Leichtathletik-WM in Moskau:Deutsches Trio erreicht Stabhochsprung-Finale

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Silke Spiegelburg: Null Probleme in der Qualifikation (Foto: REUTERS)

Silke Spiegelburg und zwei Kolleginnen erreichen das Finale im Stabhochsprung. Nadine Müller erreicht im Diskuswerfen Rang vier. Brittney Reese gewinnt im Weitsprung ihr drittes WM-Gold in Folge.

Kurzmeldungen zur Leichtathletik-WM

Stabhochsprung, Frauen: Die deutschen Stabhochspringerinnen Silke Spiegelburg (Leverkusen), Lisa Ryzih (Ludwigshafen) und Kristina Gadschiew (Zweibrücken) haben bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau die Qualifikation überstanden und kämpfen im Finale am Dienstag (17.35 Uhr/ZDF und Eurosport) um die Medaillen. Das Trio meisterte jeweils 4,55 m. Ausgeschieden ist dagegen Caroline Hingst (Mainz), die mit Achillessehnenproblemen gehandicapt in den Wettkampf gestartet war. Hingst überquerte 4,45 im dritten Versuch, ließ die nächste Höhe aus, scheiterte dann jedoch dreimal an 4,60 m. Russlands Volksheldin und Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa schaffte die 4,55 m wie Spiegelburg im ersten Versuch. Für die 31 Jahre alte Doppelolympiasiegerin (2004 und 2008) sollen die Titelkämpfe in ihrer Heimat der krönende Abschluss ihrer Karriere werden. Nach der Saison will sie ihre Laufbahn beenden. Doch schon seit fünf Jahren konnte die Ex-Weltmeisterin keinen wichtigen Titel mehr gewinnen. Ebenfalls im Finale stehen Titelverteidigerin Fabiana Murer aus Brasilien, die kubanische Weltjahresbeste Yarisley Silva (4,90 m) und Olympiasiegerin Jennifer Suhr (USA). Die Olympia-Vierte und deutsche Rekorhalterin Spiegelburg (Leverkusen), will nach EM-Silber 2010 endlich wieder eine Medaille holen. Im vergangenen Jahr hatte die 27-Jährige bei der Hallen-WM, den Europameisterschaften und den Sommerspielen in London jeweils nur "Blech" gewonnen.

Diskuswurf, Frauen: Diskuswerferin Nadine Müller hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau eine Medaille verpasst. Die WM-Zweite von Daegu 2011 landete beim Sieg der kroatischen Olympiasiegerin Sandra Perkovic (67,99) mit 64,47 m auf Platz vier. Silber ging an die Französin Mélina Robert-Michon (66,28) vor der Kubanerin Yarelys Barrios (64,96), die in London Zweite geworden war. Damit setzte Perkovic ihre Siegesserie fort, seit Juli des vergangenen Jahres ist die 23-Jährige nun ungeschlagen und hat nun als erste Frau der Geschichte nacheinander EM-, Olympia- und WM-Gold gewonnen.

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Von Saskia Aleythe

Weitsprung, Frauen: Olympiasiegerin Brittney Reese aus den USA hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau Geschichte geschrieben und sich ihr drittes WM-Gold in Serie gesichert. Das war zuvor noch keiner Springerin gelungen. Die Titelverteidigerin sprang 7,01 m und verwies Blessing Okagbare aus Nigeria (6,99 m) auf Platz zwei. Bronze holte Ivana Spanovic aus Serbien mit 6,82 m. Sosthene Moguenara aus Wattenscheid erlebte eine herbe Enttäuschung. Die 23-Jährige war mit neuer Bestleistung von 7,04 m als Nummer zwei der Welt nach Moskau gereist, kam im Finale aber nicht über 6,42 m und den zwölften und letzten Platz hinaus. "Ich bin nicht in den Wettbewerb gekommen, ich weiß nicht warum", sagte sie: "Ich habe mich beim Aufwärmen eigentlich sehr gut gefühlt. Aber der erste Sprung war irgendwie weit weg. Es ist einfach nicht mehr drin gewesen." U20-Europameisterin Malaika Mihambo (Kurpfalz) und U23-Europameisterin Lena Markus (Münster) waren bereits in der Qualifikation gescheitert.

10.000 Meter, Frauen: Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba ist zum dritten Mal Weltmeisterin über 10 000 Meter geworden. Bei der Leichtathletik-WM in Moskau siegte die 28 Jahre alte Äthiopierin am Sonntagabend in 30:43,35 Minuten vor der Kenianerin Gladys Cherono (30:45,17) sowie Belaynesh Oljira aus Äthiopien (30:46,98). Die beste deutsche Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt stieg während des Rennens vorzeitig aus. Dibaba gewann während ihrer erfolgreichen Karriere auch schon zwei WM-Titel und einmal olympisches Gold über die 5000-Meter-Distanz.

Gehen, Männer: Der russische Geher Alexander Iwanow hat dem Ausrichter bei der Leichtathletik-WM in Moskau die erste Goldmedaille beschert. Der 20-Jährige überraschte auf dem Rundkurs im Olympiapark von 1980 die arrivierten Geher und ließ sich nach 20 km (1:20:58 Stunden) im Luschniki-Stadion von den Zuschauern feiern. Hinter Iwanow kam Olympiasieger Chen Ding (China) mit elf Sekunden Rückstand ins Ziel. Bronze ging an den Spanier Miguel Angel Lopez (+22 Sekunden). Christopher Linke aus Potsdam kam mit 1:02 Minuten Rückstand auf Platz 14. Knapp zwei Kilometer vor der Ziel hatten die Kampfrichter den Olympiazweiten Erick Barrondo (Guatemala) aus dem Wettbewerb genommen. Zuvor war bereits der Chinese Wang Zhen in Führung liegend disqualifiziert worden. Vor dem Wettbewerb hatte es Verwirrung um zwei russische Geher gegeben. Die Olympiasieger Sergej Kirdjapkin und Olga Kaniskina waren kurzfristig aus dem WM-Aufgebot gestrichen worden. Gründe für die Maßnahme wurden zunächst nicht bekannt gegeben. "Wahrscheinlich geht es um ihre Gesundheit", sagte ihr Trainer Walentin Malaskow. Der 33 Jahre alte Kirdjapkin hatte 2012 in London Olympia-Gold über 50 km geholt und war 2005 sowie 2011 Weltmeister über die lange Distanz. Die 28-jährige Kaniskina wurde 2008 Olympiasiegerin über 20 km und holte bei den letzten drei Weltmeisterschaften den Titel.

100 Meter, Frauen: Ganz souverän ist die deutsche 100-Meter-Meisterin Verena Sailer bei der Leichtathletik-WM in Moskau ins Halbfinale eingezogen. Die Ex-Europameisterin aus Mannheim gewann am Sonntag in Moskau ihren Vorlauf in 11,11 Sekunden. Halbfinale und Finale werden an diesem Montag im Luschniki-Stadion ausgetragen. "Ich bin glücklich, dass ich die nächste Runde erreicht habe, das war mein Ziel. Und ich bin erfreut von meiner Zeit", meinte Sailer. Tatjana Pinto aus Münster erreichte ihr Vorhaben, zum ersten Mal ins WM-Halbfinale zu kommen. Die 21-Jährige rannte als Vorlauf-Vierte 11,38 Sekunden. Die beste Zeit legte US-Meisterin English Gardner mit 10,94 Sekunden hin.

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Kugelstoßen, Frauen: Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat das Finale erreicht. Die 27 Jahre alte Hallen-Europameisterin und Weltranglistendritte vom LV Erzgebirge übertraf im zweiten Versuch mit 19,18 m die geforderten 18,70 m und greift am Montag (18.25 Uhr) nach einer Medaille. Josephine Terlecki aus Magdeburg verpasste dagegen den Endkampf der besten Zwölf mit 17,87 m. Zwar erzielte die 27-Jährige exakt die gleiche Weite wie die Weißrussin Alena Kopets, die als letzte Athletin das Finale erreichte, da sie jedoch keinen gültigen zweiten Versuch zustande brachte, schied Terlecki aus.

Auf den WM-Start verzichtet hatte Europameisterin Nadine Kleinert (ebenfalls Magdeburg), weil sie nicht mehr die Form früherer Jahre hat. Keine Probleme mit der geforderten Qualifikationsweite hatte Top-Favoritin Valerie Adams aus Neuseeland. Die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Weltjahresbeste stieß die Kugel bereits im ersten Versuch auf 19,89 m. Auch Jewgenija Kolodko (Russland), Silbermedaillengewinnerin in London, qualifizierte sich mit 19,55 m.

110 Meter Hürden, Männer: Erik Balnuweit (24) hat das Halbfinale über 110 m Hürden (Montag, 17.05 Uhr) klar verpasst. Der Leipziger blieb in seinem Vorlauf mit 13,68 Sekunden deutlich hinter seiner Saisonbestleistung (13,44) zurück und schied wie bei Olympia in London und der WM-2011 bereits in der ersten Runde aus. Dagegen sind Weltrekordler und Olympiasieger Aries Merritt, Titelverteidiger Jason Richardson und der Weltjahresbeste David Oliver (alle USA) locker in die nächste Runde eingezogen.

Ex-Weltrekordler Dayron Robles (Kuba) und Chinas Peking-Olympiasieger Liu Xiang waren nicht am Start. Um die WM-Nominierung Balnuweits hatte es vor Moskau einigen Wirbel gegeben. Der deutsche Meister Matthias Bühler hatte vergeblich versucht, seinen Start einzuklagen. Beide Sprinter hatten die A-Norm nicht erfüllt, Balnuweit im Vergleich zu Bühler aber die bessere Saisonbestzeit. Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), verteidigte die Entscheidung für Balnuweit: "Die teilweise geäußerten Behauptungen, die Entscheidung sei nicht nach leistungssportlichen Gesichtspunkten oder gar willkürlich getroffen worden, war schlichtweg falsch."

1500 Meter, Frauen: Mittelstreckenläuferin Diana Sujew aus Hamburg hat das Halbfinale verpasst. Die 22-Jährige scheiterte über 1500 m nach 4:09,40 Minuten bereits im Vorlauf. Sujew blieb auf der blauen Bahn des Luschniki-Stadions deutlich über ihrer Bestzeit (4:05,62), die sie vor vier Wochen im belgischen Heusden aufgestellt hatte. Die gebürtige Lettin lief bis 200 m vor dem Ziel mutig an der Spitze, dann ging ihr die Kraft aus. Ins Halbfinale am Dienstag kamen dagegen problemlos Titelverteidigerin Jenny Simpson (USA) und Gold-Favoritin Abeba Aregawi (Schweden). Der Endlauf startet am Donnerstag (19.20 Uhr). Olympiasiegerin Asli Çakir Alptekin wurde vor den Weltmeisterschaften des Dopings überführt. Die Türkin steht als Wiederholungstäterin vor einer lebenslangen Sperre.

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