Leichtathletik:«Absolut nicht möglich»: Robert Harting sagt WM-Start ab

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Robert Harting wird seinen WM-Titel nicht verteidigen können. (Foto: Bernd Settnik)

Kienbaum (dpa) - Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat am Dienstag seinen Start bei der Leichtathletik-WM in Peking abgesagt. Elf Monate nach seinem Kreuzbandriss im Knie war ihm das Risiko gerade mit Blick auf sein Ziel Olympia-Gold 2016 zu groß.

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Kienbaum (dpa) - Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat am Dienstag seinen Start bei der Leichtathletik-WM in Peking abgesagt. Elf Monate nach seinem Kreuzbandriss im Knie war ihm das Risiko gerade mit Blick auf sein Ziel Olympia-Gold 2016 zu groß.

Bei einer Pressekonferenz in Kienbaum äußerte sich der 30-Jährige auch zu weiteren Themen wie der Doping-Diskussion, seinem Video-Protest gegen den Weltverband IAAF und den WM-Chancen seines Bruders Christoph.

Harting über...:

... seine WM-Absage:

„Ich fühle mich wieder super und habe körperlich sehr viele Defizite abbauen können. Das heißt aber nicht, dass alles schon wieder gut läuft. So eine Kreuzband-Verletzung hat mehrere Dimensionen. Anfang Juni hatten wir es wieder so weit geschafft, dass sich der Körper nicht mehr gegen das Training wehrt. Aber leider ist diese Phase viel zu kurz, um danach noch bei einer WM starten zu können. Das ist für mich leider absolut nicht möglich. Ich müsste da ein Risiko eingehen, dass ich nicht eingehen kann. Wenn ich mir noch mal das Kreuzband reiße, könnte ich 2016 nicht in Rio antreten. So ist diese Entscheidung eine Mischung aus Risiko, Bauchgefühl und Leistungseinschätzung.“

... den Zeitpunkt seiner Entscheidung:

„Ich habe immer mit einem WM-Start geliebäugelt. Das Niveau ist international im Moment nicht besonders hoch. Deshalb war die Versuchung immer da, deshalb hat die Entscheidung auch sehr lange gedauert. Faktisch entschieden war es für mich nach den deutschen Meisterschaften im Juli.“

... sein Ziel Olympia-Gold 2016:

„Das ist das Ziel, absolut. Ich habe in diesem Jahr sehr viel gelernt. Man nimmt einfach sehr viel Körpererfahrung mit. Ich bin felsenfest davon überzeugt, im nächsten Jahr wieder im Bereich von 68 oder 69 Metern werfen zu können.“

... seine weiteren Pläne für dieses Jahr:

„Nach Peking werde ich nicht fliegen. Minimalziel ist, noch zwei, drei Wettkämpfe in diesem Jahr zu machen und beim ISTAF in Berlin anzutreten. Wenn dabei nur 64 Meter und Platz vier herauskommen, bin ich natürlich nicht glücklich. Aber das Ganze hat ja einen methodischen Sinn.“

... die WM-Chancen seines Bruders Christoph Harting:

„Ich bewundere Christoph immer wieder im Training. Er hat richtig was drauf. Bei seinen physischen Werten kann man neidisch werden. Aber für den WM-Titel ist er noch zu jung und zu unerfahren. Ich hoffe, dass er ein paar Leute ärgern kann. Ich erwarte aber nichts.“

... die Reaktionen auf seinen Video-Protest gegen den Weltverband IAAF:

„Ich weiß, dass viele Sportler diesen Vorstoß nicht mögen, weil sie sich selbst nicht trauen. Ich kann das verstehen. Trotzdem gab es von vielen Athleten quer durch alle Disziplinen auch viele positive Reaktionen. Durch diese Video-Aktion bzw. unseren Hashtag ist endlich Bewegung in die Sache gekommen. Jeder kann sich jetzt dazu äußern. Dadurch kommen immer mehr Gedanken ins Spiel. Wir sammeln jetzt Ideen und Feedback. Eine zweite Aktion, ein zweites Video damit wäre schön.“

... seine Kritik an den Funktionären der IAAF und auch des Deutschen Leichtathletik-Verbandes:

„Es gibt eine riesige Lücke zwischen den Funktionären und den schweißtreibenden Athleten. Was mich furchtbar erschüttert hat, ist, wie auch unser DLV-Präsident Clemens Prokop in der Doping-Debatte rhetorisch untergegangen ist. Vielleicht liegt es an seiner Kandidatur für das IAAF-Council. Aber ein Präsident muss für seine Sportler da sein. Ich habe heute eine Aussage von ihm gehört, da zeigt sich immer wieder, dass das alles Taktik ist. Er hätte ja auch mal Kritik an der IAAF üben können. Wenn es die Länder bzw. die Verbände nicht tun, wer soll es denn sonst machen? Wir Athleten sind die Existenzberechtigung der Funktionäre. Es darf nicht das passieren, was mit dem Radsport passiert ist. Es muss das Ziel sein, das Vertrauen in unseren Sport zurückzugewinnen.“

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