Männer-Finale bei US Open:Eher Ausnahme als Trend

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Der Gegner war diesmal zu groß: Novak Djokovic bei seinem Aus im Halbfinale der US Open. (Foto: AP)

Fast zehn Jahre waren Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic bei Endspielen von Grand Slams unter sich - nun werden die Routiniers von zwei Neulingen verdrängt. Das Ende einer Ära auszurufen, wäre allerdings verfrüht.

Kommentar von Jürgen Schmieder

James Bond hätte diese wunderbare Serie gefallen, schließlich hat der britische Geheimagent seit jeher eine Vorliebe für wiederkehrende Elemente - Flirt mit Miss Moneypenny, Gimmicks, Liebschaft mit einer bezaubernden Frau, Verfolgungsjagd, Rettung der Welt. Die vergangenen 38 Grand-Slam-Turniere trugen Bond'sche Züge: Mindestens einer der Finalteilnehmer der Männerkonkurrenz hieß Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic; 18 Mal blieben sie beim Endspiel unter sich.

Nach beinahe zehn Jahren findet nun zum ersten Mal wieder ein Finale ohne einen dieser drei Akteure statt. Federer und Djokovic scheiterten im Halbfinale, Nadal hatte seine Teilnahme aufgrund einer Verletzung absagen müssen. Es treten an: Kei Nishikori, 24, und Marin Cilic, 25. Es ist nicht zu leugnen, dass da eine neue Generation an Spielern existiert, deren Vertretern es künftig häufiger gelingen wird, das Finale bei einem Grand-Slam-Turnier zu erreichen - und es wohl auch zu gewinnen. Neben Nishikori und Cilic rütteln Milos Raonic, Grigor Dimitrov und Nick Kyrgios am Thron.

Djokovic mit miserablem Tag

Es wäre jedoch verfrüht, deshalb nun das Ende einer Ära auszurufen oder gar eine neue zu verkünden. Es gibt im Sport ohnehin den Trend zum Trend, singulären Ereignissen wird eine weitreichende Bedeutung beigemessen. Nach nur einem Fußballspiel gilt der Mittelstürmer als ausgestorben und ein Wochenende später als wiederauferstanden. Nach dem Australian-Open-Sieg von Stan Wawrinka im Januar war vom Ende der so genannten Großen Vier die Rede - zu denen noch Andy Murray gehört und die zuvor 36 der 38 Titel gewonnen hatten. Danach aber siegte Nadal bei den French Open (im Finale gegen Djokovic) und Djokovic in Wimbledon (gegen Federer).

Bei diesen US Open haben Federer und Djokovic bis zum Halbfinale herausragend und effizient agiert und auch knifflige Situationen bravourös gemeistert. Djokovic erwischte am Samstag einen miserablen Tag und unterlag einem taktisch prächtig eingestellten Gegner. Und Federers Kontrahenten gelang die nach eigener Aussage beste Partie seines Lebens. Das passiert nun mal.

Ian Fleming, der Erfinder von James Bond, sagte einst einen schönen Satz: "Ein Mal ist Zufall, zwei Mal kann passieren, drei Mal ist Feindeinwirkung."

Die 38 Turniere davor, das war der Trend - diese US Open sind erst einmal singulär, zumal Saisonarbeiter Nadal immer noch der beste Sandplatzspieler ist. Am Ende eines jeden 007-Films wird verkündet: "James Bond will return". Es gibt keine triftigen Gründe, weshalb dieser Satz nicht auch für Djokovic, Federer und Nadal gelten könnte.

© SZ vom 08.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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