Leichtathletik bei Olympia:Wenn ein Kenianer mit einem Franzosen feiert

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Emotionaler Höhepunkt trotz 100-Meter-Finale: Im Schatten des großen Sprintrennens zeigt der Kenianer Ezekiel Kemboi nach seinem Sieg über 3000 Meter Hindernis, wie man auch jubeln kann. Eine Kasachin gewinnt im Dreisprung, eine US-Läuferin über 400 Meter. Deutsche Athleten spielen an diesem Sonntag nur eine Nebenrolle.

Eigentlich war es wie immer. Ein Olympiarennen über 3000 Meter Hindernis, der Sieger kommt aus Kenia. Seit 1984 ist das bei den Olympischen Spielen nun so, auch in London änderte sich daran nichts. Wie Ezekiel Kemboi seine Goldmedaille feierte, ist jedoch noch selten zu beobachten gewesen. Nach dem Zieleinlauf tauschte er mit dem Zweitplatzierten Franzosen Mahiedine Mekhissi-Benabbad das Trikot, sprang seinem Kontrahenten um den Hals und ließ sich ein paar Meter tragen.

Mekhissi-Benabbad trägt Ezekiel Kemboi: Erfolgreiches Duo (Foto: REUTERS)

Es war einer der schönsten Momente dieser allerdings noch kurzen Leichtathletik-Konkurrenz in London. Der Weltmeister aus Kenia feierte damit einen Olympiasieg, den er vor allem einer fulminanten Schlussrunde zu verdanken hatte, die ihn zu einer Zeit von 8:18,56 Minuten trug - knapp vor Mekhissi-Benabbad (8:19,08 Minuten) sowie seinem kenianischen Landsmann Abel Kiprop Mutai (8:19,73). Deutsche Starter waren im Endlauf nicht dabei, Steffen Uliczka war im Vorlauf ausgeschieden.

Auch für Oscar Pistorius endeten die Spiele als Einzelstarter im Halbfinale über 400 Meter. Nachdem der Südafrikaner am Samstag als erster doppelt unterschenkelamputierter Läufer bei den Spielen in London Geschichte geschrieben hatte, scheiterte er in 46,54 Sekunden wie bei der WM vor einem Jahr in Südkorea als Letzter seines Laufs in der Vorschlussrunde.

"Das war eine überwältigende Erfahrung. Ich wollte ins Halbfinale, ein Traum ist wahr geworden", sagte Pistorius. Nach dem Zieleinlauf tauschte er seine Startnummer mit Weltmeister Kirani James (Grenada), der als Zweitschnellster der Vorschlussrunde in 44,59 Sekunden seine Gold-Ambitionen unterstrich. Eine Hundertstelsekunde schneller war Lalonde Gordon (Trinidad and Tobago).

Mit dem Einzug ins Halbfinale hatte Pistorius sein Ziel für London schon erreicht. Eine Medaillenchance hat er dagegen mit der Staffel. Die südafrikanischen WM-Zweiten von 2011 zählen auch in London zu den Kandidaten für einen Platz auf dem Podium.

Die Frauen haben über 400 Meter bereits ihre Olympiasiegerin: Die frühere Weltmeisterin Sanya Richards-Ross gewann über die Stadionrunde. In 49,55 Sekunden verwies die US-Amerikanerin die Olympiasiegerin von Peking, Christine Ohuruogu aus Großbritannien, mit 15 Hundertstelsekunden Vorsprung auf den zweiten Platz. Bronze gewann DeeDee Trotter aus den USA in 49,72 Sekunden.

Vizeweltmeisterin Olga Rypakowa siegte im Dreisprung. 14,98 Meter reichten für Gold - vor Caterine Ibargüen aus Kolumbien, die 14,80 Meter sprang. Weltmeisterin Olga Saladuga aus der Ukraine holte Bronze mit 14,79 Meter.

In der letzten Entscheidung des Sonntags sicherte sich der Ungar Krisztian Pars Gold im Hammerwurf. Nach den Plätzen fünf in Athen und vier in Peking übertraf der 30 Jahre alte Europameister als einziger Werfer die 80-Meter-Marke und holte sich das Gold mit 80,59 Meter vor Peking-Sieger Primoz Kozmus aus Slowenien, der auf 79,36 Meter kam. Bronze ging mit 78,71 Meter an Athen-Olympiasieger Koji Murofushi aus Japan.

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In allen drei Wettbewerben, Hammerwurf, 400 Meter der Frauen und im Dreisprung waren keine deutschen Athleten am Start. Carsten Schlangen war einziger deutscher Athlet, der am Abend im Olympiastadion aktiv wurde - den Einzug ins 1500-Meter-Finale verpasste er jedoch klar. Der 31-Jährige wurde in 3:38,23 Minuten Elfter und Vorletzter seines Halbfinallaufs.

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"Die Chance für das Finale war da. Ich habe alles gegeben, aber 150 Meter vor dem Ziel war es vorbei. Ich bin natürlich nicht zufrieden", sagte Schlangen. Der EM-Zweite von 2010 hatte sich nachträglich durch seine Bestzeit von 3:33,64 Minuten noch für das Olympiateam qualifiziert.

Am Mittag hatte Irina Mikitenko eine Medaille beim olympischen Marathon deutlich verpasst. Die gebürtige Kasachin landete bei ihrer fünften Olympia-Teilnahme auf dem 14. Platz, nachdem sie bis zur Hälfte des Rennens in der Spitzengruppe mitgehalten hatte. Im Ziel auf dem Prachtboulevard The Mall lag die 39 Jahre alte London-Siegerin von 2008 und 2009 in 2:26:44 Stunden 3:37 Minuten hinter der Spitze.

"Ich bin volles Risiko gegangen, das ging bis Kilometer 30 gut" sagte Mikitenko dem sid, "danach wollten meine Beine nicht mehr. Von der Platzierung bei meinen letzten Olympischen Spielen bin ich enttäuscht." Olympiasiegerin wurde nach 42,195 Kilometern Tiki Gelana, die das zweite Gold für Äthiopiens Frauen nach Fatuma Roba 1996 in Atlanta holte. Die 24-Jährige siegte in 2:23:07 Stunden vor Vizeweltmeisterin Priscah Jeptoo aus Kenia (2:23:12). Bronze ging an die Russin Tatjana Petrowa in 2:23:29 Stunden. Erstmals in der Geschichte hatte das Ziel einer olympischen Marathon-Entscheidung nicht im Olympiastadion gelegen.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd/fred - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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