Leichtathletik-WM in Daegu:Gold-Tag für die USA

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Jennifer Barringer Simpson gewinnt überraschend über 1500 Meter - auch über 400 Meter Hürden und im Hochsprung der Männer geht Gold an die USA. Die Deutschen erleben einen mäßigen WM-Tag: Hochspringer Raul Spank scheidet früh aus, dafür überzeugt Speerwerferin Christina Obergföll.

Der WM-Tag im Überblick

Jennifer Barringer Simpson hat einen Überraschungserfolg über 1500 Meter gefeiert. Mit großen Augen stand die Amerikanerin am Donnerstag nach dem Rennen in 4:05:40 Minuten im Ziel und konnte ihren Triumph kaum fassen. Ihr drittes WM-Gold hintereinander verpasste die gebürtige Äthiopierin Maryam Yusuf Jamal (Bahrain) als Zwölfte und Letzte. Auf Platz zwei kam Hannah England aus Großbritannien in 4:05:68 Minuten vor Natalia Rodriguez aus Spanien (4:05:87). Eine deutsche Teilnehmerin war nicht am Start.

Überraschungssiegerin: Jennifer Barringer Simpson über 1500 Meter. (Foto: REUTERS)

Hürdenläuferin Lashinda Demus aus den USA hat sich die Goldmedaille auf der 400-Meter-Distanz gesichert. Die Vizeweltmeisterin von Berlin 2009 verwies diesmal in 52,47 Sekunden die Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Melaine Walker aus Jamaika (52,73 Sekunden) auf den zweiten Platz. Dritte wurde Natalja Antjuk aus Russland in 53,85 Sekunden. Deutsche Läuferinnen waren auf dieser Strecke nicht am Start.

Auf den letzten Metern hat David Greene Gold über 400 Meter Hürden gewonnen. Der Europameister aus Großbritannien siegte am Donnerstag in 48,26 Sekunden vor Javier Culson aus Puerto Rico (48,44). Bronze ging an den Weltjahresbesten L.J. van Zyl aus Südafrika (48,80). Die Amerikaner Bershawn Jackson und Angelo Taylor landeten abgeschlagen auf Rang sechs und sieben. Der Dresdener Georg Fleischhauer war im Halbfinale ausgeschieden.

Hochspringer Raúl Spank ist nur auf dem neunten Platz gelandet. Der 23 Jahre alte Dresdner kam am Donnerstag nicht über 2,29 Meter hinaus. Seine Bestleistung steht bei 2,33 Meter. Zwei Jahre nach seinem dritten Platz bei der Heim-WM in Berlin verpasste der deutsche Serienmeister aus Sachsen damit das Siegerpodest. Schon die Qualifikation hatte der Olympia-Fünfte nur mit viel Glück überstanden. "Heute war alles daneben. Ich hoffe, dass ich die Niederlage und den Frust, den ich jetzt habe, positiv verarbeiten kann", meinte Spank. Top-Favorit Jesse Williams aus den USA holte sich sein erstes WM-Gold. Mit 2,35 Meter blieb der 27-Jährige zwei Zentimeter unter seiner Jahresweltbestleistung. Zweiter wurde der Russe Alexej Dmitrik, der ebenfalls 2,35 Meter überquerte. Bronze holte Trevor Barry von den Bahamas (2,32).

Olga Saladuha ist erstmals Weltmeisterin im Dreisprung geworden. Die Ukrainerin setzte sich mit 14,95 Meter durch. Titelverteidigerin und Topfavoritin Yargelis Savigne aus Kuba verletzte sich und musste auf einer Trage aus dem Innenraum gebracht werden. Silber eroberte Olga Ripakowa aus Kasachstan, die nur fünf Zentimeter weniger sprang als die Siegerin. Bronze ging an die Kolumbianerin Caterine Ibargüen (14,84). Die deutsche Rekordhalterin Katja Demut hatte ihre WM-Teilnahme wegen einer Verletzung abgesagt.

Ezekiel Kemboi hat Kenias viertes Gold gewonnen. In 8:14,85 Minuten schlug der Titelverteidiger beim Doppelsieg seines Landes über 3000 m Hindernis den Weltrekordler und Olympiasieger Brimin Kipruto (8:16,05). Bronze holte für Frankreich der Olympiazweite Mahiedine Mekhissi-Benabbad in 8:16,09. Im Vorlauf war der deutsche Meister Steffen Uliczka (Kronshagen/Kiel) ausgeschieden.

Jamaikas früherer Weltrekordler Asafa Powell wird bei den Leichtathletik-WM nicht mehr antreten. Der 28-Jährige verzichtet nach den 200 und 100 Meter auch auf eine Teilnahme über 4 x 100 Meter. Der Staffel-Olympiasieger und Weltmeister hatte als Weltjahresbester über 100 Meter wegen einer Leistenverletzung gefehlt. "Es ist keine gute Idee, es zu riskieren, wenn mein Team und mein Land von mir abhängig sind", ließ Powell am Donnerstag von seinem Manager Paul Doyle mitteilen: "Ich trainiere gut, aber ich habe noch leichte Schmerzen."

Das mit Spannung erwartete WM-Comeback von 800-Meter-Titelverteidigerin Caster Semenya ist geglückt. Die 20 Jahre alte Südafrikanerin qualifizierte sich in 2:01,01 Minuten ohne Probleme für das Halbfinale am Freitag. Nach dem Rennen fasste sie sich kurz ans Knie, gab aber Entwarnung: "Es ist alles okay. Ich konzentriere mich jetzt voll auf die nächste Runde." Semenya erreichte die fünftbeste Vorlaufzeit im Feld der insgesamt 24 Halbfinal-Teilnehmerinnen. Zu den Favoritinnen gehört die Weltmeisterin von 2009, die zuletzt Rückenprobleme hatte, aber nicht. Dazu zählt vor allem die Kenianerin Janeth Jepkosgei, die von Semenya in Berlin als Weltmeisterin entthront wurde. Jepkosgei rannte in 1:59,36 Minuten die beste Vorlaufzeit. Der Fall Semenya hat seit der WM 2009 für viel Wirbel gesorgt. Noch vor dem Finale, das die damals 18-Jährige in der Weltklassezeit von 1:55,45 Minuten gewann, hatte der Weltverband IAAF einen Geschlechts-Test für Semenya angeordnet. Ihre etwas männliche Erscheinung hatte Zweifel aufkommen lassen.

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In Bildern.

Christina Obergföll hat in der Speerwurf-Qualifikation mit einem Wurf auf 68,76 Metern eindrucksvoll ihre Ambitionen unterstrichen. Die 30-Jährige aus Offenburg zog als überlegene Tagesbeste ebenso ins Finale am Freitag (12.10 Uhr Uhr MESZ) ein wie Europameisterin Linda Stahl und Katharina Molitor (beide Leverkusen). "Es war die beste Qualifikation meiner Karriere. Knapp 69 m morgens um 10 Uhr, das ist schon was", sagte Obergföll. Die Olympiadritte kam gleich in ihrem ersten Versuch bis auf zehn Zentimeter an ihres Jahresbestweite heran und lag über fünf Meter vor Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechien/63,40) und mehr als sechs Meter vor der russischen Mitfavoritin Maria Abakumowa (62,49). Auch Molitor reichte ein Versuch für ihre guten 63,52 Metern zur direkten Qualifikation. Stahl musste dagegen mit 60,21 Metern ein bisschen bangen, um als Neunte den Einzug ins Finale zu schaffen.

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Mit herausragender persönlicher Bestweite von 21,50 Meter hat Kugelstoßer David Storl die Qualifikation gewonnen. Der gerade 21 Jahre alt gewordene Chemnitzer übertraf seine bisherige Bestmarke gleich um 45 Zentimeter und gehört mit dieser Weite in der Entscheidungen am Freitag (12.00 Uhr/MESZ) zu den Medaillenkandidaten. Titelverteidiger Christian Cantwell (20,73) sagte zu Storl: "Der Junge ist unglaublich. Im Finale müssen wir aufpassen." Auch seine US-Teamkameraden, die vor ihm WM-Gold gewonnen hatten, waren beeindruckt vom 21-Jährigen, der aussieht wie ein 17-Jähriger und hinlangt wie ein Alter: "David wird ein Großer, er kann uns hier schon ärgern", sagt Reese Hoffa (20,96), Titelträger von 2007. "Unglaublich dieser Junge, er ist absolut ein Medaillenkandidat", fand Adam Nelson, Weltmeister von 2005.

Weitsprung-Europameister Christian Reif und der deutsche Meister Sebastian Bayer haben problemlos das Finale erreicht. Der Ludwigshafener Reif qualifizierte sich am Donnerstag sicher mit 8,13 Metern für die Medaillen-Entscheidung am Freitag. Hallen-Europarekordler Bayer, der für den Hamburger SV startet, schaffte mit zwei Zentimetern weniger ebenfalls den Sprung ins Finale. Bester des Vorkampfes war Titelverteidiger Dwight Phillips aus den USA mit 8,32 Meter. Olympiasieger Irving Saladino aus Panama schied überraschend aus.

Die deutsche 4x400-Meter-Staffel hat das Finale erreicht. Das Quartett Jonas Plass, Kamghe Gaba, Eric Krüger und Thomas Schneider absolvierte den Vorlauf am Donnerstag in 3:00,68 Minuten. Die amerikanische Staffel sorgte in diesem Vorlauf in 2:58,82 Minuten für eine Weltjahresbestzeit. Ebenfalls für den Endkampf am Freitag qualifizierte sich Südafrika mit dem beinamputierten Läufer Oscar Pistorius. Der 24-Jährige trat als Startläufer an.

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