Selbst als der bislang größte Triumph ihrer Karriere vollbracht war, war sich Liane Lippert nicht sicher: "Ich konnte es nicht glauben, selbst, als ich über die Ziellinie gefahren bin. Ich dachte, vielleicht hat es ja eine Fluchtgruppe gegeben."
Die gab es im Finale der zweiten Etappe der Tour de France der Frauen in Mauriac nicht. Die deutsche Straßenradmeisterin gewann den Sprint gegen die Gesamtführende Lotte Kopecky, schaffte so einen Durchbruch. Ihre Endschnelligkeit und Qualitäten am Berg sind hinlänglich bekannt, zunehmend entwickelt die 25-Jährige aber auch ein besseres Gespür für die Rennsituationen. Und das gipfelte nun in ihrem ersten Erfolg bei einem großen Rennen. "Ich habe so lange auf den Sieg gewartet", sagte die Friedrichshafenerin.
Auf der vierten Etappe könnte Lippert erneut eine Chance bekommen
Auf der dritten Etappe am Dienstag behauptete Lippert ihren zweiten Platz in der Gesamtwertung (das Finale in Montignac-Lascaux gewann die Niederländerin Lorena Wiebes im Massensprint). Das Gelbe Trikot ist für Lippert bis zum Tour-Finale am Sonntag in Pau dennoch kein Ziel: Sie ist in ihrem Team in erster Linie als Helferin eingeplant. Bei Movistar ist alles auf Spitzenfahrerin Annemiek van Vleuten ausgerichtet. Die niederländische Zeitfahr-Olympiasiegerin reißt seit Jahren fast alle Erfolge an sich, auch die Premiere der neu aufgelegten Frauen-Tour im vergangenen Jahr gewann sie.
Die seltenen Freiheiten, um ihren eigenen Zielen nachzujagen, nutzte Lippert nun - zur Freude ihrer Chefin. "Es ist nicht immer einfach, meine Teamkollegin zu sein, wenn man auch eigene Ambitionen auf einen Etappensieg hat", sagte van Vleuten: "Umso mehr freut es mich, dass sie diese Chance bekommen und sie genutzt hat." Im hügeligen Finale der vierten Etappe am Mittwoch nach Rodez könnte Lippert erneut die Gelegenheit ergreifen.