wurde sie nicht. Wie vieles an diesem Abend.

© SZ vom 21.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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