ManCity in der Champions League:Leroyal mit Käse

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Leroy Sané stammt aus Wattenscheid. Das liegt im Ruhrgebiet. Jetzt ist er 50 Millionen wert. (Foto: Getty Images)
  • Leroy Sané legt beim 5:3 von ManCity gegen Monaco sein bestes Spiel seit seiner Ankunft in England hin.
  • Trainer Guardiola hält ohnehin viel vom jungen deutschen Dribbler.
  • Auch die englische Presse spart nicht mit schönen Worten.

Von Martin Schneider

Leroy Sanés Mutter gewann einst eine Olympia-Medaille in Rhythmischer Sportgymnastik - das ist natürlich eine Möglichkeit, diesen Tanz vor dem ersten Tor zu erklären. Der Ball kommt auf Sanés rechten Fuß an der Außenlinie, zwei Gegenspieler, enges Terrain. Dann die Täuschung rechts, 360-Grad-Drehung, Ausfallschritt in Richtung Tor. Zwei Gegenspieler sind weg, ein neuer kommt schon angegrätscht. Also Doppelpass, weiterlaufen, Ball mit dem durchgedrückten Bein hinter dem Rücken mitnehmen - Balance halten ist da wichtig - Kopf hoch, schauen, kein Gegenspieler mehr in Sicht. Ball querlegen und zugucken, wie der Kollege Raheem Sterling die Kür mit dem 1:0 beendet.

Mit Band oder Reifen hätte diese Darbietung von Leroy Sané noch besser ausgesehen, aber auch mit Ball reichte es, um am Morgen Titelboy der englischen Boulevardpresse zu werden. "INSANE - Leroy krönt den Thriller" schreibt der Sportteil der Sun und pickt sich aus dem nicht gerade ereignisarmen 5:3 (1:2) von Manchester City im Achtelfinale der Champions League gegen Monaco den 21-jährigen Deutschen heraus.

Er schoss auch noch das fünfte Tor von City und so haben die Briten nun zum ersten Mal auf großer Bühne gesehen, warum dieser Bubi aus Germany 50 Millionen Euro gekostet hat. Zusammen mit Sterling, David Silva, Kevin De Bruyne und Sergio Agüero bildete Sané ein offensives "Wirbel-Pentagon". Ein Offensivmonster, das den AS Monaco nach diversen Schieflagen noch überrollte und die Schwächen des defensiven Chaos-Fünfecks von City vergessen ließ. "Vor allem auf die jungen Spieler bin ich besonders stolz", sagte Pep Guardiola nach dem Spiel. Sané war der Jüngste auf dem Platz.

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Mit diesem Spiel scheint Sané den Sprung auf die Insel endgültig geschafft zu haben. Das war trotz seines fraglos enormen Talents gar nicht so selbstverständlich. Er startete mit einer Oberschenkelverletzung in die Saison, saß in der Champions League und Liga danach auf der Bank und trug die riesige Ablösesumme wie Blei mit sich herum. Er wusste auch: Vor ihm sind schon Leute mit dem gleichen Talent gescheitert, sein Kompagnon De Bruyne musste einst von Chelsea nach Wolfsburg flüchten, um berühmt zu werden.

Aber Pep Guardiola erkennt eben Begabung, selbst wenn jemand aus Wattenscheid kommt. Er setzt auf Sané, der unweit des Lorheidestadions aufwuchs, wo eher Bolzen und Bratwurst statt Flachpass und Champagner den Fußball bestimmen. Der City-Coach stellte seinen Liebling im Dezember gegen Chelsea auf - und verlor. Er stellte ihn nochmal gegen Arsenal auf - und gewann. Durch ein Tor von Sané. Guardiola bezeichnete diesen Treffer später als Knackpunkt. "Die Leute sagen, dass im Winter nur einer hinzugekommen ist: Gabriel Jesus. Ich glaube aber, Leroy Sané ist zum zweiten Mal angekommen."

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Sané hat im Vergleich zu seiner Zeit auf Schalke und zu seinen ersten Wochen in Manchester nochmal enorm zugelegt. Er ist nicht mehr nur Leroy, er ist jetzt ein Leroyal mit Käse. Das ist ganz nach Guardiolas Geschmack, der für sein Pass-Spiel Wusler braucht, die im Eins-gegen-Eins durch das Abwehrnetz des Gegners flutschen. Wenn der Deutsche die Leistung bestätigt, spielt er bald in der Liga der besten Außenflitzer Europas.

Die Sun erklärte Sané nach dem Monaco-Match kurzerhand zum besten Spieler von City, selbst der seriöse Independet schrieb noch vor dem Spiel gegen Monaco: "Sané ist der Stürmer, den sich Guardiola in einem Labor züchten würde. Blitzschnell, aggressiv mit und ohne Ball, ein super linker Fuß und technisch exzellent. Aber das Beeindruckendste an ihm ist in den vergangenen Wochen seine Sicherheit am Ball - vor allem wenn man sie mit seinen ersten Wochen vergleicht."

Bei der letzten Länderspielreise wurde Sané übrigens gar nicht von Bundestrainer Joachim Löw berücksichtigt. Er spielte stattdessen in der U21 neben Maximilian Philipp und Janik Haberer gegen Polen - an einem gänzlich unglamourösen Ort: im städtischen Stadion von Tychy (Südpolen). Damals sagte Sané, er freue sich auf den Einsatz, es tue ihm gut und er müsse Spielpraxis sammeln.

Jetzt könnte Sané dafür sorgen, dass das Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft bald bundesligafrei ist. Mit ihm selbst, Mesut Özil (Arsenal), Julian Draxler (Paris), Toni Kroos (Madrid), Sami Khedira (Turin) und Sanés derzeit verletztem Teamkameraden Ilkay Gündogan würde keiner der zentralen Akteure mehr in Deutschland sein Geld verdienen.

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