Lurz wird Zweiter über zehn Kilometer:Erste Medaille für einen deutschen Schwimmer

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Edelmetall im "Entenklo": Freiwasserschwimmer Thomas Lurz muss sich im Serpentine Lake nach knapp zwei Stunden nur einem Tunesier geschlagen geben. Es ist die 26. internationale Medaille des Rekordweltmeisters - der damit jedoch weiter auf olympisches Gold wartet.

Am Ende zog er noch einmal an. Knapp zehn Kilometer hatte er schon hinter sich, als Thomas Lurz zum finalen Sprint ansetzte. Endlich eine Goldmedaille bei Olympia nach zehn Weltmeistertiteln. Endlich den wichtigsten Titel als Lohn für Jahre des harten Trainings im ungemütlichen Freiwasser.

Lurz in London: 22 Kilometer am Tag (Foto: dpa)

Gold für Lurz, das war seit Jahren das große Ziel. Doch es reichte wieder nicht ganz. Oussama Mellouli aus Tunesien, der dem Deutschen einen Kilometer vorher enteilt war, war nicht mehr einzuholen. Am Ende fehlten 3,4 Sekunden.

So blieb Lurz, 32, im Rennen über zehn Kilometer, der letzten Schwimmentscheidung in London, am Ende nur Silber. Der Rekordweltmeister, der 2008 in Peking zu Bronze geschwommen war, erlebte im Serpentine-See des Londoner Hyde Parks hinter dem neuen Olympiasieger Mellouli eine weitere olympische Enttäuschung, auch wenn Lurz erkannte: "Man muss mit Silber zufrieden sein. Ich konnte in der Mitte seinen Speed nicht mitgehen. Am Ende war es das optimale Rennen."

Mellouli, der in London vier Jahre nach seinem Olympiasieg über 1500 Meter Freistil im Becken Bronze geholt hatte und als erster Athlet zugleich auch im Freiwasser antrat, war einfach zu stark - und gewann in 1:49:55,1 Stunden.

Bronze ging an den Kanadier Richard Weinberger. Der zweite deutsche Schwimmer, Andreas Waschburger, landete auf einem guten achten Platz. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war es nach dem Debakel der Beckenschwimmer bei den Olympischen Spielen die erste Medaille.

Die Bedingungen hatten sich im Rennen deutlich besser präsentiert als befürchtet. Bei strahlendem Sonnenschein und 27 Grad hatten mehr als 10.000 Zuschauer, darunter zahlreiche deutsche Fans, die Schwimmer unterstützt. Die Sonne hatte das Wasser erwärmt: 21,1 und 21,4 Grad zeigten die Thermometer an den beiden Messstellen - gut ein Grad mehr als beim Frauen-Rennen tags zuvor.

Der See im Hyde Park war 1730 auf Anordnung von Königin Caroline angelegt worden - angeblich, damit sie dort ungestört baden konnte. Für die Freiwasser-Finals waren eigens die Schwäne, die ihn sonst bevölkern, umgesiedelt worden. Zudem waren Chemikalien gegen die Algen eingesetzt worden.

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Wirklich sauber war das Wasser dennoch nicht. "Dreck und Algen" hatte Lurz schon beim Training festgestellt. "Deutlich weniger Entenkacke als vor einem Jahr" fand Waschburger, der wie Lurz bereits am Testwettkampf teilgenommen hatte. Allerdings sind die Freiwasserschwimmer Schlimmeres gewohnt: tote Fische, tellergroße Quallen oder Holzpaletten mit rostigen Nägeln säumen schon mal ihren Weg.

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Das Tempo gab zunächst Mellouli vor. Lurz, von Waschburger begleitet, blieb an den Füßen des Tunesiers und verpasste ihm den einen oder anderen Schlag auf die Sohlen. Zur Halbzeit setzte sich Waschburger an die Spitze des 25-köpfigen Feldes. Lurz folgte hinter Mellouli. In der vorletzten der sechs Runden fiel Waschburger zurück, der Tunesier schwamm wieder vorneweg und setzte sich Meter um Meter ab.

Lurz blieb nur noch der Sieg in der Verfolgergruppe. Seit 2004, als er in Dubai seinen ersten WM-Titel gewonnen hatte, dominiert Lurz seinen Sport, schwimmt im Training "bis zu 20, 22 Kilometer am Tag", quält sich wie kein anderer. Die Mission Gold hatte er zusammen mit seinem Bruder Stefan, dem Bundestrainer der Freiwasserschwimmer, akribisch geplant.

Die ersten Weltcups der Saison ließ er aus, weil sie von den Bedingungen vor Ort und den Reisestrapazen her nicht in die Vorbereitung passten. Er nahm zwei Kilo zu, weil das Wasser im Serpentine Lake deutlich kälter ist als die 30 Grad warmen Fluten letztes Jahr in Shanghai, als er bei der WM einen kompletten Medaillensatz gewann. Und er reiste erst am Dienstag nach London, weil er "daheim in Ruhe trainieren" konnte. Er hatte alles getan, um perfekt auf den Tag X vorbereitet zu sein. Gold sollte es dennoch nicht werden.

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