Manchester United in der Champions League:Mit himmlischem Beistand von Sir Bobby

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Gedenken mit Dudelsack-Hymne: Trainer Erik ten Hag bringt vor dem Spiel einen Trauerkranz für die verstorbene United-Ikone Bobby Charlton auf den Platz. (Foto: Jan Kruger/Getty Images)

Beim 1:0 gegen den FC Kopenhagen gelingt Manchester United der erste Sieg in einem Champions-League-Spiel seit November 2021. Doch der Abend wird geprägt vom Gedenken an die verstorbene Vereinslegende Bobby Charlton.

Von Sven Haist, Manchester

"Redemption": Fast jede Analyse über das Champions-League-Spiel zwischen Manchester United und dem FC Kopenhagen beinhaltete dieses Wort, meist wurde es schon in den Schlagzeilen verwendet. Der Begriff kann mehrere Bedeutungen im Englischen haben, er steht für Wiedergutmachung und Rettung und in seiner stärksten Ausdrucksform für Erlösung. Doch selbst diese Diktion reichte am Dienstagabend nicht, um den Gemütszustand der Fußballprofis und der Zuschauer im Stadion Old Trafford nach Uniteds, nun ja, erlösendem 1:0 (0:0) über den dänischen Meister angemessen wiederzugeben.

Manchesters erster Königsklassen-Sieg in dieser Saison - der erste überhaupt für den Verein seit November 2021 - fühlte sich nach mehr als einer Redemption an. Er wirkte wie eine Double Redemption. Ebenso befreiend wie das Kopfballsiegtor durch Abwehrhaudegen Harry Maguire in der 72. Minute war für den Rekordmeister der in der Nachspielzeit spektakulär abgewehrte Elfmeter des Torwarts André Onana. Die beiden Aktionen glichen auch für die zuletzt oft geschmähten Maguire und Onana jeweils einer Redemption. Die Auswirkungen auf ihre eigenen Belange stellten die Protagonisten des Sieges aber feinfühlig hinten an.

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Denn es ging weniger um die Bedürfnisse einzelner Spieler, der Mannschaft und des Trainers Erik ten Hag oder grundsätzlich um die kritische Gesamtsituation in Manchester. Sondern um Erinnerung und Würdigung der Klublegende Sir Bobby Charlton, eines der größten englischen Spieler der Geschichte. Sir Bobby starb am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren. Im ersten Heimspiel nach seinem Tod wäre es für die United-Fans wohl noch unverzeihlicher als ein drohendes Champions-League-Vorrunden-Aus gewesen, wenn das Profiteam ihrem Idol keinen Sieg mit auf den Weg in den Himmel gegeben hätte.

Bei der Ausführung des Strafstoßes schauten viele Menschen in den Himmel

Schon weit vor Spielbeginn, untypisch für englische Verhältnisse, kamen die Zuschauer zum Old Trafford, um Sir Bobby zu ehren. Sie legten Trikots, Schals, Fotos, Briefe und Blumen an seiner Statue nieder, die ihn mit seinen Weggefährten George Best und Denis Law vor den Eingangstoren verewigt. "Nun oben auf Gottes Spielfeld, re-United mit den (Busby) Babes", lautete eine der vielen rührenden Botschaften. Mit jenen Busby Babes, benannt nach Trainer Matt Busby, holte Charlton 1968 den Europapokal der Landesmeister.

Im Stadion riefen die Fans später immer wieder, dass es nur einen Sir Bobby gebe. An der Seite seines früheren Mitspielers Alex Stepney und dem Kapitän der United-Juniorenmannschaft, Dan Gore, den Charlton leidenschaftlich unterstützt hatte, legte Trainer ten Hag vor dem Anpfiff einen Blumenkranz am Mittelkreis nieder. Minutenlang herrschte andächtiges Schweigen. Nur ein Dudelsackspieler war zu hören, der die United-Hymne "We'll never die" spielte. Sie etablierte sich als Gedenken an den Flugzeugabsturz des United-Teams in München 1958, den Charlton, anders als einige Mitspieler, schicksalhaft überlebte. Seinen Ehrenplatz auf der Tribüne schmückte eine Grußkarte: "Geliebt, verehrt, nie vergessen. Vielen Dank. The Manchester United Family."

Die Emotionen an diesem speziellen Tag machten es anschließend quasi unmöglich, konzentriert Fußball zu spielen. Das Spiel geriet für United zur Zitterpartie. Wohl intuitiv zog sich ten Hag nach dem Elfmeterpfiff für Kopenhagen tief in der Nachspielzeit auf seine in die Tribüne eingebaute Trainerbank zurück, sie ist nach Sir Bobby benannt. Bei der Ausführung des Strafstoßes schauten viele Menschen in den Himmel. Dass der Ball nicht ins Tor ging, sagte Maguire, habe in den Sternen gestanden.

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