Medaillenfeier von Maria Höfl-Riesch:Zu fokussiert für Rindergulasch

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Maria Höfl-Riesch: Im Feierstress nach dem Olympiasieg (Foto: Getty Images)

Maria Höfl-Riesch verlebt nach ihrem Gold in der Super-Kombination kräfteraubende Stunden, auf ihrer eigenen Feier im Deutschen Haus taucht sie nur kurz auf. Mit den Gedanken ist sie schon beim nächsten Wettbewerb.

Von Carsten Eberts, Krasnaja Poljana

Kurz vor Mitternacht hat Maria Höfl-Riesch endlich ein Sektglas in der Hand. Sie stößt an, mit Bundestrainer Tom Stauffer und Ehemann Marcus, um den Hals baumelt ihre Goldmedaille aus der Super-Kombination. "Ein ganz schön schweres Ding", sagt Höfl-Riesch. Die Medaille sei jedenfalls "schwerer als die aus Vancouver". Die bekam sie vor vier Jahren überreicht.

Um 23:55 Uhr ist der Abend jedoch vorbei. Höfl-Riesch packt zusammen, gibt ihrem Mann einen Kuss, winkt noch einmal, dann ist sie weg. Felix Loch, der Rodler, hatte bei seiner Gold-Feier tags zuvor bis zwei Uhr in der Nacht ausgehalten. Aber der ist auch erst 24, und hat nicht am Mittwoch schon wieder ein Rennen.

An die Stimmung eines Gold-Abends im Austria-Haus, wo die Österreicher ihre Medaillen feiern, werden Feierlichkeiten im Deutschen Haus wohl nie heranreichen. Als dort der Abfahrer Matthias Mayer gefeiert wurde, flog man eigens DJ Coco aus Ischgl ein, als Mayer eintraf, herrschte bereits Volksfeststimmung. Im Deutschen Haus läuft die Liveübertragung vom ZDF.

Bayrische Kost wird aufgetischt, es gibt Rindersaftgulasch und Schweinefilet, ein bisschen Salat. Auch ein paar Gäste sind gekommen, Markus Wasmeier zum Beispiel und der Hackl-Schorsch. Auch Bruno Banani schaut kurz vorbei. Ein paar Minuten länger hält es Vanessa-Mae aus, die skifahrende Stargeigerin. Aber eigentlich warten alle auf "die Maria".

Doch die Maria braucht noch Zeit. Um 12:44 Uhr hatte Höfl-Riesch im Zielraum gejubelt, sich kurz in den Schnee gekniet. Danach begann die wahre Tortur. Blumenzeremonie, eine Stunde Interviews, Pressekonferenz. Kurz nach Hause, zum Umziehen, dann ins Auto von Krasnaja Poljana nach Sotschi, wo die offiziellen Siegerehrungen stattfinden. Medaillenübergabe, Fernsehinterview, dann per Shuttle ins Deutsche Haus.

Erst kurz nach 23 Uhr trifft sie dort ein. Sofort gibt es Tumulte. Nur ein kurzes Interview, heißt es. Sie hat ja eh schon alles gesagt. Trotzdem schubsen sich Kameraleute durch die Gegend. Höfl-Riesch erledigt ihren Job professionell. Sie habe zwischendurch im Auto essen müssen, erzählt sie, so eng getaktet sei der Tag nach ihrem Sieg in der Super-Kombination gewesen. "Sehr kräfteraubend", sagt sie, aber auch "sehr erleichternd".

Skifahrerin Maria Höfl-Riesch
:Zweite Spiele, drittes Gold

Dreifache Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Gesamtweltcup-Siegerin: Maria Höfl-Riesch hat alles gewonnen, was der alpine Skisport zu bieten hat. Doch das reicht ihr nicht. Sie versucht sich auch als Schauspielerin und Buchautorin - jetzt beendet sie ihre Karriere.

Mit ihrem dritten Olympiasieg ist Höfl-Riesch in die Liga der ganz großen Skifahrerinnen aufgestiegen, heißt es oft an diesem Abend. Wirklich gelassen wird sie in ihrer Karriere wohl trotzdem nicht mehr werden. In den vergangenen Wochen hat sich Höfl-Riesch viele Gedanken gemacht, wie es denn laufen könnte bei Olympia. Sie ist 29, hat alles erreicht, zeigt sich zudem in sehr guter Form, führt den Gesamtweltcup an. Sie hätte ihre letzten Winterspiele von Anfang an genießen können, ohne Druck.

Doch so ist Höfl-Riesch nicht. "Ich hatte die ganze Zeit im Kopf: Was ist, wenn ich keine Medaille hole?", erzählt sie. Vor dem Start zum Slalom-Durchgang zitterte Höfl-Riesch im Starthaus, musste vier Minuten warten, weil es im Fernsehen eine Werbepause gab. Um anschließend fokussiert und fehlerfrei zu Gold zu rasen. "Wir wissen, dass die Maria ein Champion ist", sagt Bundestrainer Stauffer. "Sie hat alles in der Tasche, jetzt ist alles andere Zugabe", findet auch Wasmeier.

Sie hat nun ebenso viele Olympiasiege wie die große Katja Seizinger, dreimal Gold. Seizinger, die heute Weber heißt, gewann 1992 in Albertville und 1998 in Nagano jeweils noch Bronze, auch diese Medaillenbilanz kann Höfl-Riesch in Sotschi noch erreichen. "Es ist nicht meine Motivation, irgendwelche Rekorde zu brechen oder irgendjemandem den Rang abzulaufen", sagt Höfl-Riesch.

Für die Abfahrt am Mittwoch rechnet sie sich trotzdem etwas aus. Sie gehört zu den ersten Medaillenkandidaten, konnte in dieser Saison schon drei Abfahrten gewinnen, darunter die Olympia-Generalprobe in Cortina d'Ampezzo. Dass es in der Kombinationsabfahrt am Montag mit Platz fünf nicht so gut lief, beschäftigt Höfl-Riesch dennoch. "Es gibt schon noch die ein oder andere Kurve, die ich deutlich besser fahren muss", sagt sie. Auch deshalb wollte sie am Dienstag noch mal trainieren, sich die Sicherheit zurückholen.

Doch das Abschlusstraining wurde wegen milder Temperaturen und weichen Schnees in den frühen Morgenstunden abgesagt. Maria Höfl-Riesch wird den Tag nutzen, um sich von den Gold-Strapazen zu erholen. Könnte ja sein, dass sie noch häufiger spät nachts im Deutschen Haus vorbeischauen muss.

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