Leichtathletik-WM in Eugene:Deutschland hofft auf Stab und Staffel

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Millimeterarbeit: Bo Kanda Lita Baehre katapultiert sich gerade noch so ins Finale. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Zwei Stabhochspringer ziehen bei der WM ins Finale ein, auch die 4x100-Meter-Staffel mit Gina Lückenkemper erreicht den Endlauf. Das Männer-Quartett leistet sich hingegen zwei Patzer beim Stabwechsel und ist raus.

In sich gekehrt und eher unzufrieden kam der Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre aus dem Stadioninnenraum. "Ich muss technisch noch genauer arbeiten. Mit 5,75 Metern kann ich vorne nicht mitmischen", erklärte der 23 Jahre alte WM-Vierte aus Leverkusen. Für ihn war die Qualifikation für den Medaillenkampf bei der Leichtathletik-WM in Eugene in der Nacht zum Montag (2.25 Uhr MESZ/ARD) alles andere als ein Höhenrausch: "Mit dieser Leistung wird es schwer, eine gute Platzierung zu bekommen."

Er hatte die notwendigen 5,75 Meter als vorletzter Springer gerade noch so im dritten und letzten Versuch geschafft. "Davon lasse ich mich aber nicht runterziehen und gehe nicht mit einer negativen Einstellung in das Finale", sagte Lita Baehre. Wegen eines kräftigen Rückenwinds hatte er mehrmals die Stäbe wechseln musste und dies "als einen kleinen Krimi" erlebte. Der Umstand, dass er die notwendige Höhe mit dem Stab schaffte, mit dem er bei den deutschen Meisterschaften in Berlin mit 5,90 Metern eine Bestleistung aufstellte, legte nahe: Es war keine Frage des Materials.

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Eine Frage guter Nerven war das Durchkommen auch für Oleg Zernikel. Der Olympia-Neunte aus Landau überquerte ebenfalls 5,75 Meter und freute sich, "auf den Punkt genau" fit zu sein. "Ich habe gelernt, Ruhe zu bewahren", sagte der Anhänger von Meditation. Der Leverkusener Torben Blech scheiterte an der Anfangshöhe von 5,30 Metern. Weltrekordler Armand Duplantis fliegt nach Olympiasieg, EM- und Hallen-WM-Gold dem ersten Freiluft-Weltmeistertitel entgegen. Die Höhe von 5,75 Metern war für den schwedischen WM-Zweiten von 2019 und Serien-Sechs-Meter-Springer kein großes Hindernis.

Fragen nach der Erfolgsmisere des deutschen WM-Teams und dem möglichen Mangel an Auftriebskraft für ihn hingegen nervten Lita Baehre. "Ich habe gar nichts damit zu tun, wie die anderen abschneiden", sagte er ärgerlich und fügte an: "Ich finde es richtig traurig, dass darauf herumgehackt wird."

Platz zwölf und 56,46 Meter im Speerwurf der Frauen für Fuchs

Abseits des Stabhochsprungs gab es weiter mehr Tiefen als Höhen bei den deutschen Athleten. Die 4x100-Meter-Staffel der Frauen sprintete angeführt von Gina Lückenkemper zwar ins Finale der Nacht zum Sonntag (4.30 Uhr MESZ/ZDF). Zwei Patzer beim Stabwechsel bremsten hingegen das Männer-Quartett, das in der Zeit von 38,83 Sekunden zu wenig Tempo für den Endkampf-Einzug machen konnte. Nach dem Anfang Juni aufgestellten deutschen Rekord von 37,99 Sekunden hatte es sogar leise Hoffnung auf ein Vorpreschen in die Nähe der Medaillen gegeben.

Im Speerwurf-Finale kam die Potsdamerin Annika Marie Fuchs mit nur 56,46 Metern nicht über den zwölften und letzten Platz hinaus. Den WM-Titel holte sich wie schon 2019 Kelsey-Lee Barber aus Australien mit 66,91 Metern. Über 800 Meter war Endstation im Halbfinale für Majtie Kolberg als Sechste in 2:01,36 Minuten und für Christina Hering als Achte in 2:01,57 Minuten. "Ich kann es grade gar nicht nachvollziehen, das hätte nicht passieren dürfen, dass mir alle wegrennen, denn es war auch nicht bombastisch schnell", sagte Hering.

So blieb der Deutsche Leichtathletik-Verband auch am achten von zehn Wettkampftagen ohne Medaille und mit nur einer Top-Acht-Platzierung. Der Verband hofft nun auf ein versöhnliches WM-Finale, weil einige der Besten noch starten. Ein großes Happy End aber dürfte es nach dem insgesamt wenig glorreichen Auftritten so wenig werden wie bei den Olympischen Spielen mit nur drei Medaillen. "Der olympische Erfolg in Tokio war nicht gut und ist schon hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Insofern ist das sportliche Abschneiden bei der WM keine Überraschung", erklärte Urs Granacher, Vorsitzender der Potenzialanalyse-Kommission. Die Potas-Analyse berechnet anhand vieler Kriterien die Möglichkeiten von Spitzenverbänden und Sportarten.

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